Wer in diesem Jahr noch heiraten will und noch keine Location für seine Hochzeit gefunden hat, ist schlecht dran – außer er ist sehr kreativ. Eine kleine Umfrage hat gezeigt: Schon seit Wochen sind in den beliebtesten Hochzeitssälen im Landkreis Tirschenreuth fast keine Wochenendtermine mehr frei. „Dabei sind wir im Landkreis Tirschenreuth an sich noch ganz gut ausgestattet“, sagt Hochzeitsplanerin Maria Frank aus Pullenreuth. In den Städten sei die Situation noch viel schlimmer.
Für die Organisation eines rauschenden Hochzeitsfestes in diesem Jahr ist es nach Franks Erfahrung schon viel zu spät. Die Wahl der passenden Räumlichkeiten für das Fest nach dem Jawort sollte einer der ersten Punkte bei den Hochzeitsvorbereitungen sein, rät Frank. „Ganz gut ist ein Jahr vorher, manchmal auch zwei“, erklärt sie.
Kalender ist voll
Rania Zeus vom Mühlenhof Mähring, die viele Hochzeiten ausrichtet, sieht das genauso. 160 bis 170 Gäste haben bei ihr im Mühlenhof Platz. „Dieses Jahr habe ich nur noch zwei freie Termine, einen im Juli und einen im August“, sagt sie. Ansonsten sei der Kalender voll und die ersten Anfragen für das nächste Jahr gebe es auch schon. Der Mühlenhof ist eine gefragte Location bei Paaren, denn es gibt dort Übernachtungsmöglichkeiten und die Option zur freien Trauung auf der Empore und auch eine Fotobox. Rania Zeus hat einen Tipp für die Brautpaare: „Flexibilität hilft.“ So nimmt zum Beispiel die Zahl der Zelt-Hochzeitsfeiern stetig zu.
Auch Gerhard Lang junior von der Petersklause in Großbüchlberg kennt das Terminproblem. „Viele kommen mit einem Wunschtermin. Früher war das anders. Da hieß es: Wann habt ihr frei? Den Termin nehmen wir.“ Im September, im Juni und im Juli ist auch sein Saal, in den etwa 150 Gäste passen, komplett ausgebucht, im August gebe es zwar noch einige Termine, aber da sei es vielen Paaren zu heiß zum Heiraten.
Neben dem Wirtshaussterben und dem Mangel an großen Sälen und Personal spiele noch ein anderes Problem eine Rolle, weiß Lang junior. Es gebe immer noch Nachholtermine von Hochzeiten, die wegen Corona verschoben worden seien. Durchaus möglich, dass sich die Situation bald wieder entspannt. Lang hat nämlich auch beobachtet, dass geplante Feste wegen Preissteigerungen und der wirtschaftlichen Situation abgeblasen würden.
Die Hochzeitsplanerin aus Pullenreuth berichtet zudem von einem Trend, der wegführe von den Gaststätten. „Wir leben in einer Zeit, wo alles möglich ist, wo die Ansprüche anders oder größer sind“, sagt Maria Frank. Die Pandemie habe durchaus ihren Teil dazu beigetragen. Die Paare wollten vermehrt draußen feiern, der Empfang habe sich zu einem Highlight entwickelt, und es gebe jetzt auch viele Winterhochzeiten. Ein ganz wichtiges Schlagwort sei zudem Nachhaltigkeit. Vor allem Zelt-Hochzeiten seien beliebt und der Verleih von Inventar, von Stühlen bis hin zur Dekoration, sei ganz groß im Kommen. „Damit kann man die Hochzeiten natürlich auch sehr individuell gestalten“, fügt sie hinzu.
Individualität an oberster Stelle
Dass Individualität an oberster Stelle steht, bestätigen auch die Gasthausbesitzer. „Jeder will was Besonderes, das Gasthaus kann da nicht mithalten“, sagt Gerhard Lang junior und denkt dabei auch speziell an die Option, Hochzeiten in einem Gewächshaus abzuhalten.
Oliver Fienz, der Pächter und Vermieter der Stadthalle Erbendorf, bewundert den Zeitaufwand, den Paare in ihre Hochzeitsvorbereitungen stecken. Bei ihm finden vor allem große Hochzeiten statt. Bis zu 350 Gäste haben im Saal Platz. „Es geht immer weiter, immer toller, immer besser“, sagt er. Freie Termine gebe es auch bei ihm nur noch wenige. Er habe neben vielen deutschen auch zahlreiche russische und türkische Hochzeiten. Der Ablauf sei vielleicht verschieden, doch das Streben nach Individualität ähnlich. „Der Trend geht zur edlen Geschichte“, berichtet er. Viele Paare würden sich ihre Inspiration von anderen Hochzeiten oder aus den sozialen Medien holen. Ein Vorteil sei es, dass er von der Einrichtung über das Servicepersonal bis hin zur Illumination und Tontechnik alles zur Verfügung stellen könne.
Ein weiterer beliebter Ort für Hochzeitsfeste ist der Forsterhof in Konnersreuth, in dem Brautpaare freie Hand bei der Inneneinrichtung haben. Dort ist im Innenbereich Platz für rund 220 Personen. Susanne Börner berichtet von aktuell noch einem freien Termin, auch für 2024 und 2025 gebe es bereits Anfragen, es herrsche Hochkonjunktur. „Wir haben eine sehr individuelle Location“, sagt sie. Beim Forsterhof selbst gibt es die Möglichkeit, Grund-Equipment auszuleihen, für exklusivere Wünsche, zum Beispiel beim Catering, müssten sich die Brautpaare an externe Anbieter wenden. Jedes Jahr gebe es neue Trends. „Aber individuell ist sowieso jede Hochzeit“, fügt Börner hinzu.
Currywurst-Brunnen um Mitternacht
„Es wird ausgefallener, positiv ausgefallener“, sagt auch Hans-Jörg Schiffmann vom Gasthof „Zur Post“ in Bärnau. Vom Currywurst-Brunnen um Mitternacht bis hin zur Candy-Bar oder dem Cocktailmixer sei alles dabei. Neben der Entwicklung weg von den Kirchen hin zur freien Trauung bemerkt er, dass die Polterabende zurückgingen und die Hochzeitsfeiern dafür größer würden, da man die früheren Polterabend-Gäste mit zur Hochzeit einlade. „Wir mussten auch schon ablehnen“, stellt er fest. Dabei zähle der „Post“-Saal mit Platz für circa 120 Personen mit zu den größeren im Landkreis. Schiffmann spricht von „einer terminlichen Auslastung“ von rund 80 Prozent in diesem Jahr. Auch hier haben die Brautpaare freie Hand, von der Dekoration bis hin zur Platzierung der Tische. Zu den Veränderungen, der wachsenden Individualität und der Kreativität hat Hans-Jörg Schiffmann ein ganz besonderes Fazit: „Jetzt wird’s wirklich der schönste Tag im Leben.“
Podcast-Folge mit Hochzeitsplanerin Maria Frank:
Eheschließungen in der Hochzeits-Hauptsaison 2022 im Landkreis Tirschenreuth
- Mai: 42
- Juni: 50
- Juli: 43
- August: 50
- September: 40
Quelle: www.statistikdaten.bayern.de
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