Mit Verkehrslotsen gesicherte Übergänge sind eine Erfolgsstory. Seit ihrer Einführung vor fast 70 Jahren gab es an solchen Stellen laut Polizeistatistik keinen schweren Schulweg-Unfall. Die Lotsen mit neongelber Warnweste und Kelle sieht man aber nur an wenigen Gefahrenstellen des Schulwegs. Es gibt kaum Eltern, die diese Aufgabe übernehmen.
Saskia Ram-Höcherl und Markus Neumeyer von der Amberger Verkehrspolizei können ein Lied davon singen. Sie sind für die Verkehrserziehung an allen Grund- und Mittelschulen in Stadt und Landkreis zuständig. Ob Fahrradausbildung der Viertklässler, Verhaltensschulung der Erst- und Zweitklässler am Bus, Schulwegtraining für Vorschulkinder – ihr Zuständigkeitsbereich ist umfangreich. „Es ist ein Fulltime-Job, aber er macht Spaß“, sagt Neumeyer. Bei einer ihrer Aufgaben ist aber der Erfolg seit Jahren gering.
„Das Ergebnis geht gegen Null“, lautet das ernüchternde Fazit von Markus Neumeyer. Es geht um die Suche nach Eltern, die als Verkehrshelfer neuralgische Punkte bei Schulwegen in der Region unterstützen. Lediglich in zwei Gemeinden des Landkreises, in Kastl und in Ursensollen, konnte aktuell ein Elternteil als Verkehrshelfer gewonnen werden. „Auch Appelle bei den Elternabenden für Erstklässler nutzten da bisher nichts“, beklagen die beiden Verkehrsbeamten. Anders die Situation in Kümmersbruck.
Melanie Rizieri steht normalerweise hinter der Theke von „Eis Iglu“ in Kümmersbruck. Gemeinsam mit ihrem Mann Daniele betreibt die Mutter zweier schulpflichtiger Kinder die beliebte Eisdiele an der Vilstalstraße in Haselmühl. Die Familie Rizieri wohnt in dem Kümmersbrucker Neubaugebiet oberhalb des Bachwegs. Von dort überqueren täglich rund 50 Kinder auf ihrem Schulweg den Bachweg. Diese Stelle ist aber besonders für die Abc-Schützen nicht ungefährlich. „Es gibt hier zwar einen Zebrastreifen, aber keine Fußgängerampel“, erklärt der Verkehrsexperte Markus Neumeyer das Problem. Zudem würden viele Autofahrer, so Neumeyer, die Strecke zur Vilstalstraße mit der maximal erlaubten Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern ausreizen.
„Also haben wir Eltern der Abc-Schützen im Wohngebiet am Bachweg beschlossen, dass wir den Zebrastreifen absichern“, erzählt Melanie Rizieri, die Initiatorin der Aktion Elternlotsen. Fünf Mütter und drei Väter trommelte sie zusammen. Schnell war eine WhatsApp-Gruppe gegründet und eine 30-minütige Einweisung durch die beiden Verkehrsbeamten absolviert. Täglich ab 7.30 Uhr sichert nun immer ein Elternteil den Übergang am Bachweg.
„Daumen hoch für diese Initiative“, würdigt auch die Leiterin der Kümmersbrucker Grundschule, Rektorin Birgit Koholka. „Dieses ehrenamtliche Engagement erhöht die Sicherheit für unsere Kinder“, erklärt die Schulleiterin. „Eine Aktion, die bald auch an anderen Grundschulen Nachahmer findet“, hofft Markus Neumeyer.
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