Ein uralter Stamm ist das Zeitlmann-Geschlecht. Laut früheren Aufzeichnungen hatte sich vor 320 Jahren ein Schmied gleichen Namens in der Gasse, jetzt Bahnhofstraße 26, in "Dumbach" niedergelassen. Er war im Ort und dessen Umgebung der erste Schmied, der Aufträge für die damaligen Kleinbauern erledigt hat. Die Schmiede war in einem kleinen, zur Gasse hin offenen Anbau am Wohnhaus untergebracht.
Von Generation zu Generation wurde das Schmiedehandwerk seitdem vom Vater auf den Sohn weitergegeben. Auszüge aus Pfarrmatrikeln, die Pfarrer Leonhard Zechmeier am 21. August 1933 zum Stammbaum der Zeitlmann-Familie zusammengefügt hat, belegen dies: Johann Zeitlmann und Margarete Schmied, Berthold Zeitlmann und Maria Katharina Rogner von Burggrub, Johann Zeitlmann und Barbara Scheibl von Aicha, Johann Lorenz Zeitlmann und Magdalena Biersack von Kumpf (Ort im Truppenübungsplatz Grafenwöhr), Ignatz Zeitlmann und Anna Pfleger von Stegenthumbach, Alois Zeitlmann und Margarete Böhm.
Theo Zeitlmann war der siebte und letzte Stammhalter in Folge, der in dem Anwesen das Schmiedehandwerk mit Meisterprüfung ausübte. Gelernt hatte er bei Vater Alois in der kleinen, bereits gemauerten Werkstatt. Bis 1956 bewirtschaftete die Familie auch noch eine kleine Landwirtschaft.
Weil einst viel mit Pferdegespannen gearbeitet wurde, kamen die Bauern mit den Tieren zum Beschlagen der Hufe in die Werkstatt. Deshalb absolvierte Theo im September 1954 in der staat-lichen Hufbeschlagschule Nürnberg einen viermonatigen Kurs, den er erfolgreich mit der Meisterprüfung zum Huf- und Wagenschmied abschloss.
1957, nach dem Tod des Vaters, erkannte Theo Zeitlmann die Zeichen der Zeit. Da viele Landwirte bei der Bewirtschaftung ihrer Felder und Wiesen von Pferden oder Ochsen auf mit Diesel betriebene Schlepper umstellten, begann er mit dem Handel und der Reparatur von land-wirtschaftlichen Geräten. Balkenmäher und Mähwerke, Heuwender, Pflüge und Eggen: Alles war bei ihm zu erwerben, konnte gewartet und repariert werden.
Am 12. August 1958 schloss er mit Margarete Kastner aus Oberbibrach in der Pfarrkirche Kirchenthumbach vor Pfarrer Alois Böhm, einem Verwandten des Bräutigams, den Bund der Ehr. Da seine "Reti" überall fleißig anpackte, wurde die Schmiede zum Laden umfunktioniert und eine Scheune zur neuen Schmiede. Im Laden wurden Werkzeuge, Haushalts- und Geschenkartikel verkauft, bis Einkaufsmärkte und später Internet-Shopping dafür sorgten, dass er ab 2017 langsam aufgegeben wurde.
Zehn Lehrlinge hat Theo Zeitlmann ausgebildet; er war täglich der Erste in der Werkstatt und am Amboss, um Sonderwünsche für Kunden zu fertigen. Zeitweise waren vier bis fünf Arbeiter sowie die Lehrlinge in der Schmiede beschäftigt. Mit dem Zusammengehen der Innung der Schmiede mit der der Schlosser zur Metallinnung verlor das Schmieden aber immer mehr an Bedeutung. Die Esse wurde nicht mehr oft angeheizt, viele Teile in Massenanfertigung günstig bezogen - oder erst gar nicht mehr benötigt.
In dieser Zeit formte Theo Zeitlmann seine Schmiede zum Metallbaubetrieb um. In seiner Werkstatt wurden Gartentore und -türen, Überdachungen, Zäune und Geländer nach den Wünschen der Kunden, meistens verzinkt und gestrichen, angefertigt. Während der Vertrieb landwirtschaftlicher Geräte zurückging, nahmen der Verkauf und die Reparatur von Rasenmähern und Motorsägen ständig zu.
