Mähring
24.07.2018 - 11:23 Uhr

Treffen der Bürger des vergessenen Dorfes

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Lohhäuser dem Erdboden gleich gemacht. Anstatt das Dorf zu vergessen, gedenken ihm seine ehemaligen Einwohner noch heute: Auch dieses Jahr wieder beim Lohhäuser-Treffen.

Karl Schneider (Zweiter von rechts) tauscht sich im Lohhäuser-Museum im Alten Mähringer Rathaus mit den Anwesenden über das ehemalige Dorf aus. Auch Bürgermeister Josef Schmidkonz (rechts) hört gespannt zu. ebr
Karl Schneider (Zweiter von rechts) tauscht sich im Lohhäuser-Museum im Alten Mähringer Rathaus mit den Anwesenden über das ehemalige Dorf aus. Auch Bürgermeister Josef Schmidkonz (rechts) hört gespannt zu.

Nach und nach trafen am Samstagvormittag die ehemaligen Einwohner oder Angehörige derer im Alten Rathaus in Mähring ein. Man fällt sich zur Begrüßung froh in die Arme, tauscht sich über das Leben aus, fragt, wie es der Familie geht. So schön es sein mag, dass sich so viele alte Freunde und Bekannte auf einmal wiedersehen, umso trauriger ist der eigentliche Anlass. Der Grund für das alljährliche Treffen: Das vergessene Dorf Lohhäuser und die Vertreibung seiner Einwohner nach dem Zweiten Weltkrieg.

"Ich war letztens im Archiv in Eger, wo ich den Namen meiner Familie auf der Deportations-Liste gefunden habe", erzählt Karl Schneider. "Das war schon ein merkwürdiges Gefühl." Er erinnere sich noch genau an die Vertreibung und anschließende Flucht, wegen der er drei Jahre lang in einer Waldhütte leben musste. Er war es, der den Entschluss fasste, Lohhäuser nicht der Vergessenheit zu überlassen. "Zunächst recherchierte ich, wo überhaupt alle hingekommen sind nach der Deportation", erklärt Schneider. Schließlich erkundigte er sich 2003 bei der Gemeinde Mähring, ob es möglich sei, eine Patenschaft für Lohhäuser ins Leben zu rufen. Mit Hilfe von Bürgermeister Josef Schmidkonz wurde die Sache beschlossen. Seitdem wurde einiges für das Aufrechterhalten der Erinnerung an das Dorf, das mittlerweile zum einem großen Teil aus Wald besteht, getan. Neben dem Museum in Mähring wurde unter anderem ein Brunnen getauft und das Kriegsdenkmal des Dorfes wieder aufgerichtet. "Das soll nicht nur ein Denkmal für die Krieger und Soldaten sein. Vor allem soll es für die Opfer des Krieges und die Vertriebenen stehen", erläutert Schneider.

Auch das alljährliche Lohhäuser-Treffen ist ein fester Bestandteil des Erinnerungs-Prozesses. Jedes Jahr kommen Menschen verschiedener Generationen zusammen, die entweder selbst noch in dem Dorf lebten oder deren Vorfahren von dort stammten. Das Treffen heuer begann im gelebten Museum. Gemeinsam sah man sich die Ausstellung an. Weiter ging es im Gasthof Rosenbühl zum Mittagessen und zur Unterhaltung über Organisatorisches, den Sachstand, Kassenbericht und das Treffen im nächsten Jahr. Anschließend trafen sich die Teilnehmer am Denkmal in Lohhäuser und machten einen gemeinsamen Rundgang im vergessenen Dorf.

 
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