"Räumungsverkauf" steht groß in den Fenstern von "Renates A-Z Laden" in Krummennaab. "Ich habe keine Nachfolger. Meine Kinder haben andere Berufe", sagt die 66-Jährige. Verstehen könne sie das gut: "Man hat auch kaum Freizeit. Das haben unsere beiden Töchter gesehen." Ihr Mann Jürgen wirft ein: "Und wer hat schon Lust für etwa 3 Euro in der Stunde zu arbeiten?" Die beiden planen den Laden bis zum Ende Jahres (31. Dezember) zu schließen.
Seit 1984 Schreibwaren
Bevor Renate Siegl den Laden 1986 übernahm, gehörte er der Mutter ihres Mannes. "Sie führte damals ein Haushaltswarengeschäft. Etwa 1984 kamen die Schreibwaren dazu", erinnert sich Jürgen Siegl. Nachdem sie ihre zweite Tochter geboren hatte, übernahm Renate Siegl das Geschäft. Vorher übte sie 17 Jahre den Beruf als Arzthelferin aus. "Mit zwei Kindern war das nicht mehr machbar." Da ihr aber der Umgang mit anderen Menschen gefiel, übernahm sie den Laden in der Friedenfelser Straße.
Vor rund 20 Jahren bauten sie und ihr Mann das Geschäft komplett um: "Wir haben unter anderem neue Fenster und eine Fußbodenheizung eingebaut. Zuvor gab es nur einen alten Ölofen." Ein Teil des Geschäfts war eine Garage: "Die haben wir umgebaut, damit wir sie für den Laden nutzen konnten."
Umstellung für Stammkunden
In den 33 Jahren hat Renate Gradl einige Stammkunden gesammelt. Darunter sind Vereine und Firmen, die nun auf ihren Service verzichten müssen. "Unsere Gemeinde trauert schon sehr, die Mitarbeiter mussten nur über die Straße gehen, wenn sie was brauchten." Auch die Kindergärten müssen sich umstellen. Ihre Kunden reagieren unterschiedlich auf die Umbruchsituation. So würden die einen sagen: "Ihr wollt wohl nicht mehr arbeiten." Die anderen können es verstehen: "Sie sagen: 'Ihr habt recht.'"
Heute gibt es im "A-Z-Laden" ein kunterbuntes Sortiment. "Am Dorf ist es so: Da kommen Leute ein oder zweimal und was du nicht hast, wird anderweitig gekauft." Doch was Renate Siegl nicht hatte, wurde bestellt und kam spätestens am nächsten Tag zum Kunden. In ihrem Laden verkauft sie Schreibwaren, Bücher, Zeitschriften, Zigaretten, Zeitungen, Druckerpatronen, Haushalts-, Spiel und Korbwaren, Bio-Honig oder Geschenkartikel.
Aus Geschäft wird Wohnung
"Die Zeitschriften und Zigaretten haben wir vor etwa einem Jahr bekommen, als der letzte Edeka-Markt vor Ort geschlossen hat." Der Einzelhandel hat es schwer auf dem Land. So freut sich Renate Siegl darauf, aufzuhören: "Großhändler beliefern einen ja nur, wenn man Lieferungen ab 1000 Euro nimmt. Aber das kann man oft gar nicht alles verkaufen."
Den endgültigen Beschluss fassten Renate und Jürgen Siegl, als sie im vergangenen Jahr vier Wochen auf Kur waren. "Das erste Mal hatten wir Zeit. Ich hatte keinen freien Nachmittag mehr. Und am Wochenende habe ich im Laden alles für die Woche vorbereitet und geputzt." Zudem machte ein Großhändler, der sie belieferte, vor kurzem Pleite.
Aber was wird nun aus dem Laden? "Unsere Tochter möchte das Geschäft als Wohnung ausbauen. Sie hätte sonst ein Haus gebaut. So sind wir im Alter wenigstens nicht allein."















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