Mobile Käserei versorgt das Stiftland mit Käse aus Kondrau, Pilmersreuth und Groppenheim

Kondrau bei Waldsassen
03.09.2023 - 10:43 Uhr
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Im Landkreis Tirschenreuth gibt es jetzt nicht mehr nur Allgäuer und Emmentaler, sondern auch Kondrauer, Pilmersreuther und Groppenheimer Schnittkäse. Möglich macht dies ein gefördertes Heimat-Unternehmen.

Die im September 2021 gegründete Grenzlandkäserei, eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR), hat es geschafft. Sie kann nun selbst Käse herstellen. Seit Mai tourt eine mobile Käserei durch die Region und macht auf den Höfen der Gesellschafter aus Kuhmilch Käse, der dann im Lager in Tirschenreuth heranreift. Verkauft wird der Weich- und Schnittkäse über die eigenen Hofläden und verschiedene Märkte.

Hinter der Grenzlandkäserei stehen sechs Gesellschafter: Fünf verschiedene Bauernhöfe und Agrar-Ingenieurin Antje Grüner von der Öko-Modellregion Stiftland, welche die Geschäftsführung übernommen hat. Ziel ist eine Verbesserung der Vertriebsmöglichkeiten für die Milchviehbetriebe durch veredelte Produkte, wie Käse, und damit auch eine Stärkung der Bauernhöfe in der Region.

Käser aus Stadlern

Als Käser hat die Gesellschaft Jonathan Rist angestellt. Der 24-Jährige kommt aus Stadlern bei Schönsee (Landkreis Schwandorf) und fährt regelmäßig die Höfe der Gesellschafter ab. Einer davon ist Milchbauer Michael Richtmann aus Kondrau bei Waldsassen, wo die mobile Käserei alle drei Wochen Station macht. „Die Milch wird vor Ort auf dem Hof verarbeitet“, erklärt Richtmann. Das sei wichtig. Eine Vermischung mit Fremdmilch sei damit ausgeschlossen. Der 32-Jährige möchte – ebenso wie seine Kollegen – Käse haben, der nur aus der Milch seiner eigenen Kühe stammt. Also einen Original Kondrauer Bauer-Richtmann-Käse.

Michael Richtmann führt mit seinen Eltern einen Betrieb mit 45 Milchkühen und beliefert in der Region auch Lebensmittelhändler und Fachgeschäfte mit Milch. Schon seit 2017 ist die Familie in diesem Geschäftszweig aktiv. Dank der Grenzlandkäserei kann er das Geschäft nun ausbauen und auch Käseprodukte anbieten.

Doch bis aus der Milch Käse wird, gibt es einiges zu tun. Zuerst muss die Milch aus einem Tank in den zur fahrbaren Käserei umgebauten Lastwagen gepumpt werden. Auf dem Hof in Kondrau ist dies ein rund 3000 Liter fassender Rohmilchtank. Pro Haltestelle, so der Käser, könne er bis zu 300 Liter für Camembert und bis 1400 Liter für Schnittkäse aufnehmen. Mehr Milch kann er in seinem weißen Kühl-Lkw nicht verarbeiten.

Molke nur kurz haltbar

Nur ein Bruchteil der Milch wird dabei zu Käse. Etwa 90 Prozent fallen als Molke, die beim Käsemachen anfällt und nicht benötigt wird, weg. Sie ist nur kurz haltbar. Käsereien müssen sie oft teuer als Sondermüll entsorgen. In einer mobilen Käserei bleibt die Molke auf dem Hof und kann als mineralstoffreiche und eiweißreiche Tränke für die Kühe wiederverwendet werden.

Im weißen Kühl-Lkw der Grenzlandkäserei ist auf engstem Raum eine komplette Käserei eingebaut worden. Dem Käser bleibt nicht viel Platz zum Arbeiten. Zwei Kessel, die bis zu 700 Liter Milch fassen, und eine Wanne für Weichkäse mit einem Fassungsvermögen von 300 Litern bilden das Herzstück des Fahrzeugs. Erst einmal muss die Milch erhitzt werden, dann kommen Käsekulturen hinzu, und dann wird wieder erhitzt. Nach der Zugabe von Lab dickt die Masse ein. Dann kann sie mit einer Käseharfe, einem speziellen Schneidwerkzeug, das durch die Masse gezogen wird, geschnitten werden.

Schon jetzt entscheidet sich, wie hart der Käse später wird. Denn je kleiner die dabei entstehenden Käsewürfel sind, desto besser fließt die Molke ab. Am Schluss wird der Bruch gepresst. Bis zu sieben Stunden steht der weiße Wagen dazu auf dem Bauernhof.

Dann fährt Jonathan Rist die gepressten Käse-Laibe zur Äußeren Regensburger Straße nach Tirschenreuth ins Reifelager, das die Grenzlandkäserei in Räumlichkeiten eines ehemaligen Rewe-Marktes eingerichtet hat. Seit Anfang Juni reifen dort auf Brettern bereits die ersten Sorten des Heimat-Unternehmens heran. Verkauft wird der Käse dann wieder über die Gesellschafter-Höfe.

Ein Camembert, weiß Käser Jonathan Rist, sei bereits in durchschnittlich zwei Wochen reif, größere Laibe müssten zwischen vier und sechs Wochen reifen. Der aktuell sehr beliebte Bergkäse braucht übrigens bis zu sechs Monate. Den wird es also so schnell nicht von der Grenzlandkäserei geben. Neben Camembert wird aktuell hauptsächlich milder Schnittkäse hergestellt.

EU-Zertifizierung

Die Grenzlandkäserei plant eine jährliche Verarbeitung von bis zu 200.000 Litern Milch. Die mit Unterstützung einer Leader-Förderung realisierte mobile Käserei soll sich schließlich auszahlen. Insgesamt wurden nach Auskunft der Grenzlandkäserei rund 500.000 Euro investiert, um Käse machen zu können. Nachdem die EU-Zertifizierung des Betriebs eingetroffen ist, kann der Käse nun auch in den Handel kommen. Richtmann und seine Kollegen hoffen, dass das Angebot in der Region gut ankommt.

Der Landwirt aus Kondrau glaubt fest daran, dass der Käse für die Gesellschafter-Höfe zu weiteren wichtigen Standbeinen werden kann. Neben Richtmann sind dies die Höfe der Familie Weigl aus Pilmersreuth an der Straße (Walerhof), der Familie Kunz aus Groppenheim (Mark’n Hof), der Familie Kulzer aus Dietersdorf bei Schönsee und der Familie Reichel aus Kirchenlamitz (Buchberghof).

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Tirschenreuth15.06.2023
Hintergrund:

Die Grenzlandkäserei

  • Gegründet im September 2021 als Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR).
  • Gesellschafter der Käserei sind fünf Landwirte und das Projektmanagement.
  • Käser ist der 24-jährige Jonathan Rist aus Stadlern bei Schönsee.
  • Projektmanager sind Antje Grüner und Jonas Bierlein.
  • Das Ziel ist eine regionale Vermarktung eines Teils der erzeugten Milch als Käse.
  • Die mobile Käserei soll auch von anderen Milcherzeugern genutzt werden können.
 
 

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