Um der Bevölkerung deutlich zu machen, dass auch die Landwirtschaft zum Erhalt der Bienen und Förderung der Artenvielfalt beiträgt, luden der Bayerische Bauernverband (BBV) und der Maschinenring (MR) am Freitag zum Pressegespräch auf den Hof von Markus Üblmesser ein. Dort stellt der Landwirt eine 2200 Quadratmeter große Fläche als Blumenwiese zur Verfügung - vorausgesetzt es finden sich "Blühpaten", die dafür Geld in die Hand nehmen. 50 Euro pro 100 Quadratmeter im Jahr muss ein Interessent dafür locker machen.
Aktive Beteiligung
BBV-Obmann Ely Eibisch sagte: "Wir wollen, dass die Bevölkerung nicht nur per Unterschrift guten Willen am Volksbegehren bekundet, sondern auch die Möglichkeit bekommt, sich daran aktiv zu beteiligen." Etwa zehn Landwirte im Landkreis hätten sich bereiterklärt, dafür Flächen zur Verfügung zu stellen. Im Endeffekt soll es in jeder der 26 Gemeinden mindestens einen Bauern geben, der mitmacht und Blühflächen entsprechend herrichtet. Der jeweilige Pate bekommt vom BBV eine entsprechende Urkunde. Auch auf der Blühfläche selbst werde er in irgendeiner Form dargestellt sein, damit jeder wisse: "Hier tut ,Herr Mustermann' etwas für die Bienen." Eibisch rechnete vor, dass der Preis keineswegs überzogen sei. Alleine das Saatgut koste zwischen 100 und 200 Euro pro Kilogramm. Für einen Hektar Blühfläche benötige man 10 bis 15 Kilo davon. Bisher gibt es drei Anlaufstellen, bei denen sich Interessenten melden können. Dies sind die Geschäftsstelle des BBV in Tirschenreuth, Telefon 0 96 31/70 380, die Geschäftsstelle des Maschinenrings in Tirschenreuth, Telefon 0 96 31 / 704 40, und die Stadt Mitterteich, Telefon 0 96 33 / 890. Die Stadt habe selbst angeboten, die gute Sache in ihrem Gemeindegebiet mit zu organisieren, berichten die Vertreter der Landwirtschaft.
Auch im Garten
Die Maschinenring-Geschäftsführerin Marion Höcht forderte darüber hinaus, die Bienen auch im eigenen Garten oder auf dem Betriebsgelände zu retten. Ein entsprechendes neues Angebot im reichhaltigen Portfolio des Maschinenrings stehe bereits zur Verfügung. So gebe es das Basispaket "Vom Gedanken zur Umsetzung" und das Premiumpaket "Mein bienenfreundlicher Garten". Höcht: "Sie sagen uns, wo eine Blühfläche entstehen soll, den Rest übernehmen wir." Das Basispaket gibt es ab 50 Euro. Zur Dienstleistung gehöre das Vertikutieren und die Saatbeet-Vorbereitung, die Entsorgung der Vertikutierabfälle sowie die Ansaat inklusive Saatgut, erläuterte Höcht. Das Premiumpaket enthalte zusätzlich ein unverbindliches Angebot für eine bienenfreundliche Gartenneugestaltung, bei der besonderer Wert auf Blühinseln gelegt werde. Höcht wies darauf hin, dass auch Firmengelände oft zahlreiche Möglichkeiten für Blühflächen aufwiesen. Als positives Beispiel nannte sie die Firma Schlagmann Poroton in Rötz, die seit vielen Jahren eigene Bienenstöcke auf ihrem Areal unterhalte und als Werbegeschenke eigenen "Schlagmann-Honig" unter die Leute bringe.
Dass den Bauern das Thema auf den Nägeln brennt und dass sie sich ungerecht behandelt fühlen, machte die Präsenz vieler landwirtschaftlicher Landkreisfunktionäre deutlich. Neben Eibisch und Höcht unterstrichen das stellvertretender Kreisobmann Martin Härtl, Tobias Vogel, Vorsitzender des Rings junger Landwirte Kemnath, BBV-Geschäftsführer Ulrich Härtl, dessen Stellvertreter Matthias Wittmann und der Vorsitzende des Maschinenrings Tirschenreuth, Hans Enslein.
Eibisch sagte wörtlich: "Wir tun in der Landwirtschaft nicht erst seit dem Volksbegehren etwas für die Natur. Wir sind schon sehr lange im Bereich Kulturlandschafts- und Vertragsnaturschutzprogramme unterwegs." An Blühflächen gebe es allein in Bayern rund 160 000 Hektar. Würde man das mit einer vier Meter breiten Sämaschine ausbringen, käme man mit der Länge viermal um den Globus. Das sei eine immense Leistung. Dazu komme noch das Programm Blührandstreifen vom BBV. 2017 habe man damit auf einer Breite von drei Metern die Entfernung Hamburg-Gibraltar (3500 Kilometer) abgedeckt. "Vielleicht haben wir das einfach auch nur zu wenig in der Öffentlichkeit publik gemacht", resümierte der Sprecher. Marion Höcht ergänzte: "Wir tun ständig Gutes und versäumen laut darüber zu reden."
Werde das Volksbegehren zu 100 Prozent umgesetzt, "wäre das schlichtweg ein Desaster für die Landwirte", klagen die Sprecher des Bauernverbands. "Vor allem würde das die Biobauern ruinieren." Angesichts von 30 Prozent geforderter Bio-Landwirtschaftsfläche meinte Hans Enslein: "Bio ist eine Nische, in der man recht gut leben kann. Müssen hier gezwungenermaßen viel mehr Landwirte einsteigen, sind die Preise dahin und das wäre es dann gewesen. Außer alle sind bereit, mehr Geld für die Produkte zu bezahlen", was der Sprecher und die Runde aber stark bezweifelten.
Geschimpft für Arbeit
Marion Höcht unterstrich: "Wie unsere Kulturlandschaft aussieht, bestimmt letztendlich der Verbraucher mit dem, was er isst und was er bereit ist, dafür zu bezahlen." Derzeit herrsche eine schlechte Stimmung in der Branche, "weil wir geschimpft werden für unsere jahrzehntelange gute Arbeit".
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