Im Februar startete wie gewöhnlich der Schwimmkurs des kleinen Ortsvereins der Wasserwacht in Königstein im Pegnitzer Hallenbad. Zwölf Kinder im Alter von sechs Jahren sollten hier den Spaß am Wasser lernen. Nach neun Unterrichtsstunden war Schluss, sagt Vorsitzende Tanja Knahn. "Wir konnten den Kurs leider nicht beenden."
Normalerweise sollten die Kinder nach den Einheiten im Hallenbad "nahtlos ins Freie gehen". In Königstein ist es das Naturbad, das noch immer nicht geöffnet hat. "Auch wenn die Kinder das Seepferdchen haben, müssen sie in der Freibadsaison ihr Können festigen", weiß sie aus Erfahrung. Ein Sommer ohne Schwimmmöglichkeit? "Das ist richtig bitter. Wenn Kinder so lange nicht im Wasser sind, stellt sich bei einigen wieder die Angst ein." Man müsse wieder bei Null beginnen.
90 Prozent schwimmen nicht
Dabei sei es unter normalen Umständen schon gar nicht so einfach, einen Schwimmkurs buchen zu können. Das sagt der Vorsitzende der Schwimmschule AquaVitalis in Kümmersbruck, Bernhard Fleischmann. "Teilweise ein Jahr im Voraus reservieren Eltern einen Platz." Ob bei Wasserwacht, DRLG, TV Amberg oder Schwimmschule: Es herrschten Engpässe, der Nachfrage gerecht zu werden. Dann kam Corona im Frühjahr nach Bayern und die Hallenbäder schlossen am 13. März ihre Türen.
Er befürchtet: "In der Regel lernen in unserer Region rund 90 Prozent eines Jahrganges das Schwimmen. Sollten die Bäder nicht öffnen beziehungsweise erst wieder ab dem neuen Schuljahr zur Verfügung stehen, werden alleine bei der Schwimmschule mehr als 100 Kinder nicht schwimmen lernen." Die heuer Fünf- bis Sechsjährigen werden von den jetzt Vier- und Fünfjährigen verdrängt, die kommendes Jahr schwimmen lernen sollen.
"Auch wenn die Bäder wieder öffnen, dann tun sie das reduziert. Es ist gar nicht der Platz, die Kapazität und Beckenzeit, damit wir die aufgestaute Nachfrage an Nichtschwimmern bedienen können", erklärt Fleischmann. Er sagt auch, dass richtiges Schwimmen nicht nur mit einer langsamen und behutsamen Wassergewöhnung startet und mit einem abgeschlossenen Kurs endet. "Das sichere Schwimmen heißt, sich angstfrei in der Mitte des Beckens oder im See bewegen zu können. 300 Meter zu schwimmen, ohne Furcht den Kopf unter Wasser zu nehmen, zu wissen, wie man ans sichere Ufer oder den Rand kommt." Damit steige dieses Jahr signifikant der Anteil der Nichtschwimmer.
Sollten die Freibäder heuer geschlossen bleiben, weichen die Familien unweigerlich an die Seen der Region aus. "Ich möchte wirklich keine Panik verbreiten. Aber ein großes Potenzial an Kindern fehlt die Schwimmausbildung. Ich will die Eltern dafür sensibilisieren."
Trockenübungen in wasserlosen Zeit
Was also in der wasserlosen Zeit tun? Knahn von der Wasserwacht in Königstein hat in der Not Trockenübungen für die Schützlinge zusammengestellt. In der Badewanne sollen sie das Atmen beziehungsweise Luftanhalten einüben, auf einem Hocker den richtigen Beinschlag.
Und wie muss es weiter gehen? "Es braucht nach der Öffnung der Bäder ein besonderes Konzept, das Vereinen, Organisationen und den Badbetreibern erlaubt, den Rückstand so schnell wie möglich auszugleichen", wünscht sich Fleischmann. Mit Hygienemaßnahmen und kindgerechten Beckenzeiten. "Da braucht es Rückhalt von der Kommunalpolitik - aber auch von der Öffentlichkeit. Es ist klar, dass persönliches Bade- und Schwimmvergnügen hinter Kursen zurückstecken muss." Schwimmen sei systemrelevant. "Schwimmen kann Leben retten."
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