Knöpfe! Es gibt viele davon zu sehen im Deutschen Knopfmuseum. So viele, dass man sie in großen, flachen Schubladen unterbringen musste, die der Besucher selber aufmachen darf. Aber bei einem Rundgang durch den großen Ausstellungsraum im ersten Stock erfährt man auch etwas über die Geschichte des Knopfes.
Und die ist ganz witzig: Wer weiß schon, dass der Knopf selber zwar schon einige Jahrtausende alt ist, das zugehörige Knopfloch aber erst im 14. Jahrhundert in Europa erfunden wurde? Vorher knöpfte man nämlich mittels Lederschlaufen. Die alten Römer hielten rein gar nichts von der Knöpferei. Sie zwickten Toga und Tunika mittels einer „Fibel“ zusammen, was den typischen Faltenwurf der Kleidung hervorrief.
Die „Leitkultur“ der Römer führte dazu, dass sich kein Mensch von Welt mehr geknöpft blicken lassen wollte. Dennoch gab es jahrhundertelang Knöpfe, wenn auch mit reiner Zierfunktion an der Kleidung. Die Knöpfe repräsentierten dabei den sozialen Status ihres Trägers. Da gab es Knöpfe mit Stickereien, mit alabasternen Reliefs auf blauem Porzellan, und – sozusagen als Porsche unter den Knöpfen – den Smaragd besetzten Knopf. Da staunten die Kreuzritter nicht schlecht, als sie den edlen Zierknopf bei den Türken als praktischen Kleiderverschluß im militärischen Einsatz wiederentdeckten.
Nur Männer knöpfen
Bis etwa 1870 durften aber nur Männer Knöpfe tragen. Für Damen ziemte sich das romantische und dicht schließende Häkchen. Knöpfe waren höchstens als Attrappe erlaubt. Als dann endlich auch Frau knöpfen durfte, war das wohl erst mal den Damen der „High Society“ vorbehalten. Zofen knöpften Madames Bluse auf und zu. Deshalb befinden sich bei Damenblusen auch heute noch die Knöpfe auf der linken Seite. So bekam die Zofe sie mit der rechten Hand zu fassen.
Männer mussten selber knöpfen, weshalb bei ihnen die Knopfreihe rechts war und immer noch ist. Die Fummelei mit den Knöpfen ist für Männerhände damals wie heute ein Greuel. Besonders schlimm wird es, wenn ein Knopf auch noch abreißt und angenäht werden muss. Doch auch für diesen größten anzunehmenden Knopf-Unfall sorgte die findige Knopfindustrie vor: Der sogenannte Junggesellen-Knopf hielt dank einer trickreichen Klemm-Mechanik auch ohne Faden.
Heute steht der Knopf dank anderer Möglichkeiten sozialer Repräsentation nicht mehr im Mittelpunkt der Mode, was schmerzreiche Folgen für die Knopfindustrie hat. Der belanglose Massen-Knopf läuft nun mal billiger in Fernost vom Band, die Künste der deutschen Knopf-Experten sind nicht mehr so gefragt wie früher. Und so schwand die Zahl der Bärnauer Knopffabriken in den letzten Jahren und Jahrzehnten dahin.
Knopfmacher in Bärnau
Angefangen hatte alles im Jahr 1895, als der Knopfmacher Johann Müller aus der Gegend von Znaim in Mähren die Bärnauer Knopfindustrie begründete. Anlass war, den in Deutschland immer mehr verlangten Perlmuttknopf innerhalb der Zollgrenzen des deutschen Reiches herzustellen. Die Perlmuttknöpfe wurden damals auf der Fußdrehbank hergestellt, da es noch keine Antriebsmotoren gab. Als typische Unternehmensgründer machten sich immer wieder Mitarbeiter der Müller’schen Knopffabrik selbstständig, so dass in und um Bärnau eine ganze Knopfindustrie entstand.
Der Erste Weltkrieg unterbrach die Aufwärtsentwicklung, die erst in den 30er Jahren wieder einsetzte. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg ging es aber richtig los. Bis 1957 entstanden 57 Knopffabriken in Bärnau. Ab 1950 begannen Kunststoffe Perlmutt als bis dahin einzigen Rohstoff für die Knöpfe zu verdrängen. 1955 entstand eine Knopffachschule. In dieser Hoch-Zeit der Bärnauer Knopfindustrie fand sogar eine internationale Knopf-Fachmesse in Bärnau statt, die „IKNOFA“.
Deutsches Knopfmuseum
1975 war es zwar mit Schule und Messe vorbei, dafür wurde im gleichen Jahr das Deutsche Knopfmuseum in einem stillgelegten Knopfbetrieb eröffnet. 1983 zog das Museum in das Gebäude der ehemaligen Knopffachschule um. 1998 schließlich fand das Deutsche Knopfmuseum seine endgültige Heimstatt im sanierten ehemaligen Kommunbrauhaus, das zuletzt 14 Jahre leer gestanden war und zu verfallen drohte.
In einem modernen Medienraum im Erdgeschoss kann man sich hier heute Filme über die Knopfindustrie anschauen. Gegenüber ist eine originale Knopfwerkstatt aufgebaut, in der auch Führungen und Demonstrationen stattfinden. Das Deutsche Knopfmuseum in der Tachauer Straße 2 ist bis Oktober donnerstags bis sonntags (und an Feiertagen) von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Anmeldung für Gruppen und Rückfragen sind während der Museums-Öffnungszeiten unter Telefon 09635/1830 oder in der Tourist-Info im Geschichtspark unter Telefon 09635/3450028 möglich. Mehr Infos gibt es auch im Internet auf www.deutsches- knopfmuseum.de.
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