Die Schützengesellschaft Tell 1923 feiert am 23. Juli in Königstein ihr 100-jähriges Gründungsjubiläum. Acht Männer kamen im Jahre 1923 bei Gastwirt und Gründungsmitglied Michael Grötsch zusammen und bestimmten sein Gasthaus zum Vereinslokal, heißt es aus der Vereinsgeschichte. Bei ihm konnte mit den dort eingerichteten Luftgewehrständen „scharf geschossen“ werden. Hingegen befanden sich die Stände der Kleinkaliber-Gewehre „am Bergl“, wo der Verein ein eigenes Schützenheim baute. Diese Gebäude ist heute die Wasserwachtshütte. Erfreulicherweise ist ein hundertjähriges Zimmerstutzen-Gewehr aus dem Gründungsjahr noch vorhanden, das die Firma Lebrecht in Amberg anfertigte. Ebenso haben sich viele alte Schützenscheiben aus den Jahren 1928 und 1929 erhalten, die die Vereinswirtin Lina Grötsch aufbewahrte.
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gab es kein Vereinsleben mehr und es dauerte fast 40 Jahre, bis der Schießsport in Königstein wieder Fuß fassen konnte. So fanden sich im Jahre 1975 im Gasthaus Kliegel 23 Freunde des Schießsportes zusammen, um die alte Tradition zu beleben und wieder einen Schützenverein zu gründen. Anton Schöner wurde zum Schützenmeister gewählt. Der Patenverein waren und sind die Waldmeister Krottensee, mit denen der Verein auch heute noch freundschaftlich verbunden ist.
Nun musste noch ein Schützenheim gefunden werden. Pfarrer Josef Schwenzl stellte dem Verein im alten katholischen Pfarrhaus einen Raum zur Verfügung, in dem im Dezember 1975 der erste Schuss in einem der drei Schießständen abgegeben wurde. Am 1. Februar 1976 fand die Preisverteilung des Standeröffnungsschießens im Badcafé statt. Ende 1976 zählte der Verein bereits 96 Mitglieder. Der sportliche Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Beide Mannschaften schafften auf Anhieb den Aufstieg in die A- Klasse.1977 wurde Klaus Wolkersdorfer Gauschützenkönig, Hans Pirner wurde Gaumeister in der Einzeldisziplin Luftpistole. Bald wurde das provisorische Schützenheim zu klein und Schützenbruder Werner Kugler stellte dem Verein den alten Milchhof zur Verfügung. Hier konnten sechs Schießstände eingerichtet werden. Schon darauf gelangen der ersten Mannschaft glänzende Erfolge. Sie stieg in ununterbrochener Folge über die Bezirksliga 1979 in die Landesliga auf.
1982 bauten die Schützen ans Gasthaus Kliegel ein neues Schützenheim mit sechs Schießständen. 120.000 Mark kostete das Schützenheim, wobei 2400 Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet wurden. Inzwischen hatten sich eine Jugendmannschaft und eine Damenmannschaft gebildet.
Fahnenweihe im Jahre 1983
Ein Meilenstein seiner Geschichte erlebte der Verein im Jahre 1983. Er selbst bestand 60 Jahre und der Markt Königstein beging seine 625-Jahr-Feier. Tell richtete das Gauschießen aus. In der damaligen Festwoche war der Sonntag ganz den Schützen gewidmet. Höhepunkt war am 17. Juni 1983 die Fahnenweihe. Ein besonderes Ereignis war ebenso der Biathlon-Wettbewerb, der zweimal im Winter 1986 und 87 zusammen mit dem Sportverein gemacht wurde.
In den 1990 Jahren erreichte die Mitgliederzahl mit 160 Personen ihren höchsten Stand. Hervorragende Ergebnisse erzielte die Pistolenmannschaft, die 2014 in die Landesliga aufstieg: Gaumeister 2018 wurde die Luftpistolenmannschaft der Herren nicht nur in der Einzel-, sondern auch in der Mannschaftswertung. Ebenso gewann der Verein im selben Jahr den Liga-Cup.
Sechs Jahre standen die Schützen ohne Vereinsheim da, denn ihr Mietvertrag wurde ihnen 2016 nach dem Verkauf des Gasthauses Kliegel gekündigt. Schießgelegenheiten für Trainings- und Wettkampfzwecke boten die Nachbarvereine in Krottensee und Neukirchen.
Vorstand tritt zurück
Wegen Differenzen um die geplante Fusion mit Neukirchen und dem neuen Vereinsheim in der Stadelreihe trat im März 2019 fast der gesamte Vorstand zurück, was beinahe das Ende des Schützenvereins gewesen wäre. Ehrenschützenmeister Franz Grötsch, der den Verein bereits zwölf Jahre lang bis 2002 geleitet hatte, erklärte sich bereit, erneut den Vorsitz zu übernehmen, um den Fortbestand zu sichern. Im März 2022 wurde die Stadelreihe eingeweiht und der Startschuss für die Schießstände gegeben. Seitdem finden nun wieder das Weihnachtsschießen, das Gemeindeschießen und das Königsschießen statt. Ein Rosenmontagsschießen für alle Königsteiner ist angedacht, zumal es kaum mehr eine Faschingsveranstaltung in Königstein gibt, heißt es. Schützenmeister Franz Grötsch freut sich: „Wir haben nun erneut eine Jugendmannschaft mit acht Jungen. Auch die Mitgliederzahlen gehen wieder nach oben.“ So kann der Verein frohgemut und voller Zuversicht in die Zukunft blicken und sein 100-jähriges Jubiläum am 23. Juli in der Stadelreihe feiern.
Am Sonntagmorgen 9.30 Uhr stellt sich der Kirchenzug am Steinstadel auf und marschiert zur St.-Michaels-Kirche. Um 10 Uhr findet ein ökumenischer Festgottesdienst statt. Danach gibt es in und um den Steinstadel einen Festbetrieb. Für musikalische Unterhaltung sorgen Peter und Leo. Von 14 bis 16 Uhr wird für Kinder von sechs bis zwölf Jahren ein Luftgewehrschießen angeboten.
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