Von Fritz Fürk
Wie Wohnraumbeschaffung und sozialer Wohnungsbau aussehen, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in der Marktgemeinde in die Tat umgesetzt. Der "Bundesblock" feiert heuer seinen 65. Geburtstag. 1953 wurde das neue Gebäude auf einem Grundstück der Pfarrpfründestiftung von von der Räumung betroffenen Menschen aus dem Übungsplatz bezogen.
Als Randgemeinde war auch Kirchenthumbach von der Vergrößerung des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr betroffen. Unter anderem musste der Weiler Luisenhof (Hub), ein landwirtschaftliches Gut, geräumt werden. Für die zehn ausgesiedelten Familien errichtete das Landbauamt Amberg in der Hirtengasse, später Görglaser Straße, einen Wohnblock mit zehn Wohnungen. Im Volksmund hieß er "Bundesblock". Bauherr war nämlich die Bundesrepublik Deutschland.
Mit dem Bau begann die Baufirma Kohl am 22. September 1952. Schon nach vier Wochen war der Rohbau vollendet. Am 30. Oktober 1952 luden das Landbauamt Amberg, die beiden Baufirmen Kohl aus Vilseck und Engelhardt aus Auerbach zum Richtfest in den Thumbecksaal ein. Bei der Feier dabei waren auch Landrat Josef Decker, der Leiter des Landbauamts, Regierungsbaurat Spanagl, sein Vertreter Regierungsrat Pöhlmann, Kreisbaumeister Döberich, Inspektor Hans Oberndorfer und Bürgermeister Hans Schuller.
Verlorener Krieg als Grund
Einem Protokoll ist zu entnehmen: "Baurat Spanagl dankte in herzlichen Worten den beteiligten Baufirmen für ihre gute Arbeit. Der Redner betonte, dass der Grund für diese Baumaßnahme ein verlorener Krieg sei. Die Schuld für die Räumung treffe in erster Linie die Personen, die 1939 leichtsinnig einen Krieg vom Zaune brachen. Sein Dank galt dem Herrgott, der alles wohl gelingen ließ und jedes Unglück bisher vom Bau fernhielt."
Auch Bürgermeister Hans Schuller ergriff das Wort. Wie er ausführte, "diene der neue Block dazu, die Wohnraumnot etwas aufzulockern. Er bedauerte es allerdings, dass der zweite geplante Block nicht zur Durchführung gelangte. Der Bürgermeister schilderte die Wohnraumnot in den verflossenen Jahren, als wiederholt schon Personen das Gebiet des Übungsplatzes verlassen mussten. Sein Dank galt neben dem Bauamt und den Firmen ganz besonders Pfarrer Josef Bollmann, einem Mann, der durch seinen Weitblick das Siedlungswesen in Kirchenthumbach in den letzten Jahren ganz besonders förderte und die Frage des Baugrundes wie in diesem, so auch in vielen anderen Fällen regelte, indem er den Kirchengrund zur Verfügung stellte."
"Reichliches Mahl"
Landrat Josef Decker betonte beim Richtfest, "dass die Schuld des verspäteten Baubeginns nicht beim Landbauamt liege, denn dieses habe bereits im Frühjahr das Projekt ausgearbeitet, sondern bei den verspäteten Mittelzuteilung." Man habe immer wieder mit einer Verlängerung des Aussiedlungstermines gerechnet, "aber die Amerikaner ließen sich nicht dazu bewegen". Decker sprach ebenfalls den leitenden Baufachleuten und Ingenieur Reiber, dem Leiter der Außenstelle Eschenbach des Landbauamtes Amberg, Dank aus.
Weiter heißt es in dem Protokoll zum Richtfest: "Ein reichliches Mahl war ein kleiner Lohn für die vielen Arbeiten. Den Zimmerleuten war es zu danken, dass sie noch am letzten Tag alles daransetzten, um den Dachstuhl zu vollenden. Eine Auerbacher Kapelle sorgte für Stimmung und Unterhaltung, und die Arbeitgeber und das Bauamt verbrachten mit den Arbeitern Stunden bester Kameradschaft."
Wie bei einem "Staatsbau" üblich, wurde der künstlerische Aspekt nicht vernachlässigt. An der Stirnseite des Wohnblocks wurden mit Mosaiksteinchen Motive aus Natur und Religion eingearbeitet. Vor knapp 20 Jahren hat der Bund das Gebäude an einen Privatmann verkauft.
Am Übergang vom 19. ins 20. Jahrhundert erwarb Ernst von Grafenstein das Gut und trat es seinem Bruder Ferdinand von Grafenstein, Justizrat in Weiden und Gutsbesitzer in Hammergänlas (heute Truppenübungsplatz), ab. 1931 ließ dieser den Weiler Hub umbenennen in Luisenhof. Grund dafür war seine Frau, die Luise hieß. An der Zufahrtsstraße zum Gut stand eine Tafel mit der Aufschrift: „Dies Gut, Luisenhof benannt, war früher nur als Hub bekannt. Vermerk Du dies, als Wand’rer oder Gast, in Buch und Hirn, so eins davon Du hast.“
Das Gut Luisenhof wurde nach seiner Räumung nach und nach abgebaut. Unter anderem wurde das Knabenschulhaus aus dem Jahr 1956 mit den Ziegeln von dort gebaut. Vor allem die Buben der Klassen vier bis acht mussten die gebrauchten Backsteine von Mörtelresten befreien. Auch zahlreiche Privatpersonen holten sich für ihren Hausbau brauchbares Material. (ü)
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