Zu einer Demonstration gegen den Bau der Kümmersbrucker Westumgehung hatte die IG Leben statt Asphalt für den Samstag aufgerufen. Die dafür erwarteten 500 Gegner der Westumgehung wurden dabei zwar nicht erreicht, aber nach Schätzung der Polizei beteiligten sich gut 200 Personen am Samstag am Demonstrationszug vom Dorfplatz zum Rathaus. Um ein deutliches Zeichen dafür zu setzten, dass man die Westumgehung einerseits nicht haben will, andererseits sie auch nicht brauche. Martin Sarnowski, der Sprecher der Interessensgemeinschaft wies darauf hin, dass es dafür Unterstützung gebe vom Bund Naturschutz, dem Landesbund für Vogelschutz (LBV), den Grünen, der ÖDP und dem Bauernverband. Vor allem aber von zahlreichen Bürgern der Gemeinde Kümmersbruck.
Helmut Beran, Geschäftsführer des Landesbunds für Vogelschutz sagte: "Wer Straßen baue, erntet zwangsläufig Verkehr." Gerade in Bayern habe der Flächenfraß eine Hauptursache, den Straßenbau. Pro Jahr seien in Bayern 2020 täglich gut elf Hektar Nutzfläche versiegelt worden. Derartige Flächen seien dann auf ewige Zeiten verloren. Auch die für diese Westumgehung benötigte Fläche sei Lebensraum unzähliger Tiere. Mit dem Bau dieser "sinnlosen Straße" sei die Existenz einiger Landwirte gefährdet. "Heute machen viele Kümmersbrucker deutlich, dass sie die Ortsumgehung nicht wollen."
Die Uhr steht auf 5 vor 12
Beran betonte, die Planungen der Westumgehung würden aus der „Steinzeit der Verkehrspolitik“ stammen und es werde immer noch an veralteten Gutachten festgehalten. Für ihn gebe es nur eine Möglichkeit: „Weiter demonstrieren, bis dieses Objekt vom Tisch ist“. Der Klimawandel finde bereits jetzt statt, so der Grünen-Landtagsabgeordnete Jürgen Mistol, „Die Uhr steht bereits 5 vor 12“. Immer mehr Straßen würden zu immer mehr Verkehr führen, daher erkenne er keinen Sinn bei dieser Westumgehung. Das Projekt sei aus der Zeit gefallen und mit diesem breiten Bündnis, das dagegen auf die Straße gehe, sei ein deutliches Zeichen gegen die Westumgehung gesetzt. „Wir müssen dafür sorgen, dass es ein lebenswertes Morgen für unsere Kinder und Kindeskinder gibt“.
Der BBV-Ortsobmann Michael Ströhl sagte, er lebe schon seit Jahrzehnten mit der Planung der Westumgehung, sei auch selbst von dieser Straße betroffen, aber er werde den Kampf gegen die Vernichtung landwirtschaftlicher Nutzflächen nicht aufgeben. Die Oberpfalz habe bayernweit den dichtesten Versiegelungsgrad pro Einwohner und alleine von den in Bayern in den vergangenen Jahren versiegelten 800.000 Hektar Ackerfläche könnten rund vier Millionen Menschen ernährt werden.
Appell an den Gemeinderat
In Kümmersbruck bewirtschaften seiner Aussage nach Landwirte rund 1500 Hektar Ackerland, allein 40 Hektar würden mit der Westumgehung vernichtet, zudem stünde noch der Ausbau der B 85 und weiterer Gewerbefläche an. „Wir dürfen unser Geld nicht in Asphalt investieren.“ Sorgsamer Umgang mit landwirtschaftlicher Nutzfläche sei wesentlich wichtiger.
Martin Sarnowski, der Sprecher der Interessensgemeinschaft lehnte sich ziemlich weit aus dem Fenster, als er Baudirektor Stefan Noll vom Staatlichen Bauamt unterstellte, die von seiner Behörde genannten Zahlen zum Verkehrsaufkommen durch Kümmersbruck würden einfach nicht stimmen, sie seien maßlos übertrieben. Der Trend zum Homeoffice sowie steigende Spritpreise würden in Zukunft zu weniger Verkehr führen. Der Hauptverkehr in Kümmersbruck sei nicht Durchgangs- sondern Ziel- und Quellverkehr. Dieser werde die Westumgehung aber nicht nutzen, die damit keinen Sinn habe. Sarnowski schränkte zwar ein, dass Planung und Bau der Westumgehung rechtsgültig seien. Er forderte den Kümmersbrucker Gemeinderat trotzdem auf, die Entscheidung für den Bau noch einmal zu überdenken und davon Abstand zu nehmen.
Die Westumgehung Kümmersbruck
- Baulänge: 5,75 Kilometer
- Gesamtkosten: 44 Millionen Euro
- Bauzeit: mindestens fünf, eher sieben Jahre
- Neue Trasse beginnt bei Theuern an der Staatsstraße 2165, führt über Köfering um Haselmühl/Kümmersbruck herum und dockt im Bereich Umspannwerk/Landesgartenschaugelände Amberg an die Werner-von-Siemens-Straße an
- Baurecht vorhanden, Planfeststellung rechtkräftig und unanfechtbar
- Grunderwerb hat begonnen
- Vorbereitungen mit Rodungen im Herbst 2021
- Erdarbeiten für erstes Brückenbauwerk laufen seit April 2022
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