Lintach bei Freudenberg
09.03.2022 - 09:18 Uhr

Feuerwehr Lintach sammelt für ukrainische Kriegsflüchtlinge

Vor wenigen Tagen macht der erste Spendenaufruf über Social-Media-Kanäle die Runde. Die Feuerwehr Lintach richtet sich an die Bevölkerung: Gesucht werden Hilfsgüter für ukrainische Kriegsflüchtlinge, die in der Slowakei gestrandet sind.

Mehrfach Mitglieder der Lintacher Feuerwehr in Wackersdorf. Zum einen, um die Lintacher Spenden in die Zentrallager der Pfarrkirche St. Stephanus zu transportieren, zum anderen zum Beladen des Konvois. Bild: Claudia Wagner/exb
Mehrfach Mitglieder der Lintacher Feuerwehr in Wackersdorf. Zum einen, um die Lintacher Spenden in die Zentrallager der Pfarrkirche St. Stephanus zu transportieren, zum anderen zum Beladen des Konvois.

Die Feuerwehr Lintach beteiligte sich an einer großen Spendenaktion in Wackersdorf. Alle Sachspenden, die in den Tagen nach dem Aufruf am Lintacher Gerätehaus gesammelt, sortiert und verpackt wurden, waren dafür bestimmt. Von Wackersdorf aus starteten mehrere voll beladene Lastwagen in Richtung slowakisch-ukrainische Grenze zum Grenzort Vyšné Nemecké. Über 10.000 Kriegsflüchtlinge, primär Frauen und Kinder, treffen hier derzeit täglich ein.

„Die solidarische Hilfsbereitschaft hat unsere Erwartungen völlig übertroffen“, zeigt sich der Lintacher Feuerwehr-Kommandant Benjamin Weiß gerührt. Zeitweise rollten die Autos im Minutentakt auf den Vorplatz des Feuerwehrhauses. „Wir sind kaum mit dem Sortieren und Verpacken hinterhergekommen“, erklärt Philipp Schlaffer, Mitglied der Jugendfeuerwehr. Unter den Helfern fanden sich auch Lintacher, die nicht einmal Mitglied der Wehr sind. „Diese Dynamik ist überwältigend. Vielen Dank für diese Unterstützung und selbstverständlich für die unzähligen Spenden“, resümiert der Kommandant.

Um die Hilfsgüter in einem Konvoi zur Wackersdorfer Kirche St. Stephanus, der Hauptstelle der Sammlung, zu transportieren, stellte die Gemeinde Freudenberg mehrere Busse und Anhänger zur Verfügung. In Wackersdorf liefen Spenden aus ganz Deutschland zusammen. Die Initiatoren dort, Künstlerin Mira Schwägerl, Pfarrer Christoph Melzl und Claudia Wagner, hatten ebenfalls nicht mit einer derartigen Spendenflut gerechnet.

Auch für die Mitglieder der Lintacher Wehr waren es eindrückliche Bilder, wie Andreas Batek schildert: „Diese Mengen in Wackersdorf waren unfassbar.“ Und Johannes Winkler ergänzt: „Die komplette Kirche und der ganze Pfarrsaal waren bis unter das Dach voll geschlichtet mit Kisten und Säcken.“ Die unerwarteten Dimensionen spiegeln sich auch in der Größe des Konvois wider: Plante man anfangs noch mit einer Handvoll Kleinbussen, rollten am Ende mehrere voll beladene Lkw, darunter zwei 40-Tonner in Richtung Osten. Über 100 Helfern verluden die Sachspenden vor der Kirche in die Lkw. Auch hier unterstützte die Feuerwehr Lintach.

Am Abend um 18 Uhr setzte sich der Konvoi schließlich in Bewegung und erreichte am nächsten Tag gegen 13 Uhr seinen Zielort. Priester Frantisek Engel von der örtlichen orthodoxen Kirche nahm einen Teil der Güter persönlich entgegen. Er fungierte bei der Aktion nicht nur als Kontaktmann, sondern strukturierte seine Pfarrei vor Ort kurzfristig zu einem Zentrum für Flüchtlinge um. Mehrmals täglich stimmte er sich telefonisch mit der Wackersdorfer Organisatorin Mira Schwägerl ab. Aufgrund der gigantischen Menge an Hilfsgütern konnte ein Teil der Spenden an ein großes Zentrallager in Bratislava weitergegeben werden. Die zum Ende der Aktion noch gesammelten Taschenlampen, Batterien und Feuerzeuge gehen an das ukrainische Militär.

Die Feuerwehr Lintach ist allen Helfern und Spendern sehr dankbar und würdigt besonders den Einsatz der Organisatoren in Wackersdorf, der Künstlerin Mira Schwägerl und ihrer Hilfsaktion „Der Engel mit der leeren Laterne“, von Pfarrer Christoph Melzl und Mesnerin Claudia Wagner. „Wir haben live miterlebt, was für ein unfassbarer logistischer Aufwand dahintersteht“, schildert Michael Weiß. Als Mitarbeiter des Wackersdorfer Rathauses und Mitglied der Lintacher Feuerwehr stellte er die Verbindung her. Das in Lintach nicht benötigte Kartonagen- und Verpackungsmaterial wurde an die Hilfsgütersammlung von meinamberg.de weitergegeben.

„Die solidarische Hilfsbereitschaft hat unsere Erwartungen völlig übertroffen.“

Benjamin Weiß, Kommandant der Lintacher Feuerwehr

 
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