Maiersreuth hat sich herausgeputzt. Es erwartet Besuch von einem Bewertungskomitee, das einen Streifzug durch das Dorf unternehmen wird. Einige Dorfbewohner haben sich versammelt, um am Dienstag den Bus mit den insgesamt 14 Organisatoren, Juroren und stellvertretendem Landrat Alfred Scheidler zu empfangen.
Sie sind wegen des Bezirksentscheides des Wettbewerbes „Unser Dorf hat Zukunft“ in den kleinen Ort bei Bad Neualbenreuth gereist. Bereits 2019 hatte sich Maiersreuth im Kreisentscheid des Dorfwettbewerbes für den Bezirksentscheid qualifiziert, der wegen Corona erst in diesem Jahr ausgetragen wird. Insgesamt sechs Oberpfälzer Dörfer sind im Rennen.
Wanderwege und Waldbaden
"Der Naturtourismus wird hier groß geschrieben“, begrüßte Bürgermeister Klaus Meyer die Gäste. Michael Rückl, der sich um das naturtouristische Gesamtkonzept für die Gemeinde kümmert, startet mit den Jurymitgliedern. Sie bewerten „Das Dorf in der Landschaft“. Sie unternehmen zuerst eine Ausfahrt zu Aussichtspunkten, um sich einen Überblick über die Lage des Ortes zu verschaffen.
Ortssprecher Wolfgang Müller beginnt die Tour im Dorfinneren mit den übrigen Juroren. An einer Schautafel zum naturtouristischen Gesamtkonzept in und um Maiersreuth verweist Meyer auf das vor allem bei Sibyllenbad-Gästen beliebte Waldbaden.
Dann geht es zum Badehaus. „Das ist der Geburtsort des Sibyllenbads." Nachdem es eine Zeitlang parallel zum Sibyllenbad in Betrieb gewesen sei, habe es einige Zeit leer gestanden. Nun sei im Badehaus das „Kunstprojekt Badehaus Maiersreuth“ aktiv. Susanne Neumann, Annette Spreitzer und Axel Schmidt vom zugehörigen Verein empfangen die Gäste. Vor der Kulisse des leeren Schwimmbeckens erklärt Neumann, das alte Bad sei regelmäßig Gastgeber für Kultur- und Kunstveranstaltungen. „Er belebt unseren Ort“, so Meyer.
Therapiepfad und Kinder-Dorfhaus
Die Dorftour führt weiter zum Therapiepfad. Auf dem Weg dorthin kommt die Gruppe am Dorfwirtshaus vorbei. Bei der Holzhütte des Therapiepfades und der Kneippanlage erklärt der Ortssprecher, dass diese saniert werde. „Es wird als Kneipport wiederbelebt“, so der Bürgermeister. Es geht weiter über eine kleine Kapelle im Ort an die Staatsstraße, wo ein riesiger Baum in der Straßenmitte steht. „Die Eiche sollte erhalten werden. Nun hilft sie, die durchfahrenden Fahrzeuge abzubremsen“, erklärt der Rathauschef.
Weiter geht es zur Dorfmitte, wo die Hütte der Maiersreuther Kinder steht. Diese haben sie durch Einnahmen aus Veranstaltungen selbst finanziert und mit Hilfe ihrer Familien aufgebaut. Einige Jugendliche haben sich auf der Veranda platziert. Auf dem freiflächigen Dorfangergelände, wo noch ein Festzelt vom kürzlich abgehaltenen Dorffest aufgebaut ist, beschreibt Ortssprecher Müller die Pläne für eine Multifunktionshalle, die dort gebaut werden soll. Danach lassen die Gäste bei Hollerwasser und Häppchen den Rundgang Revue passieren, bevor sie ein erstes Fazit verkünden.
Tourismus weiter ankurbeln
Zwei Juroren bewerten die wirtschaftlichen Initiativen und Entwicklungskonzepte im Ort. Dabei werden die Dorfgemeinschaft, die Wanderwege und das Badehaus hervorgehoben. Im Bereich soziale und kulturelle Aktivitäten könne der Ort durch den Dorfanger und das Häuschen für die Kinder punkten.
Baugestaltung und Bauentwicklung bewerten Bezirksheimatpfleger Tobias Appl und Architekt Hubert Liebl. Er spricht das Badehaus und Kunstprojekt an, das für ihn ein Leuchtturmprojekt sei. Die Grüngestaltung und -entwicklung loben zwei weitere Jurorinnen: „Hier ist vieles naturbelassen.“ Im Gedächtnis sei ihr auch die große Eiche an der Straße geblieben. Die zahlreichen Mauer- und Fassadenbegrünungen in Maiersreuth seien ihr ebenfalls positiv aufgefallen. Mit Gabriela Rossi, Regierung der Oberpfalz, und Stefan Weidenhammer, Landschaftsarchitekt, tourte Naturtourismus-Konzept-Beauftragter Rückl. Rossi: „Mit dem naturtouristischen Konzept ist man auf einem guten Weg.“
Letztendlich reichte es für Maiersreuth für die Silbermedaille, wie das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürth-Uffenheim, das den 27. Bezirksentscheid in der Oberpfalz begleitet, am Freitag verkündet. Bürgermeister Meyer ist begeistert: „Ich freue mich sehr für die Maiersreuther und für den ganzen Landkreis, dass wir Silber gewonnen haben."
Bei der Abschlussfeier Ende Juli in Bodenwöhr im Landkreis Schwandorf werde Maiersreuth mit den weiteren teilnehmenden Oberpfälzer Dörfern die Urkunde überreicht bekommen. Außerdem werde eine Prämie in Höhe von 300 Euro überreicht. Das Preisgeld soll laut Meyer in die Dorfkasse fließen.
Eine Silbermedaille geht jeweils auch an Lennesrieth (Markt Waldthurn) und Saltendorf (Markt Wernberg-Köblitz) ging. Gold gewinnen Bodenwöhr (Landkreis Schwandorf) und Saltendorf (Landkreis Cham). Bronze geht an Wettzell (Stadt Bad Kötzting). Lennesrieth erhält zudem dem Sonderpreis des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten für die „nachhaltige Landnutzung zur Sicherung der eigenen Wasserversorgung“.
Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“
- Ist ein staatlicher Wettbewerb, den das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten beziehungsweise die untergliederten Ämter betreuen
- Läuft über drei Jahre. 2019 fand der Kreisentscheid statt (dann zwei Jahre Coronapause), 2022 laufen die Bezirksentscheide sowie die Landesentscheide, 2023 findet der Bundesentscheid statt
- 6 Teilnehmerorte am Bezirksentscheid Oberpfalz: Maiersreuth (Landkreis Tirschenreuth), Lennesrieth (Landkreis Neustadt/Waldnaab), Saltendorf und Bodenwöhr (beide Landkreis Schwandorf), Schorndorf und Wettzell (beide Landkreis Cham)
- War in der Nachkriegszeit als Blumenschmuckwettbewerb gestartet, geprägt von der Verbesserung der äußeren Erscheinungsbilder der Dörfer. Später verlagerten sich die Schwerpunkte zu Planung, Ökologie und Wirtschaft
- Die Bewertungskriterien umfassen: Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen, Soziale und kulturelle Aktivitäten, Baugestaltung- und Entwicklung, Grüngestaltung und -entwicklung, Dorf in der Landschaft
- Trägt dazu bei, die soziale, kulturelle, gestalterische und wirtschaftliche Entwicklung in den Dörfern zu unterstützen
Quelle: Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürth-Uffenheim
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