Kürmreuth bei Königstein
13.07.2025 - 12:25 Uhr

Kürmreuth feiert seinen ersten Wirtshausgottesdienst

Der Gasthof in Kürmreuth war einst Amtsgericht, Brauhaus und Poststation. Nun verwandelten ihn die Bürger, zumindest für einen Tag, in ein ökumenisches Gotteshaus: Der erste Wirtshausgottesdienst fand Anklang.

Der Wirtshausgottesdienst im „Gasthof zur Post“ in Kürmreuth (Königstein) war eine Premiere: Damit ging ein langgehegter Wunsch des Kürmreuther Kirchenvorstands und von Pfarrer Matthias Ahnert in Erfüllung. Als sie dem Wirt Marko Spieß diese Idee vorbrachten, war dieser sogleich einverstanden und schlug ihnen mehrere Termine vor.

„Wir wollten unbedingt, dass dieser Gottesdienst ökumenisch ist“, erklärte der evangelische Pfarrer. Darum musste er am Samstag stattfinden, weil am Sonntagvormittag für die Katholiken die Heilige Messe verbindlich ist. Zwei Gründe waren für Pfarrer Ahnert ausschlaggebend: Zum einen ist die Kirche St. Laurentius in Kürmreuth simultan. Das bedeutet, dass sie zu gleichen Teilen sowohl im Besitz der evangelischen als auch der katholischen Kirchengemeinden ist. Damit ist sie ja eigentlich ökumenisch. Zum anderen besuchen Evangelische wie Katholiken das Gasthaus. „Daher war uns die Ökumene ganz wichtig“, erklärte der Geistliche.

Stammtisch als Altar

Die beiden Pfarrer Matthias Ahnert und Hans Zeltsperger freuten sich über eine volle Wirtsstube. Der Stammtisch wurde als Altar umfunktioniert. „Wir sind frei, Gottesdienste zu feiern und den Glauben zu leben, wo wir wollen“, erklärte Pfarrer Zeltsperger und wies auf die Christenverfolgungen in vielen Ländern der Erde hin, in denen es nicht so ist. Er bat die Gläubigen, den Brauch des Tischgebetes weiterzuführen.

„Jesus fordert uns auf, uns keine Sorgen zu machen“, erklärte Pfarrer Ahnert in seiner Predigt. Als Zeichen für ein unbeschwertes Leben, legte sich ein Mädchen in einen Liegestuhl. Ob Jesus das auch gefordert hätte, wenn er den heutigen Lebensstil gekannt hätte? Dann hätte er es uns erst recht ans Herz gelegt, meinte der Geistliche, denn wir sollen uns von Sorgen nicht beherrschen lassen.

451 Jahre Tradition

Elsbeth Maderer begleitete mit ihrem Akkordeon die modernen geistlichen Lieder. Der Wirtshausgottesdienst begann um 17 Uhr, so dass die Besucher gleich sitzen bleiben und zu Abend essen konnten. Eigentlich hätte der Wirtshausgottesdienst letztes Jahr gefeiert werden sollen. „Denn da wäre das Gasthaus 450 Jahre alt geworden, es ist im Jahre 1574 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Außerdem habe ich vor 20 Jahren das Gasthaus übernommen“, erklärte Gastwirt Marko Spieß. Die Kürmreuther Hofmarksherren hatten im Jahre 1613 den Wirt Michael Panzer angestellt, der als Verwalter und Richter bei Streitereien und Diebstählen Recht gesprochen hat. So war das Wirtshaus eine Zeitlang auch ein Amtsgericht.

Vor genau 125 Jahren wurde im Wirtshaus eine Poststation eingerichtet. Deshalb änderte man den Namen vom „Gasthaus zum roten Ochsen“ in „Gasthof zur Post“. Sogar ein uraltes Braurecht besaß die Wirtsfamilie, so dass sie früher selber ihr Bier im eigenen Brauhaus brauten. „So feiern wir also einen Gottesdienst auf dem Boden eines ehemaligen Amtsgerichts, Gasthauses, Brauhauses und einer Poststation“, erklärte Pfarrer Ahnert.

 
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