Mähring
16.11.2018 - 17:19 Uhr

Museum in Mähring beleuchtet ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte

Am 28. Juli 1914 beginnt der Erste Weltkrieg. Euphorisch ziehen die jungen Männer scharenweise Richtung Front. Das Gemetzel fordert mehr als 17 Millionen Tote. Das "Gelebte Museum" Mähring erinnert mit einer Ausstellung an diese Zeit.

Roland Weis ist einer der vielen Helfer, die die sehenswerte Ausstellung zum Ersten Weltkrieg initiert, organisiert und aufgebaut haben. Bild: tr
Roland Weis ist einer der vielen Helfer, die die sehenswerte Ausstellung zum Ersten Weltkrieg initiert, organisiert und aufgebaut haben.

Seit Frühjahr laufen die Vorbereitungen. Der harte Kern der Museumsfreunde, der etwa zehn Mitglieder zählt, mit ihrem Sprecher, dem dritten Bürgermeister Franz Schöner, hat sich frühzeitig über diese neue Sonderausstellung Gedanken gemacht.

Viele Sammler

Jahre vorher hatte Roland Weis im Radio gehört, dass es eine Internetseite gibt, auf der alle bayerischen Soldaten aus dieser Zeit aufgelistet sind. Er forschte nach, ging immer tiefer ins Detail und förderte Interessantes zutage. So zum Beispiel, dass in Mähring 26 junge Männer gefallen sind und im gesamten Gemeindebereich gar 96. Das war eigentlich der Grundstein für die neue Präsentation mit dem Titel, "100 Jahre Ende Erster Weltkrieg". Plakate und Nachfragen in der Gemeinde brachten nicht die Anzahl an Exponaten, die es braucht, um ein großes Haus zu bestücken. Die Mähringer schalteten deshalb im September unsere Zeitung "Der Neue Tag" ein. Aufrufe darin trugen schnell Früchte.

Es meldeten sich zahlreiche Sammler, nicht nur aus dem Landkreis Tirschenreuth. Als klar war, dass man genügend Material für eine umfassende Ausstellung zusammenbekommen würde, ging es ans Planen und gleich danach an den Aufbau. Viele Postkarten, Briefe und Sterbebilder junger Soldaten haben Einwohner der Gemeinde zur Präsentation beigesteuert. Von den Sammlern kamen Ausrüstungsgegenstände der Soldaten, wie Stahlhelme, Essgeschirre, Gasmasken, Stiefel, Orden und vieles mehr.

Sogar ein Original-Tornister, wie er zur Standardausrüstung des gemeinen Soldaten gehörte, ist zu sehen. Im Krieg werden Menschen getötet. Teile des Werkzeugs, das dafür im Ersten Weltkrieg verwendet wurde, sind ebenfalls ausgestellt. Darunter drei Karabiner, zwei deutsche und ein französischer und die dazugehörigen Bajonette.

Bomben und Granaten

Die Schusswaffen sind unbrauchbar gemacht und beim Landratsamt registriert. Die Behörde hat auch die Genehmigung erteilt die Waffen zu präsentieren. Daneben sind unter anderem auch eine Übungsbombe, diverse Granaten und andere Geschosse ausgestellt. Am Tag vor der Ausstellung reist noch ein Sammler an, der die drei letzten leeren Vitrinen füllt. Darunter auch Weihnachtsschmuck, der mit Kaiser-Konterfei oder Zeppelinen "verziert" ist und in den patriotischen Wohnzimmern das Fest der Liebe begleitete.

Zahlreiche Postkarten und Fotos aus der Zeit sind in Original-Fotoalben ausgestellt. Auch darauf ist zu erkennen, wie euphorisch das Volk damals seine Helden in die Schlacht schickte. Darunter finden sich auch viele Gruppenbilder mit Soldaten im Feld, von denen heute niemand mehr weiß, wer sie waren und wo sie fotografiert wurden. Was gänzlich fehlt, sind Original-Uniformen. Die Museumsbetreuer haben sich damit beholfen, dass sie zwei Pappkameraden, einen uniformierten deutschen und einen französischen Soldaten, aus dem Internet geordert haben.

Die zwei Munitionskörbe aus Weidengeflecht aus der Zeit trägt ein Pferd, das ebenfalls aus Pappe ist. Bettina Weis hat ein Areal gestaltet, das daran erinnert, dass dieser Krieg auch die Zivilbevölkerung in ganz besonderer Weise getroffen hat, denn Millionen Menschen sind damals verhungert. Ein Geheft, in dem der Verlauf des Krieges verzeichnet ist, liegt im Museum auf.

Information:

Die Ausstellung, "100 Jahre Ende 1. Weltkrieg“ dauert bis Ende März 2019. Offiziell eröffnet wird sie am 18. November um 14 Uhr. Geöffnet ist sie an diesem Tag bis 17. Am Volkstrauertag ist außerdem um 18.30 Uhr ein Rosenkranz und um 19 Uhr eine Messe in der Pfarrkirche. Danach findet die Totenehrung am Kriegerdenkmal statt. Weitere Öffnungszeiten: Donnerstag, 29. 11., Donnerstag, 13.12., Donnerstag, 20.12., jeweils ab 18 Uhr sowie Sonntag, 16.12. von 14 bis 17 Uhr mit Kaffee und Kuchen. Weitere Termine werden rechtzeitig im "Neuen Tag" bekanntgegeben. Führungen für Vereine, Schulklassen und Gruppen sind nach Vereinbarung möglich. Anmeldung bei Franz Schöner unter Telefon: 09639-1860 oder 0151-11 67 16 54.

Ein Fotoalbum aus der Zeit. Bild: tr
Ein Fotoalbum aus der Zeit.
Heldenverehrung auf einer Postkarte. Bild: tr
Heldenverehrung auf einer Postkarte.
Jeder Soldat bekam nach der Entlassung eine Chronik seiner persönlichen Dienstzeit überreicht. Bild: tr
Jeder Soldat bekam nach der Entlassung eine Chronik seiner persönlichen Dienstzeit überreicht.
Essgeschirr, Feldflaschen und andere Gebrauchsgegenstände eines Soldaten. Bild: tr
Essgeschirr, Feldflaschen und andere Gebrauchsgegenstände eines Soldaten.
Ein prunkvoller Reservistenkrug. Bild: tr
Ein prunkvoller Reservistenkrug.
Deutsche und französische Standard-Karabiner und die dazugehörigen Bajonette. Bild: tr
Deutsche und französische Standard-Karabiner und die dazugehörigen Bajonette.
Kaiserliche Marine-Feldbinde für Offiziere aus Messing vergoldet. Bild: tr
Kaiserliche Marine-Feldbinde für Offiziere aus Messing vergoldet.
"In der Heimat, da gibt´s ein Wiedersehn." Ein Wunsch, der für Millionen nicht in Erfüllung ging. Bild: tr
"In der Heimat, da gibt´s ein Wiedersehn." Ein Wunsch, der für Millionen nicht in Erfüllung ging.
Pickelhaube für Einjährig-Freiwilliger der Infanterie. Bild: tr
Pickelhaube für Einjährig-Freiwilliger der Infanterie.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.