Mähring
30.08.2018 - 15:13 Uhr

Kirchenruine wird zum lebendigen Treffpunkt reanimiert

Neben dem Heimatkreis Plan/Weseritz gibt es Bürger und Initiativen, die sich nicht entmutigen lassen, vergessene Kirchen wieder aufzubauen. Ingrid Leser beschreibt den Fortschritt der vergangenen 30 Jahre.

Pater Peter Zillich, Zelebrant und Prediger beim Jakobifest in Bruch mit den Ministranten Peter und Josef Stier aus Bärnau Bild: exb
Pater Peter Zillich, Zelebrant und Prediger beim Jakobifest in Bruch mit den Ministranten Peter und Josef Stier aus Bärnau

Viele Zahlen und Fakten könnte die ehemalige Kreisheimatpflegerin Ingrid Leser aus Tirschenreuth im Zusammenhang mit der Wallfahrt zur St.-Anna-Kirche auf dem Pfaffenbühl bei Mähring nennen. Beim Heimatkreis Plan/Weseritz ist sie Beirätin des Vorstands für das Annafest Ende Juli und das gleichzeitig stattfindende Heimattreffen. Seit 1953 ist Mähring Treffpunkt der Heimatvertriebenen der ehemaligen Kreise Plan und Weseritz. Heuer fand die Wallfahrt zur St.-Anna-Gedächtniskirche zum 66. Mal statt.

Seit dieser Zeit gab es einige bedeutende Wallfahrten, wie Leser berichtet. So fand die 29. Fußwallfahrt zur St.-Anna-Gedächtnis nach Plan nach der Wende statt. In vielen Heimatkirchen gab es Gedenk- und Dankgottesdienste. Besonders herauszuheben ist dabei die Kirche in Hohenzetlisch, östlich von Plan, und die Jakobuskirche in Bruck am Hammer.

Ruine von Schutt befreit

In der einstigen Kirchenruine von Hohenzetlisch fand nach der Wende zum 20. Mal ein Gottesdienst statt. Die Kirche war dem Verfall preis gegeben. Es ist der Verdienst einer einzigen Frau, die aus Josefi Hütte (Josefa Hut) stammt, die sich der fast verfallenen, jedoch in der Substanz gut erhaltenen Barockkirche angenommen hatte. Zusammen mit einem deutsch-tschechischen Helfer, schaffte sie den Schutt des eingestürzten Turmdaches aus der darunter liegenden Sakristei und veranlasste eine einfache Eindeckung des Kirchenturms. Mit einigen Bewohnern des Dorfes säuberte sie die Kirche, so dass ein erster Gottesdienst stattfinden konnte.

Der norwegische Kulturfond wurde auf die Kirche aufmerksam und fördere die weitere Restaurierung: die Sicherung des Daches, die Erneuerung einiger Fenster, eine neue Kirchturm-Kuppel, die nun von Weitem zu sehen ist, sowie den Außenputz der Kirche.

Heute ist die Kirche im Besitz der Stadt Plan. Ein wunderschön gemalter barocker Blend-Altar ziert das Innere der Kirche, die Seitenaltäre sind Akkantus-Rahmen, die noch sehr gut erhalten sind. Bekannt ist laut Leser auch, dass diese Kirche bis in die Anfänge des 19. Jahrhunderts auch eine ewige Anbetung, wie in Tirschenreuth auch, aufweist.

Pfarrer Jaroslav Sasek aus Plan zelebrierte damals, Anfang der 90er Jahre, den deutsch-tschechischen Gottesdienst. Anschließend waren alle Gäste der Ortsbewohner. Die Leute wurden mit einem deftigen böhmischen Gulasch sowie Kaffee und Kolatschen bewirtet.

