Wo sich Insekten wohlfühlten, sei durch ihre Bestäubungsleistung eine Ertragssteigerung von 77 bis 80 Prozent zu verzeichnen. Das sei nachgewiesen, betonte Harald Schlöger. Dafür müssten Garten- und Landschaftsbereiche in einem ökologischen Gleichgewicht sein. Es brauche Wildkräuter, die in einer Ecke des Gartens oder am Feldrain wachsen dürften, Nahrungsquellen in Form von Blütenpflanzen und Gräsern, die bis Herbst zur Verfügung stehen, und den richtigen Feuchtigkeitshaushalt, damit alles gedeihe.
Schlöger betonte, dass die Ursachen für den Insektenschwund nicht nur in der Landwirtschaft und den Pestiziden zu suchen sind, sondern in allen Bereichen der Gesellschaft. Früher habe es zwischen den noch kleineren Feldern mehr Randstreifen mit Wildpflanzen gegeben. Tiere fanden Unterschlupf unter Hecken, unter Bäumen am Straßenrand wurde nicht so oft gemäht. Die Gärten wiesen verwilderte Flächen oder mit einem reichen Blütenangebot im Gemüse- und Bauerngarten auf.
Nachts möglichst wenig Licht
Moderne Kiesbeete verdunsteten Feuchtigkeit statt sie zu binden. Die Flächen heizten sich viel zu sehr, erklärte Schlöger. Gärten mit einem abwechslungsreichen Angebot von Stauden- und Heckenpflanzen, Trockenmauern, Magerrasen und Wiese, aber auch Obstbäumen und einem Hausbaum werden schnell von den Insekten besiedelt. Diese bräuchten auch eine Wasserfläche in der Nähe. Als Nahrung dienten Dolden- und Korbblütlerpflanzen. Gefüllte Blüten seien für viele Insekten ungünstig, da sie die Pollen nicht erreichten. Auf Beleuchtungssysteme, die die ganze Nacht über leuchten, sollte man verzichten, da sie die Insekten anziehen und nicht zur Ruhe kommen lassen.
Hier könnten auch die Kommunen helfen. Kaltweißes LED-Licht in Straßenlaternen ziehe Insekten viel mehr an als warmwelliges. Wenn nur ein schmaler Streifen am Straßenrand gemäht werde und der Rest ausreifen könne, schaffe dies neue Rückzugsmöglichkeiten und Nahrungsquellen. Dies treffe auch auf Privatgärten zu. Zudem sprach sich Schlöger gegen das Mulchen des Mähgutes aus. Diese dünge den Boden zu sehr, die Magerrasenflächen würden immer weniger. Insekten, die auf Pflanzen angewiesen sind, die auf nährstoffarmen Böden wachsen, werde so der Lebensraum entzogen. Manche Falterarten ernährten sich nur von einer einzigen Pflanzenart. Anstelle von Monokulturen mit Mais und Ähnlichem könne Mähgut von Straßenrändern in Biogasanlagen geliefert werden.
Kräuter im Garten
"Chemie stört das Gleichgewicht im Garten. Wenn man nicht darauf verzichten kann, sollte man erst abends nach dem Bienenflug und nicht in die offenen Blüten spritzen", riet der Fachmann. Kommunen, Landwirte und Privatleute sollten die Blütensaaten so steuern, dass auch im Spätsommer Pflanzenblüten vorhanden sind. "Die meiste Tracht finden die Bienen im Frühjahr, wenn die Obstbäume und die Sträucher blühen", bestätigte Schlöger den Imkern. "Als Übergänge werden die Feldraine gebraucht." Im Garten könne mit Kräutern geholfen werden, denn diese hielten Trockenperioden besser aus als Blumen. Geeignet seien unter anderem Weinraute, Dill, Möhre, Wilde Möhre und Fenchel, Sonnenbraut, Topinambur, Sonnenblume, Sommeraster sowie Mädchenauge. Schmetterlingen flögen gerne Lippenblütler wie Oregano und Majoran an.
Im Frühjahr hielten Obstbäume, Krokusse, Blausternchen und Winterling erste Nahrung für die Bienen bereit. Forsythien produzierten hingegen kaum Nektar. Da sei die Kornelkirsche wertvoller.Auch Balkonblumen seien sind eine wertvolle Nahrungsquelle. Efeu hingegen blühe im Herbst.
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