Dieses Jahr feiert der Königsteiner Posaunenchor sein 100-jähriges Bestehen mit einem Festgottesdienst am Pfingstmontag um 10 Uhr in der Pfarrkirche St. Georg. Aus dem Leben der evangelischen Kirchengemeinde ist er nicht mehr wegzudenken. Ursprünglich entstand der Posaunenchor aus einem überkonfessionellen Musikverein, den der Obermüller Johann Pirner um das Jahr 1920 gründete und auch leitete. Den finanziellen Grundstock des Vereins legte Pirner durch den Verkauf eines Schweines. Mit dem Erlös aus diesem Geschäft schaffte er die ersten Instrumente an. Da die Musikgruppe auch an den Gottesdiensten beider Konfessionen mitwirkte, kam es zu Unstimmigkeiten. Der damalige Pfarrer Hans-Peter Schmidt berief 1922 die Gründungsversammlung eines kirchlichen evangelischen Bläserchores ein. Dazu erschienen 13 junge Burschen und die Kirchenvorsteher. Geprobt wurde erst in der Schreinerwerkstatt von Kaspar Taubmann (Schattl) und später in der Wohnung vom „Ibermüler“ Johann Pirner. Vier Instrumente aus der Gründerzeit sind noch vorhanden und teilweise in Gebrauch, z. B. der Tiefbass und die Zugposaune.
Streng waren die Gebote der Satzung „Die Mitglieder haben sich von solchen Lustbarkeiten, die dem Christen nicht ziemen, fernzuhalten. Anstoßerregendes Verhalten, insbesondere übermäßiges Trinken wird mit Ausschluss geahndet“. Als Mitgliedsbeitrag zahlten die Bläser zehn Pfennig im Monat.
An den großen Festen wie Weihnachten, Ostern, Pfingsten und dem Reformationsfest sollte der Chor vor dem Gottesdienst und im Gottesdienst spielen. Sein Standort war auf dem Kühberg, wo er hinunter ins Tal blies. Bei schlechtem Wetter wurde vom Turm geblasen.
Auch den Gottesdienst an Johanni auf der Johanniskapelle umrahmte der Chor musikalisch. Als 1933 Pfarrer Christoph Bammes seinen Dienst in Königstein aufnahm, stellte er sofort eine Satzung auf, die eine Trennung zwischen Blasmusik und Posaunenchor beinhaltete. „Der Posaunenchor will zur Ehre Gottes dem christlichen Gemeindeleben dadurch dienen, dass er edle geistige Musik pflegt zur geistlichen Erbauung und christlichen Freude der Gemeindeglieder,“ so wurde es in der Satzung festgelegt. Damit wurde den Mitgliedern auch ganz klar das Mitwirken bei Tanz- und Biermusik und ähnlichen Veranstaltungen untersagt. Der Zweite Weltkrieg unterbrach die Aktivitäten des Chores, er löste sich sogar auf. Außerdem fiel Karl Pirner, der Sohn des Gründers, der ein begabter Chorleiter und Organist war, im Krieg. Er hinterließ eine schmerzliche Lücke, die lange offen blieb.
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