So entstehen die Faschingskostüme für Garden und Tanzmariechen

Konnersreuth
10.11.2022 - 12:39 Uhr
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Michaela Burger aus Konnersreuth näht Kostüme für lokale Faschingsvereine – erste Entwürfe trudeln bei ihr lange vor dem 11.11. ein. Oft sind dann auch ganz besondere Stoffe gefragt.

Für die Konnersreutherin Michaela Burger beginnt das Vorbereiten der fünften Jahreszeit schon im Sommer. Da bekommt die Schneiderin meist schon Ideen von Faschingsvereinen zugeschickt, die sie ab Herbst in ihrem Nähzimmer umsetzt. Dort liegen mehrere aufgerollte Stoffbahnen, aus denen die Handwerkerin Kostüme näht.

Für das Schneidern der Gewänder nutzt sie einen speziellen Gymnastikstoff, der die Charakteristika von Sportklamotten hat. „Denn der Gardetanz ist schon ein Hochleistungssport“, sagt Burger, während sie an ihrem Esstisch in einem Album mit Fotos von Gardegruppen blättert. Der Vorteil der Spezialstoffe: Sie behalten über mehrere Jahre ihre Form und können zum Reinigen in die Waschmaschine. Allerdings verlangen sie von der Schneiderin auch Fingerspitzengefühl. „Die Stoffe brauchen ein bisschen eine andere Behandlung wie Baumwollmaterial, denn sie sind dehnbarer. Weil ihr Gewebe nachgibt, muss ich beim Nähen sorgfältiger sein.“

Im Sommer Ideen sammeln

Wenn Burger neue Kostüme für einen Verein näht, verarbeitet sie oft mehrere Hundert Meter Stoff in verschiedenen Farben „Ein Gewand besteht aus circa zwei bis zweieinhalb Metern Stoff“, schätzt sie. „Im Sommer überlegen die Vereine und ich, wie die Kostüme ausschauen sollen. Dazu schicken sie mir meistens Fotos zu. Manchmal bekomme ich auch handgezeichnete Skizzen zugeschickt“, erzählt Burger. „Spätestens im Herbst steht das Aussehen der Kostüme dann fest und der Stoff wird bestellt."

Dafür gebe es Onlinehändler, über die meist die Vereine die Textilien ordern. Burger schneidert daraus dann die Kostüme. Dazu verwendet sie Schnittmuster aus Papier. Auf ihrem geräumigen Arbeitstisch breitet sie eine grüne Stoffbahn aus, auf der sie die Schnittvorlage platziert. „Die Stoffelemente schneide ich per Hand aus. Dann folgt das Aufstecken und dann das Nähen“, beschreibt sie. Damit die fertigen Gewänder perfekt passen, fährt Burger zu Trainings der Gardegruppen. „Ich bin zum Abstecken und zur Anprobe immer wieder vor Ort.“

Einzelstücke und Gruppenkostüme

Ausnahme sind die Kostüme der Kinder und Jugendlichen. „Ihre Gewänder schneidere ich rein auf Konfektion von Größe 128 bis etwa 164, damit sie sie problemlos weitergeben können.“ Denn in Faschingsvereinen gibt es meist verschiedene Gardegruppen, die nach Altersstufen gegliedert sind. Aus den Kostümen wachsen die Tänzerinnen und Tänzer irgendwann heraus und geben sie an die Jüngeren weiter.

„Die Garden tragen die Kostüme dann ungefähr fünf bis sechs Jahre“, sagt Burger. Wenn sie für eine Gardegruppe neue Kostüme schneidert, ist die Konnersreutherin in geheimer Mission tätig. Denn das Aussehen der neuen Gewänder bleibt bis zur ersten großen Veranstaltung im Fasching, zum Beispiel einem Galaabend, geheim. Beim meist im Januar stattfindenden ersten größeren Event sieht die Öffentlichkeit dann erstmalig die neuen Gewänder.

Die Schneiderin fertigt auch Einzelstücke für Tanzmariechen. Diese seien meist aufwändiger als ein Gardegewand. „Um ein Tanzmariechenkostüm zu nähen, brauche ich zwischen 13 und 18 Stunden“, sagt die Schneiderin. Beim Entwerfen dieser Gewänder arbeite sie mit Tänzerinnen und deren Trainern zusammen. „Ihre Kostüme müssen auf jeden Fall bis zum 11.11. fertig sein.“ Denn meist treten sie zum Auftakt der Faschingssession auf. Dabei sind auch das Prinzenpaar und eine Gardegruppe präsent, wobei das jeder Faschingsverein unterschiedlich handhabe.

Mottokostüme wechseln jährlich

Für einzelne Tanzgruppen aus den Faschingsvereinen näht Burger zudem spezielle Mottokostüme, die sie bei Showtanz-Auftritten tragen. Ihre Gewänder sind auf das jeweilige Thema der Faschingssession abgestimmt, das jährlich wechselt. Die Schneiderin nähte zum Beispiel für die Session 2017/2018 Kostüme zum Thema "Colour your life" ("Gestalte dein Leben bunt") und in der Session 2018/2019 zum Thema "Piraten". „Einmal habe ich einen 25 Meter langen Paillettenstrang auf einen Rock genäht“, erinnert sich die Schneiderin an das Nähen eines Showtanzkostüms – das Prozedere hat sie für insgesamt 14 Röcke durchgemacht.

Pailletten und Glitzersteine sind oft auch auf den Garde- und Tanzmariechenkostümen aufgebracht. Entweder näht sie die Schneiderin an den Stoff oder klebt sie auf. "Das Schönste ist, wenn ich die Auftritte der Tänzerinnen und Tänzer sehe, alles passt und sie lachen", sagt Burger über ihre Arbeit. Die bilde einen Teil ihrer Schneideraufträge. Daneben nähe sie unter anderem auch Vereinstracht für Musikkapellen oder erledige Änderungsarbeiten wie das Kürzen von Klamotten. Insgesamt rund 35 Kostüme wird die Konnersreutherin heuer nähen, für jeweils die Jugendgarden aus zwei lokalen Faschingsvereinen. „Bis Weihnachten muss alles fertig sein“, sagt die Schneiderin.

Hintergrund:

Zur Person: Michaela Burger

  • Alter: 56 Jahre
  • Familie: Die gebürtige Waldsassenerin wohnt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Konnersreuth.
  • Beruf: Ausbildung zur Bekleidungsschneiderin, danach Musternäherin, 1989 Meisterprüfung im Damenschneiderhandwerk, danach berufliche Stationen in Wiesau und Thiersheim, seit 2005 mit einer Maß- und Änderungsschneiderei im Wohnhaus in Konnersreuth selbstständig.
 
 

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