Wertvolle Schätze geraubt

Am Tag darauf konnte in der Jakobuskirche in Bruck am Hammer (Brod nad Tichou) der 28. Jakobi- Gottesdienst gefeiert werden, weiß Ingrid Leser. Auch hier waren es einige couragierte Heimatvertriebene, die es sich vor 29 Jahren zur Aufgabe machten die Heimatkirche zu retten und zu erhalten. Die Jakobuskirche birgt wertvolle Schätze des Barocks, die im Laufe der Renovierungsarbeiten teilweise geraubt wurden: Vergoldete Reliefs am Hochaltar und der Kanzel, Figuren und Bilder in den Seitenaltären und an der Kanzel, die Krippe, das wertvolle Altarbild des bekannten böhmischen Barockmalers Lorenz Wenzel Reiner, dessen Werke in einer eigens angelegten Gallerie im Schloss Dux zu sehen sind. Das Original des Altarbildes wurde wieder gefunden und ist nun im Diözesan Museum in Pilsen untergebracht.

Kirche bleibt in Pfarreibesitz

Trotz der Rückschläge ließen sich die „Kämpfer“ der Jakobuskirche nicht entmutigen. Zusammen mit dem verstorbenen Vikar Vladimir Born aus Haid (Bor) packten sie an, noch bevor es überhaupt das Bistum Pilsen gab. So wurde als erstes der Kirchturm saniert, das Dach neu eingedeckt und neue Fenster geschaffen, so dass die Kirche gesichert war.

Die Bürgermeister und zwei Familien in Bruck setzten sich ein, dass die entfernen und zerstörten Grabsteine wieder gefunden und entlang des Kirchhof und der Friedhofsmauer sichtbar gemacht wurden. Das Bistum Pilsen wollte später diese Kirche an private Nutzer verkaufen. Die beiden tschechischen Familien und die Interessengruppe Jakobikirche Bruck aus Deutschland, fuhren zum Bischof nach Pilsen um zu verhandeln. So ist es gelungen die Kirche bei der Pfarrei Plan zu belassen mit der Unterstützung eines Interessenvereins in Tschechien und der Interessengruppe in Deutschland. Mit den Interessensgruppen Jakobikirche aus Deutschland und Tschechien konnte ein weiteres Renovierungsprogramm erarbeitet werden. Daraufhin beantragte die tschechische Seite Fördergelder.

Reaktivierungspläne

Nach 28 Jahren Einsatz zum Erhalt der Kirche sind Kämpfer sind alt geworden, berichtet Leser. Sie seien froh, dass nun alles in jüngere Hände übergegangen ist. Es gilt, Programme zu finden, damit die Kirche reaktiviert werden kann. So wurden Überlegungen angestellt, die Jakobuskirche, als Wanderer-Kirche oder Radfahrer-Kirche zu deklarieren und so für Gottesdienste zu aktivieren. Besonders setzten sich die Pfarrei Plan, die Gemeinde Brod und die Familie Sicha, die direkt neben der Kirche wohnt, ein.

Eine positive Überraschung beim diesjährigen Jakobifest war die renovierte Friedhofsmauer. Schon vor Jahren war dies ein Anliegen des Bürgermeisters. Weiter baten der Bürgermeister und die Familie Sicha um Vorschläge, wie die alten deutschen Grabsteine gestalterisch im Friedhof wieder errichten werden könnten.

Den Festgottesdienst zelebrierte dieses Jahr Pater Peter Zillich aus Weiden, der auch die Predigt hielt. Nach dem Gottesdienst gingen zum Totengedenken und der Gräbersegnung auf den Friedhof. Beim anschließenden Beisammensein im Dorfgasthaus wurde den beiden Initiatorinnen, die nun beide 93 Jahre alt sind, mit einem kleinen Geschenk gedankt.

Den diesjährigen Jakobi-Gottesdienst in Bruck zelebrierte Pater Peter Zillich aus Weiden. Seit fast 30 Jahren setzt sich die Pfarrei für den Erhalt der Jakobuskirche ein. Zuletzt wurde die Friedhofsmauer (im Hintergrund) renoviert, auch die Grabsteine sollen neu gestaltet werden. Bild: exb
Den diesjährigen Jakobi-Gottesdienst in Bruck zelebrierte Pater Peter Zillich aus Weiden. Seit fast 30 Jahren setzt sich die Pfarrei für den Erhalt der Jakobuskirche ein. Zuletzt wurde die Friedhofsmauer (im Hintergrund) renoviert, auch die Grabsteine sollen neu gestaltet werden.
 
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