Kunstfreunde können noch bis Mitte August im Badehaus Maiersreuth eine Installation betrachten, die Daniel Spoerri in ähnlicher Form bislang nur in Toulouse gezeigt hat: Hunderte Wanderstöcke, die an Kunststofffäden über dem Becken hängen, welches nach 25 Jahren erstmals wieder mit Wasser gefüllt wurde. Im Vorfeld hatte der Verein "Kunstprojekt Maiersreuth" ein großes Geheimnis aus dem Vorhaben gemacht.
Mitglieder und Helfer hatten die Stöcke nach Anweisung des 91-jährigen in Rumänien geborenen Meisters befestigt, die Feuerwehr Hardeck kümmerte sich um das Füllen des Beckens. Der Künstler, der der Vernissage beiwohnte, wollte das Werk nicht selbst kommentieren. Die Laudatio übernahm Barbara Räderscheidt, Leiterin des Ausstellungshauses Spoerri in Hadersdorf bei Wien. Sie sprach angesichts des Werkes von einer Verbindung der Elemente Himmel, Wasser und Erde. Weil die Stöcke über glitzerndem Wasser schwebten, sei diese Installation schöner als jene in Frankreich.
Bürgermeister Klaus Meyer zeigte sich stolz, Spoerri vor Ort begrüßen zu dürfen. Die Künstlerarbeit sei eine "weltumspannende Installation" - und damit traf Meyer ins Schwarze, denn Spoerri habe die Stöcke in aller Welt auf Flohmärkten gesammelt, wie Räderscheidt berichtete. 80 Exemplare stammen aus dem Landkreis Tirschenreuth, gesammelt vom Verein.
Zum Titel der Installation - "Unwirksam zu gehen, ist nicht günstig" - meinte Klaus Meyer schmunzelnd, dass das in etwa das Gleiche sei wie "Schlecht zu gäi, is niad guad". Die Installation begeistere ihn, weil diese Kunst für jeden greifbar sei, erklärte Meyer später gegenüber Oberpfalz-Medien. "Wanderstöcke kennen alle. Man kann sie anschauen, die Stocknägel betrachten und über die Geschichten nachdenken, die in jedem Stock stecken könnten", so Mayer. Ein Merkmal des Künstlers sei es, Alltagsgegenstände in schräge Perspektiven zu bringen. Auch mit Porzellan habe Spoerri dies schon gemacht.
Beim genauen Blick auf das Gewirr an Stöcken werden deren Unterschiede deutlich. Sie sind krumm oder kerzengerade, in Naturfarben belassen oder bemalt und verziert. Zeugnis von der Nutzung geben zerkratzte Oberflächen, abgegriffene Handläufe, erdig-braune Spitzen und die Stocknägel. Davon gibt es seit Samstag zwei neue Kreationen mit dem Badehaus und Spoerris Installation. Diese hat der Verein "Kunstprojekt Maiersreuth" bei einer der ältesten Stocknagel-Herstellerfirmen im Allgäu in Auftrag gegeben. Je nach Lichteinfall und Standort des Betrachters eröffnen sich neue Perspektiven.
Susanne Neumann freute sich über das Interesse und bezeichnete alle Anwesenden als "Ehrengäste". Kunst sei in Zeiten von Corona ein seltenes Gut geworden, so Neumann.
Öffnungszeiten
- Die Installation im Badehaus Maiersreuth kann bis zum 15. August freitags, samstags und sonntags von 10 bis 19 Uhr bei freiem Eintritt besichtigt werden.
- Erforderlich sind das Tragen einer Maske und eine namentliche Registrierung. Es gilt beim Bewegen durch das Badehaus das Einbahnstraßen-Prinzip.
- Anmeldungen für Gruppen sind im Internet unter www.badehaus-maiersreuth.de möglich.
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