Elf Habichtskäuze wurden in diesem Sommer in der nördlichen Oberpfalz ausgewildert. Weil die drei Volieren diesmal nicht ausgereicht haben, mussten die Mitglieder des Vereins für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern (VLAB) die Vögel in zwei Durchgängen für ihr Leben in Freiheit vorbereiten.
"Eine besondere Freude ist es, dass wir mit Frankreich zusammenarbeiten", sagt der Vorsitzende Johannes Bradtka bei einem Treffen in Kulmain (Kreis Tirschenreuth). Sechs der elf Habichtskäuze, die zur Familie der Eulen zählen, stammen aus dem Nachbarland: vier aus dem Zoo von Amiens, einer Stadt in Nordfrankreich, zwei aus dem Zoo in Sainte-Croix in Lothringen. Die verantwortliche Biologin Laure Garrigues vom Zoo in Amiens hat mit zwei weiteren Mitarbeitern Mitte Juli die Tiere nach Deutschland gefahren - in Hundetransportboxen.
Die anderen Tiere, die heuer ausgewildert wurden, stammten aus dem Opel-Zoo in Kronberg, dem Tierpark in Gotha – und zum ersten Mal aus dem Bayerwald-Tierpark Lohberg und aus dem Tierpark Nürnberg.
In der Oberpfalz angekommen, wurden die Vögel auf Volieren im Naturpark Steinwald, im Hessenreuther Wald und im südlichen Fichtelgebirge verteilt. Nachdem sie in den vergangenen vier Wochen in den Volieren, wie in einer Art Trainingscamp gelernt haben, sich alleine zu ernähren und sich an ihr Leben in der Region, an die Geräusche, Tiere, Höhenlage und das Wetter gewöhnt haben, hat sie Bradtka und seine Mitstreiter vergangene Woche in Freiheit entlassen. "Es ist für das ganze Team, das die wertvollen Tiere wochenlang betreut hat, immer ein erhebender Moment, wenn sie endlich die schützenden Volieren verlassen können", erzählt Bradtka.
Seit 100 Jahren ist der Habichtskauz, die größte Eule Mitteleuropas, in Deutschland nahezu ausgestorben. Der VLAB siedelt den Vogel seit 2017 in der Region wieder an. Mit den elf Tieren aus diesem Jahr, davon sieben Weibchen, hat der Verein bereits 29 Habichtskäuze an das Leben in Freiheit gewöhnt.
Das Projekt zur Wiederansiedelung kostet jährlich etwa 100.000 Euro. Gefördert wird es unter anderem von der Heinz-Sielmann-Stiftung in Duderstadt. Es ist ein in Deutschland außerhalb eines Nationalparks einmaliges Projekt. Dieses möchten die beiden französischen Zoos und der Tierpark Nürnberg auch in Zukunft mit Jungtieren unterstützen. Um die Vögel besser beobachten und verfolgen zu können, plant der Verein für 2021 den Einsatz von GPS-Sendern.
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