Ein Schicksalsschlag war für Theo und Margarete Zeitlmann im Oktober 1981 der Unfalltod ihres Sohnes Heribert. Seit 1994 führt Tochter Manuela Zeitlmann-Schmidt mit ihrem Ehemann Ludwig Schmidt, der sich in Bayreuth erfolgreich der Prüfung zum Metallbaumeister stellte. Diese ist seitdem unter dem Namen "Metallbau ZS" bekannt. 2006 mussten die alte Schmiede sowie die Werkstatt einer neuen Halle Platz machen. Der Amboss sowie alle übrigen Maschinen fanden ihre neue Heimat im Gagglhof, einem ehemaligen bäuerlichen Anwesen. Die Esse wird für Vorführungen dort sogar manchmal wieder angeheizt. Aus dem Laden wurden Büroräume.
Die Firma "Metallbau ZS" ist jetzt ein moderner, seit 2018 zertifizierter Betrieb mit qualifizierten neun Mitarbeitern. Gearbeitet wird mit 3D-Zeichenprogrammen, als Material für Zäune, Tore und Geländer kommen Edelstahl mit Pulverbeschichtung und Glaselemente sowie Aluminium für Anbaubalkone, Carpots, Überdachungen und Sommergärten zum Einsatz. Für die Industrie werden ganze Stahlbühnen für Maschinen und Anlagen gefertigt.
Alois Zeitlmann bekam 1949 für 250-jährige Tätigkeit des Schmiedegeschlechts für das Handwerk eine Auszeichnung der Handwerkskammer Regensburg, Theo Zeitlmann 1984 für 285 Jahre eine Urkunde der Handwerkskammer Passau. Sowohl der Vater als auch der Sohn wurden mit dem Goldenen Meisterbrief geehrt.
Immer Schmiede und Musikanten
Die Zeitmanns waren ein fester Bestandteil des öffentlichen Lebens - und sie waren Vollblutmusiker: wie Großvater Ignatz und Vater Alois so auch Theo. Ignatz Zeitlmann dirigierte um 1900 eine Kirchenthumbacher Blaskapelle, ab 1932 bis Mitte der 1950er Jahre gab es dann die "Kapelle Alois Zeitlmann". Am Festgottesdienst zu Weihnachten wirkte außer dem Kirchenchor immer ein Orchester mit. Einer der Instrumentalisten war Schmiedemeister Zeitlmann, der virtuos eine der Geigen spielte.
Als die "Kapelle Zeitlmann" aufgehört hat, beteiligte sich Theo mit seiner Trompete an der neuen Formation "Kapelle Edelweiß", die Baptist Fröhlich leitete. Alois Zeitlmann war Gründungsmitglied des Handwerker- und Gewerbevereins und hat mit seiner Kapelle in den 1950er Jahren bei den legendären Gewerbebällen im Josefshaus oder in den "Burglichtspielen" musiziert.
Auch der Feuerwehr war die Familie Zeitlmann treu. Wenn Theo in der Nachkriegszeit per Fahrrad mit umgehängter Trompete durch den Ort flitzte und an den Straßenecken Signal blies, war dies das Zeichen für die Kameraden: "Antreten am Feuerwehrhaus hinter der Kirche."
Wappen an der Hauswand
Das Wappen der Zeitlmanns stammt aus dem Jahr 1738, darauf aufmerksam gemacht haben die Kirchenthumbacher Familie Rudolf und Otto Zeitlmann. Letzterer war Textilgroßhändler in München, Ersterer Veterinär in Starnberg. Beide hatte die Geschichte der Familie Zeitlmann interessiert. Sie informierten die Eltern von Theo über das Wappen, das dann an der Wand des Wohnhauses angebracht wurde.
Es zeigt einen Fahnenschmied - so auch der Hausname -, eine seit Jahrhunderten benutzte Bezeichnung eines gelernten Schmieds für Reiterei, berittene und bespannte Militäreinheiten. Eine Fahne kennzeichnete den Standort der Feldschmiede und des Rossarztes. Fahnenschmiede waren vor der Etablierung der Tiermedizin nicht nur für den Hufbeschlag der Pferde, sondern auch für die Behandlung von Pferdekrankheiten zuständig.



















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