Zu Berufssoldaten ernannt: Premiere bei den Kümmersbrucker Sanitätern

Kümmersbruck
02.05.2022 - 18:05 Uhr

Fachunteroffiziere, die zu Berufssoldaten ernannt werden. Das gab es bisher nicht. Zwei Frauen und zwei Männer erhielten nun ihre Ernennungsurkunde in der Schweppermannkaserne.

Für zwei weibliche und zwei männliche Stabsunteroffiziere aus dem Dienstbereich des Sanitätsunterstützungszentrums Kümmersbruck war es ein besonderer Tag. Bei einem Appell in der Schweppermannkaserne erhielten sie aus den Händen des Dienststellenleiters, Oberstarzt Harald Fischer, ihre Ernennungsurkunden zu Berufssoldaten. In vielen Armeen seit langem praktiziert und bewährt, gibt es seit 2019 auch in der Bundeswehr die Möglichkeit, ausgewählten Unteroffizieren ohne Portepee, wie in dem offiziellen Schreiben formuliert ist, „die Eigenschaft eines Berufssoldaten zu verleihen“.

Das Portepee war ursprünglich eine um Griff und Bügel einer Seitenwaffe (Säbel, Degen) sowie um das Handgelenk des Soldaten geschlungene Schlaufe. Damit sollte das Herabfallen der Waffe besonders bei berittenen Soldaten im Kampf verhindert werden. Später entwickelte sich daraus ein Standesabzeichen für Offiziere und Feldwebel.

Neue Perspektiven

Bei den Sanitätern war es eine Premiere. In der Dienstgradgruppe Unteroffiziere ohne Portepee, das heißt Unteroffizier und Stabsunteroffizier, konnten bislang Soldaten in einem Zeitrahmen von 8 bis maximal 25 Jahren Dienst in der Bundeswehr leisten. Für eine längere Verpflichtung war ein Wechsel in die Laufbahn der Feldwebel oder Offiziere Voraussetzung.

Das „Gesetz zur nachhaltigen Stärkung der personellen Einsatzbereitschaft der Bundeswehr“ eröffnet neue Perspektiven mit vielen Vorteilen. „Nun können auch die Fachunteroffiziere Berufssoldaten werden, die weiterhin konstant in ihrem beruflichen Umfeld tätig sein wollen, so dass die Bundeswehr örtlich und fachlich von dieser ausgezeichneten Expertise profitieren kann“, erklärte Oberstarzt Fischer in seiner Ansprache. Diese Ernennung ist aber an verschiedene, nicht leicht zu erfüllende Voraussetzungen geknüpft. Neben zwei weit überdurchschnittlichen Beurteilungen sind eine abgeschlossene Laufbahn- und Fachausbildung sowie der Nachweis über eine sehr gute körperliche Leistungsfähigkeit erforderlich. Auch die Bewährung in einer besonderen Auslandsverwendung ist gefordert.

Ernennung für 100 Soldaten

In seiner Laudatio führte Fischer weiter aus: „Die vier, die heute ernannt werden, haben sich unter diesen Voraussetzungen einer Bestenauslese in Vergleichsgruppen gestellt und fanden sich wieder zwischen 4500 Mitbewerbern. Sie können heute den verdienten Lohn für ihre Anstrengungen genießen. Und später werden Sie uns als Spezialisten beziehungsweise Facharbeiter langfristig an unseren Standorten zur Verfügung stehen und konstant an und mit den Patienten arbeiten können.“ Von allen Mitbewerbern erhielten aus der gesamten Bundeswehr nur etwa 100 Soldaten diese Ernennung.

Stabsunteroffizierin Stefanie Filipovic hat diesen Ausleseprozess erfolgreich gemeistert. Die 37-jährige ist nach dem Ablegen der mittleren Reife und Ausbildung zur Arzthelferin 2006 zur Bundeswehr gekommen. Im Sanitätsversorgungszentrum Regen, einer Außenstelle des Sanitätsunterstützungszentrums Kümmersbruck, versieht die gebürtige Zwieslerin seit 2007 ihren Dienst. Sie hatte sich sukzessive unter der Bedingung weiterverpflichtet, dass sie am Standort Regen bleiben kann. Hier hat sie ihr familiäres Umfeld und ihren Freundeskreis.

Als medizinische Fachangestellte ist sie im Sanitätsbereich multifunktional eingesetzt. Mit langjähriger Routine empfängt sie in der Anmeldung die Soldatinnen und Soldaten, übernimmt die Sprechstundenplanung, vereinbart externe Überweisungen zu Fachärzten und nimmt den Patientinnen und Patienten, wenn vom Truppenarzt angeordnet, auch gleich Blut ab. Sie schätzt sowohl die Vielseitigkeit ihres Berufes als auch die finanzielle Absicherung durch den Arbeitgeber. Stefanie Filipovics Vorgesetzte, Oberfeldärztin Philippa Gutleben, findet nur lobende Worte über ihre Mitarbeiterin. Sie sei für sie eine große Unterstützung und schätze ihre Reife und Erfahrung auf ihrem Fachgebiet. Die Möglichkeit, Unteroffiziere ohne Portepee zu Berufssoldaten zu ernennen, sieht sie als Gewinn für die Soldatin und den Dienstherrn.

Info:

Das Sanitätsunterstützungszentrum Kümmersbruck

  • Eines von insgesamt 13 Unterstützungszentren in Deutschland
  • Außerdem gibt es noch fünf Bundeswehrkrankenhäuser (Berlin, Hamburg, Koblenz, Ulm, Westerstede)
  • Oberarzt Harald Fischer unterstehen rund 400 Soldaten sowie 100 zivile Mitarbeiter
  • Verantwortlich für rund 12.000 Soldaten
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