Ein Mann läuft durch das Sportheim in Kirchenthumbach und ruft: „157? Hat jemand die 157?“ Hinter ihm her geht sein Sohn, der in einer Hand ein Heft, in der anderen einen Stapel Sticker hat. Reihenweise schütteln die Leute verneinend den Kopf. „Das ist die einzige Nummer, die uns noch fehlt, dann ist das Heft voll“, erklärt der Vater. Das Projekt des SC Kirchenthumbach, ein Sticker-Sammelalbum, hat fast absurde Ausmaße angenommen. Nicht nur der komplette Sportclub, sondern die ganze Gemeinde Kirchenthumbach scheint in ein Sammelfieber verfallen zu sein.
Auslöser dafür war die Idee von Abteilungsleiter Marco Streit, anlässlich des 60-jährigen Jubiläums des Vereins ein Stickeralbum, vergleichbar mit den legendären Panini-Alben, anfertigen zu lassen. „Das es solche Ausmaße annimmt, hat uns schon überrascht“, gibt auch Vorsitzender Gerhard Lindner zu. „Es sammeln ja nicht nur Kinder, sondern auch die Erwachsenen, Eltern und Großeltern. Das kommt bei allen das Kind zum Vorschein“, versucht er die Begeisterung zu erklären. Das geht sogar so weit, dass der SC Kirchenthumbach eine Tauschbörse im Sportheim ausrichtet: Erwachsene sitzen an den Tischen, Kinder wuseln durch die Räume – alle haben sie Sticker in den Händen und Listen mit den noch fehlenden Bildchen vor sich.
Auf den Stickern abgebildet sind fast alle Sportler des eigenen Vereins. Die Fußballer sind von der G-Jugend bis zu den Alten Herren im Sammelheft vertreten. Auch die Sparten Tennis und Breitensport, wie Volleyball und Aerobic, sind darin zu finden. Vielleicht lässt sich so das leidenschaftliche Sammeln erklären. „Es ist schon besonders, wenn man die meisten auf den Stickern persönlich kennt“, weiß Streit. Er habe sich selbst schon dabei erwischt, dass er im Ort unterwegs war und die Leute, die er getroffen hat, einordnete: „Hab ich schon“ oder „fehlt mir noch“.
Über ein Unternehmen in München lief dann die Produktion der Sticker und der Sammelhefte. „Einzige Bedingung war, dass wir eine bestimmte Anzahl an Bildern haben mussten. Das war aber kein Problem“, erklärt Streit. Erstaunlich problemlos lief dann auch der Fototermin ab. Der gesamte Verein trat an einem Wochenende an und ließ sich von einem Fotografen ablichten. „Das hat mich selbst überrascht, dass nur wenige Sportler fehlten. Die fehlenden Fotos haben wir dann selbst nachgeliefert.“
Als die ersten Stickerpäckchen ankamen, begann der Ansturm auf die Verkaufsstellen. Fünf Bildchen kosten einen Euro. „Es bilden sich teilweise Schlangen vor den Verkaufsstellen, die die Sticker verkaufen. Wenn die Päckchen ausverkauft sind, werde ich ständig auf der Straße gefragt, wann denn Nachschub komme“, sagt Lindner. Die Kinder bekamen vom Verein zu Weihnachten die Sammelhefte geschenkt.
„Inzwischen haben wir bereits über 10 000 Päckchen mit Stickern für je einen Euro verkauft. Rund 300 Alben sind im Umlauf“, sagt Streit. Viel verdient der Verein daran nicht, das war aber auch gar nicht das Ziel. „Wir sind mit einem kleinen Prozentsatz an den Einnahmen beteiligt“, erklärt Lindner. Anlässlich des Vereinsjubiläums sei es einfach eine schöne Idee gewesen. Einige Sammler schlagen bereits vor, die Aktion in zehn Jahren zu wiederholen. Neue Bilder, neue Leute, und bis dahin habe bestimmt jeder sein Album gefüllt.




















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