22.10.2019 - 17:38 Uhr

Kramp-Karrenbauers vollmundiger Vorstoß kommt um Jahre zu spät

In Syrien herrscht Krieg, und das seit acht Jahren. Nun will die deutsche Verteidigungsministerin dort mitmischen. Mutig, meint Alexander Pausch.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer wirbt für einen Einsatz in Syrien. Bild: Sebastian Kahnert/zb/dpa
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer wirbt für einen Einsatz in Syrien.

Der Vorstoß von Annegret Kramp-Karrenbauer kommt in zweifacher Hinsicht zu spät. Den Mut, den die Verteidigungsministerin und Bundeskanzlerin Angela Merkel nun beweisen, hätten die deutsche Regierungschefin und ihr damaliger Verteidigungschef Thomas de Maizière schon im Jahr 2013 haben müssen. Es wäre mehr als einen Versuch Wert gewesen, wie Merkel nun zu Kramp-Karrenbauers Idee sagt.

Damals, vor mehr als einem halben Jahrzehnt, wäre eine Schutzzone im Norden Syriens von den Rebellen, von den Kurden und auch vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan begrüßt worden. Vor allem aber hätte eine derartige Zone damals niemand unterbinden können - weder der syrische Staatschef Bashar al-Assad noch der russische Präsident Wladimir Putin.

In den Jahren 2013 und 2014 hätte eine Schutzzone verhindert, dass Millionen syrischer Flüchtlinge im Libanon, im Irak, in Jordanien und in der Türkei Zuflucht suchen oder zu Hunderttausenden nach Europa, und vor allem nach Deutschland, weiterziehen. Doch von einem Truppeneinsatz in Syrien wollte damals hierzulande niemand etwas wissen. Nicht einmal eine Flugverbotszone fand Zustimmung. Den meisten war es zu gefährlich und keiner wollte die neo-osmanischen Träume der türkischen Führung unterstützen. Diese erfüllt sich Erdogan nun selbst, mit Unterstützung des amerikanischen Präsidenten Donald Trump und von Putins Gnaden.

Vollmundig bringen nun deutsche Politiker 30 000 bis 40 000 Soldaten für eine Schutzzone ins Spiel - darf es auch etwas weniger sein. Die USA hatten etwas mehr als 2000 Mann im Nordosten Syriens. Doch die Aufforderung aus Washington in den vergangenen Monaten die amerikanischen Kräfte abzulösen, wurden ignoriert oder zurückgewiesen. Hätten die Europäer die Amerikaner abgelöst, wäre viel Elend erspart geblieben. Vor allem aber hätt es verhindert, dass die Türkei, ein Nato-Partner, noch weiter ins russische Lager rutscht.

 
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