Kleinklenau bei Tirschenreuth
26.08.2019 - 15:45 Uhr

Auch viele Frauen halten Hof

Quasi über den zweiten Bildungsweg hat Kathrin König nach zwei Jahren erfolgreich die Gesellenprüfung in der Agrarwirtschaft abgelegt. Sie ist eine von sechs Frauen, die heuer beim "Bildungsprogramm Landwirt", kurz Bila, erfolgreich waren.

Kathrin König hat es geschafft. Sie hat das Bildungsprogramm Landwirt (Bila) erfolgreich absolviert. „Ohne die Familie wäre das nicht zu schaffen gewesen“, sagt sie. Das Bild zeigt die Familie mit den Vertretern vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Im Bild (von links) Wolfgang Wenisch, Florian, Kathrin, Lukas und Jakob König, Franz und Monika Schmid und Manfred Zintl. Bild: tr
Kathrin König hat es geschafft. Sie hat das Bildungsprogramm Landwirt (Bila) erfolgreich absolviert. „Ohne die Familie wäre das nicht zu schaffen gewesen“, sagt sie. Das Bild zeigt die Familie mit den Vertretern vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Im Bild (von links) Wolfgang Wenisch, Florian, Kathrin, Lukas und Jakob König, Franz und Monika Schmid und Manfred Zintl.

Das Bila-Programm gibt es schon seit 20 Jahren, wissen Landwirtschaftsdirektor Wolfgang Wenisch und Manfred Zintl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), die der 32-jährigen Kleinklenauerin zum Erfolg gratulierten. Kursbeginn war Anfang Oktober 2017. In den zwei Jahren haben die Teilnehmer rund 400 Stunden an Zeit investiert.

Familie muss mitziehen

Kein Pappenstiel, wenn man in der Landwirtschaft zu Hause ist. Gerade das letzte halbe Jahr mit zwei Kursabenden pro Woche sei nicht einfach gewesen, sagt Kathrin König. "Bei so einem hohen Aufwand geht nichts, wenn nicht die Familie dahintersteht", ergänzt sie. Sieben Grundlagenmodule, unter anderem pflanzliche Produktion, Pflanzenschutz mit Sachkundenachweis und Grundlagen der tierischen Produktion, nahmen 75 Stunden ein. Bei den fünf Schwerpunktmodulen zum Thema "Pflanzliche Produktion" ging es in 60 Stunden unter anderem um Getreidebau und Vermarktung, Ackerfutterbau und Konservierung sowie um Waldbau.

Schwerpunktmodule

Die Schwerpunktmodule "Tierische Produktion" umfassten 30 Stunden und befassten sich mit Milchviehhaltung und Vermarktung, Rinderaufzucht sowie Rindermast und -vermarktung: ein Heimspiel für Kathrin König, die in drei Jahren den Milchvieh-Vollerwerbsbetrieb von den Eltern Monika und Franz Schmid übernehmen wird. Weitere Schwerpunktmodule waren etwa "Landwirtschaftliche Betriebswirtschaft", "Steuern und Recht" und der Lehrgang "Lichtbogen-Handschweißen". Dazu kamen noch neun Praxistage, neun Abende Ergänzungsseminare und zwei Tage Prüfungsvorbereitung.

Wie Manfred Zintl erklärt, bietet die bayerische Landwirtschaftsberatung mit dem Bila-Programm ein modulares Bildungsprogramm an, bei dem die Bausteine individuell von den Teilnehmern ausgewählt werden können. Dabei werde durch die Vermittlung von Fachwissen an Nebenerwerbs- oder künftige Haupterwerbslandwirte und Frauen in landwirtschaftlichen Betrieben die Grundlagen gelegt. Durch die stete Aktualisierung der fachspezifischen Wahlmodule werde eine betriebsindividuelle Weiterbildung und zeitgemäße Betriebsführung in der Agrarwirtschaft gewährleistet, ergänzt der Leiter des AELF, Landwirtschaftsdirektor Wolfgang Wenisch.

Die Bila-Ausbildung beginnt im Oktober, mit im Schnitt 35 Teilnehmern, von denen etwa 20 die Gehilfenprüfung absolvieren. Das Bildungsprogramm Landwirt richte sich in der Hauptsache an landwirtschaftliche Unternehmer, die bereits einen Beruf außerhalb der Landwirtschaft erlernt haben und den häuslichen Betrieb im Nebenerwerb weiterführen möchten. Mit sechs Teilnehmerinnen, die auch die Abschlussprüfung abgelegt haben, sei diesmal eine stolze Frauenquote erreicht worden, sagt Manfred Zintl.

Bessere Prüfungsergebnisse

Von 19.30 bis 22 Uhr gehen die Kursabende im AELF über die Bühne. Dazu kommen dann noch Thementage, meist samstags, wo es um die Praxis geht, im Unterschied zur Landwirtschaftsschule, die als Vollzeitmodell konzipiert ist. Die Abschlussschüler beider Systeme sehen sich nur einmal bei der Abschlussprüfung, denn die ist für alle gleich, am gleichen Tag, am gleichen Ort.

Wolfgang Wenisch sagt, dass die Schüler im Unterschied zur regulären dreijährigen Ausbildung gegenüber den Bila-Absolventen klar im Vorteil seien. Die Lebenserfahrung der Bila-Schüler gleiche diese Defizite aber oft aus und viele von ihnen lieferten die besseren Ergebnisse bei der Prüfung ab. Das sei heuer wieder sehr deutlich gewesen.

Kathrin König stammt zwar aus einem Bauernhof, hat aber ihre ursprüngliche Ausbildung auf einen anderen, nicht ganz fremden Feld, gemacht. 2009 schloss sie ihre Technikerinnenausbildung für Ernährung und Hauswirtschaft als Beste in Bayern ab. Auch Ehemann Florian König kommt nicht aus der Landwirtschaft. Der gelernte Schreiner wurde über den zweiten Bildungsweg Straßenwärter und arbeitet bei der Straßenmeisterei in Tirschenreuth. Auf dem Hof hat er eine kleine Schreinerei eingerichtet und wenn Not am Mann ist, hilft er selbstverständlich in der Landwirtschaft mit, genauso wie Kathrins jüngerer Bruder, der als Mechatroniker bei der Hamm AG sein Brot verdient.

Das Ehepaar ist seit sechs Jahren verheiratet und hat zwei Söhne, Jakob (vier Jahre alt) und Lukas (zwei Jahre). "Seit Tochter und Schwiegersohn mithelfen, gibt es sogar manchmal Stallfreitage für mich und meine Frau", freut sich Betriebsleiter Franz Schmid.

Kathrin König im Stall ihres Milchvieh-Vollerwerbsbetriebs. Bild: tr
Kathrin König im Stall ihres Milchvieh-Vollerwerbsbetriebs.
Auch auf dem Lader kann der firschgebackenen ausgebildeten Landwirtin keiner etwas vor machen. Bild: tr
Auch auf dem Lader kann der firschgebackenen ausgebildeten Landwirtin keiner etwas vor machen.
Information:

Der nächste Bila-Infoabend ist am Donnerstag, 26. September um 19.30 Uhr im AELF. 28 Interessenten haben sich bereits angemeldet. Wer dabei sein will, soll sich umgehend mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Tirschenreuth in Verbindung setzen, Telefon 09631/7 98 80.

 
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