Etwa 50 Leute drängen sich bei der Gründungsversammlung des Aktionsbündnisses im Restaurant Landgericht. Sonja Schuhmacher von Bund Naturschutz kritisiert die Befürworter des Gewerbegebiets West IV, die in einem Bericht von Oberpfalz-Medien zu Wort kamen.
"In dem Artikel kam kein einziges Mal das Wort Klima oder Wald vor." Langer Applaus. Denn gerade darum geht es den Anwesenden. Es sind Anwohner, aber vor allem Vertreter von Initiativen wie Fridays for Future, Greenpeace, LBV, BI gegen die Monstertrasse und den Parteien Die Grünen, Die Linke und ÖDP.
Gisela Helgath von den Grünen bekennt, dass die Partei nicht grundsätzlich gegen Gewerbegebiete sei. "Aber West IV vernichtet Wald, und das in Zeiten, in denen Klimaschutz so ein Thema ist." Schüler Lukas Prölß von Fridays for Future kritisiert das Wachstumsparadigma, das hinter der Entscheidung der Stadt steht: "Mehr ist nicht unbedingt besser."
Flugplatz Latsch aufgeben
Ali Zant von der Linken merkt an, dass durch das Projekt höherwertige Arbeitsplätze geschaffen werden, das helfe Langzeitarbeitslosen jedoch nicht. Außerdem ist er dagegen, dass die Stadt nach der Verschuldung durch das Darlehen für die Kliniken nochmals soviel Geld ausgeben will. Schuhmacher fügt an, dass Weiden auch durch den Flugplatz Latsch Defizite mache. "Wenn Weiden aufhören würde, den Flugplatz zu finanzieren, dann würde sie Geld sparen und hätte noch freie Gewerbeflächen."
Eine Anwohnerin erzählt: "Ich wohne seit 39 Jahren im Pressather Wald und ich habe beobachtet, wie immer mehr Wald verschwindet." Hier meldet sich auch Hans-Jürgen Gmeiner zu Wort. Der CSU-Stadtrat betont, dass er nicht für seine Partei spreche, sondern privat. Auch im Vereinskartell Weiden-West, in dem er Vorsitzender ist, werde das Gewerbegebiet kontrovers diskutiert. "Die B470 ist am Ende ihrer Kapazität, dazu kommt die Bahnlinie, der Flugplatz." Die Anwohner nehmen viel hin, aber die Geduld halte nicht ewig. Dazu merkt Sonja Schuhmacher an, dass laut Gerüchten der Möbelriese "XXL Lutz" in das Gewerbegebiet ziehen wolle. Das bedeute sehr viel Publikumsverkehr.
Auf die Frage, ob das Projekt überhaupt noch zu verhindern sei, gibt sich Schuhmacher optimistisch. Das bayerische Landwirtschaftsministerium müsse der Stadt den Wald zuerst verkaufen. "Und die werden sich hüten, diesen Schritt zu gehen", nachdem Söder den Flächenfraß stark kritisiere und die CSU nach der Landtagswahl die Mehrheit verloren habe. Notfalls werde man klagen.
Auch öffentlicher Druck helfe dabei, das Projekt zu verhidnern. Und genau darum will sich das Bündnis kümmern. Doch zuerst muss ein Name her: Nach langer Diskussion einigt man sich auf "Aktionsbündnis Walderhalt". Der Begriff Weiden sollte nicht im Titel vorkommen, denn das Bündnis stellt sich auch gegen die Rodung des Manteler Forstes durch den geplanten Bau der Stromtrasse. Für die Aktionen gegen das Gewerbegebiet verständigten sich die Teilnehmer auf den Untertitel "Latscher Holz bleibt". Auch Ideen zu Aktionen gab es schon, darunter Waldführungen im betroffenen Waldgebiet, Infoveranstaltungen, eine Mahnwache während einer Stadtratssitzung.
"Witz": Ausgleichsflächen
Nur zwei Redner an diesem Abend bekommen keinen Applaus. Einer davon ist Veit Wagner, der grüne Stadtrat, der für das Gewerbegebiet ist. Er schlägt vor, dass sich dort nur Betriebe ansiedeln dürften, die nachhaltig produzierten. Doch das kommt bei den Gegnern nicht an.
Der zweite ist Herbert Schmid, stellvertretender Vorsitzender der Naturfreunde. Er berichtet, dass der Verein sich nach langer Diskussion dazu entschlossen hat, dem Bündnis nicht beizutreten. Die Naturfreunde stünden in der Tradition der Arbeiter und können sich nicht gegen Arbeitsplätze aussprechen. Außerdem werden zum Ausgleich der Rodung ja neue Flächen bepflanzt.
"Die Ausgleichsmaßnahmen sind ein Witz", entgegnet Schuhmacher. Die Bäume dort bräuchten 50 bis 100 Jahre, um denselben Wert an CO2 zu speichern. Außerdem ersetzen die Flächen nicht den notwendigen Klimawald am Latscher Holz.

















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