Einen außergewöhnlichen und bewegenden Abend erlebten rund 600 Besucherinnen und Besucher in der Kastler Klosterkirche. Die Pfarr- und Gemeindebücherei Kastl hatte zu einem Vortrag mit dem prominenten Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler eingeladen – und die Resonanz war überwältigend: Alle Bänke, Stühle und sogar zusätzliche Bierbänke waren besetzt, etliche Gäste standen. Unter dem Titel „Kirche sein heute“ sprach Schießler leidenschaftlich darüber, wie Glaube und Kirche im 21. Jahrhundert lebendig bleiben können: offen, menschlich, nahe bei den Menschen. „Unsere Zeit ist hier und jetzt. Wir selbst sind die Gestalter der Kirche von morgen“, betonte er mit klaren Worten und spürbarer Überzeugung.
Zu Beginn begrüßten Pfarrer Arweck und Büchereileiter Georg Dürr den weit über Bayern hinaus bekannten Seelsorger herzlich. Dürr erinnerte daran, dass viele von Schießlers mittlerweile elf Büchern in der Gemeindebücherei entliehen werden können, und wünschte allen Anwesenden einen Abend der Inspiration und des Nachdenkens. Schon beim ersten Blick auf die gefüllte Kirche zeigte sich Schießler beeindruckt: „Hier ist ja die halbe Oberpfalz vertreten“, scherzte er. Er eröffnete seinen Vortrag mit Rainer Maria Rilkes Worten „Du musst das Leben nicht verstehen, dann wird es werden wie ein Fest“ – ein passender Auftakt für eine Rede, die Tiefgang und Lebensfreude verband.
Schießler sprach offen über aktuelle Herausforderungen von Kirche und Gesellschaft: von der Verantwortung jedes Einzelnen, über den Mut, Gottesdienste zeitgemäß zu gestalten, bis hin zur unverzichtbaren Rolle der Frauen. Er zitierte Papst Franziskus: „Wenn Frauen die Führung übernehmen, funktioniert es“, und rief dazu auf, Frauen in kirchlichen Aufgaben zu stärken. Auch Persönliches ließ der Münchner Pfarrer einfließen: Kindheitserinnerungen, die prägenden Werte seiner Eltern und Begegnungen, die ihn inspirierten. Immer wieder kehrte er zu seiner zentralen Botschaft zurück: Kirche entstehe dort, wo Menschen einander zuhören, sich gegenseitig ernst nehmen und für andere da sind. „Man darf nicht auf die perfekte Liturgie warten – man muss handeln, gestalten und neugierig bleiben“, so Schießler.
Nach gut 90 kurzweiligen Minuten schloss er seinen Vortrag mit dem hoffnungsvollen Satz: „Meinen Glauben und meine Liebe kann niemand zerstören, auch keine Kriegstreiber“, und mit dem Gedicht „Ich setze auf die Liebe“ von Hanns Dieter Hüsch. Im Anschluss nahm sich Schießler Zeit, um Bücher zu signieren und mit Gästen ins Gespräch zu kommen. Büchereileiter Georg Dürr bedankte sich herzlich für diesen „nachdenklich-fröhlichen Abend, der Mut macht und neue Perspektiven eröffnet“. Zugleich kündigte er an, dass die Gemeindebücherei eine Sammelbestellung von Schießlers neuem Buch „Liebe – notwendiger denn je! Pulsschlag für alle Lebenslagen“ organisiert. Das Werk erscheint am 15. Oktober.
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