Köglitz bei Kemnath
05.10.2018 - 18:55 Uhr

Den Menschen eine Rose sein

Bei der Weihe der von Peter und Irene Schleicher erbauten Theresienkapelle zelebriert Karel Simandl den Festgottesdienst. Einige Jahre später steht der Prälat der Apostolischen Nuntiatur Berlin dort erneut am Altar.

Prälat Karel Simandl und Pfarrer Heribert Stretz (von links) zelebrieren den Festgottesdienst.. Bild: hl
Prälat Karel Simandl und Pfarrer Heribert Stretz (von links) zelebrieren den Festgottesdienst..

Zusammen mit Pfarrer Heribert Stretz feierte Karel Simandl den Festgottesdienst zum Patroziniumsfest der heiligen Theresia von Lisieux. Seiner Predigt stellte Stretz eine Geschichte voran, die vom deutschen Dichter Rainer-Maria Rilke bei seinem Pariser Aufenthalt erzählt. So ging dieser mit einer Begleiterin an einer alten Bettlerin vorbei, die stumm und unbeweglich da saß und Gaben ohne jedes Anzeichen von Dankbarkeit entgegennahm. Der Dichter gab ihr zur Verwunderung seiner Begleiterin nichts, denn man müsste ihrem Herzen schenken, nicht ihrer Hand.

Am nächsten Tag erschien Rilke mit einer wundervollen halb erblühten Rose, die er der Bettlerin gab. Diese griff nach seiner Hand, küsste sie und ging mit der Rose davon. Eine Woche lang blieb sie verschwunden. Auf die Frage, wovon sie die ganzen Tage über gelebt habe, antwortete Rilke: von der Rose.

Mit dieser Geschichte leitete der Seelsorger auf das Leben der heiligen Theresia (1873 bis 1797) über. Eines ihrer schönsten Worte strahle gleichsam wie ein Stern über ihrem kurzen Leben: "Ich will meinen Himmel damit verbringen, auf Erden Gutes zu tun. Ich werde Rosen regnen lassen." Sie sei zutiefst überzeugt gewesen, dass ihr Leben bei Gott weitergehen werde. Schon als Kind habe sie den Geist des Evangeliums einatmen können und schon sehr früh ihre Berufung zur Ordensfrau gespürt.

Bevor sie als 15-Jährige in den Karmeliterorden eintreten konnte, musste sie so manche Hürden überspringen. Auch waren die ersten Jahre im Kloster eine harte Anstrengung und Selbstbeherrschung. Dennoch habe sie die Liebe zu ihrem Gott als Berufung angesehen, erklärte Stretz. Mit großer Zuversicht und unzerstörbarem Optimismus habe sie ein Leben vorgelebt, an dem abzulesen sei, was Gott mit Menschen zu tun vermag, die auf seinen Ruf antworten.

Die Zivilisationsängste der Menschen werden immer bedrängender und schrieen geradezu nach Antworten, die eine Welt voller Individualismus und Ichbezogenheit nicht mehr zu geben vermöge, meinte der Prediger. Auseinanderbrechen von Familien, Vernichtung von Arbeitsplätzen, Perspektivlosigkeit und Verwahrlosung der Jugend, Einsamkeit und Depression arteten geradezu in eine Hysterie aus. Unsere Welt sei in Gefahr, zu einer Zuschauergesellschaft zu verkümmern.

"Welche Rosen gibt es da, die man diesen Menschen in ihre Hände legen kann?", fragte Stretz. Eine Antwort sei, sich am Leben der heiligen Theresia zu orientieren. Wer sich deren Botschaft zu eigen mache, könne das Gesicht dieser geschundenen Welt ein wenig verändern und ihr Wärme geben.

Ein freundlicher Gruß, ein Lächeln, ein liebes Wort, ein Besuch, eine kleine Anerkennung oder ein Telefonanruf reichten da schon aus. Dies seien Rosen, von denen Menschen ganze Tage leben könnten. Die Sprache der Liebe verstünden alle. Theresia habe diese nicht nur verstanden, sondern selbst gesprochen.

Die Lesung und die Fürbitten trug Irene Schleicher vor. Prälat Simandl dankte Pfarrer Stretz für die festliche Gestaltung des Gottesdienstes sowie die ermutigende und zu Herzen gehende Predigt zum Patroziniumstag. Dankesworte richtete er auch an das kammermusikalische Ensemble mit Kirchenmusikdirektor Andreas Sagstetter aus Waldsassen am Cembalo und Violinistin Katharina Fortelny.

Pfarrer Heribert Stretz und Prälat Karel Simandl (Vierter und Fünfter von links) mit den Ministranten und der Familie Schleicher sowie den Instrumentalisten Katharina Fortelny (links) und Andreas Sagstetter (Zweiter von rechts) vor der Kapelle nach dem Gottesdienst. Bild: hl
Pfarrer Heribert Stretz und Prälat Karel Simandl (Vierter und Fünfter von links) mit den Ministranten und der Familie Schleicher sowie den Instrumentalisten Katharina Fortelny (links) und Andreas Sagstetter (Zweiter von rechts) vor der Kapelle nach dem Gottesdienst.
Andachtsecke in der Kapelle mit dem Bild der heiligen Theresia von Lisieux. Bild: hl
Andachtsecke in der Kapelle mit dem Bild der heiligen Theresia von Lisieux.
 
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