Kastl im Landkreis Amberg-Sulzbach
13.06.2023 - 14:43 Uhr

Geschichtsträchtige Kastler Pfistermühle wegen Einsturzgefahr abgerissen

Sie war über Jahrhunderten hinweg ein prägendes Element des Kastler Klosterbergs. Nun musste das Gebäude der Pfistermühle wegen akuter Einsturzgefahr abgerissen werden. Damit ist ein historisches Bauwerk unwiederbringlich verloren.

Die Kastler Pfistermühle ist Geschichte. Sie drohte einzustürzen und wurde deshalb dem Erdboden gleichgemacht. Die sogenannten Lauterach-Mühlner, von denen es heute noch über 20 zwischen Lauterhofen und Schmidmühlen gibt und die jetzt hauptsächlich Flusskraftwerke betreiben, waren über Jahrhunderte hinweg prägend für die Region. Ihr Beruf verhalf ihnen zu großem Reichtum, von dem ihre prächtigen Häuser zeugten.

Das Wasser der Lauterach, das zuvor in den Mühlbächen angestaut worden war, trieb einst die Wasserräder der Getreide- und Sägemühlen aber auch der Hammerwerke an. Im Zuge der Elektrifizierung um das Jahr 1900 stellten viele Mühlner auf Flusskraftwerke um, die mit ihren Turbinen Strom produzierten. So war das auch bei der Pfistermühle in Kastl. Das herrschaftliche, in und außen mit Stuckdecken und Gemälden verzierte Gebäude war aber irgendwann einmal nicht mehr zeitgemäß, außerdem war der Erhaltungsaufwand erheblich. Deshalb bauten die Besitzer daneben einfach ein modernes Haus.

Vor einigen Jahrzehnten kam der Eigentümer dann auf die Idee, das alte Mühlengebäude mitsamt dem Turbinengehäuse abreißen zu lassen. Ebenso das sogenannte Pfistermühlbrückerl, das über den Mühlbach führt. Der sollte in diesem Zuge verrohrt oder trockengelegt werden. Ihm ging es um die Zufahrt zu seinem Anwesen. Allerdings hatte der Denkmalschutz massiv etwas gegen dieses Vorhaben und drohte mit erheblichen Konsequenzen.

Im Laufe der Jahre fiel das Dach ein, das Gebäude wurde mit einer schwarzen Plane notdürftig abgedeckt. Der Zahn der Zeit vollendete seine Zerstörung an den wertvollen Decken und Wänden des Mühlner-Gebäudes, das von der nur 200 Meter entfernten Bundesstraße 299 bestens zu sehen war. Das Problem der Zufahrt erledigte sich, als die Marktgemeinde Kastl vor eigenen Jahren mit einem Millionenaufwand im Zuge der Städtebauförderung das Pfistermühlbrückerl über den Mühlbach sanierte und das Gewässer um das alte Turbinengebäude herum ableitete. Außerdem wurde die Lauterachbrücke im Zuge der Verbindung von Hohenburger Straße und B 299 erneuert und verstärkt, darüber hinaus wurde der Mühlbach verrohrt. Außerdem klärte die Gemeinde die langjährigen Streitereien über das Geh- und Fahrtrecht und den Unterhalt des Pfistermühlbrückerls.

Die ergiebigen Regenfälle der vergangenen Monate setzten dem alten Gemäuer und vor allem dem Gebälk der Mühle sehr zu, so dass Einsturzgefahr bestand – und das ausgerechnet einige Wochen vor der Einweihung der Kastler Polizeifachhochschule in der Klosterburg. Denn der Weg von der B 299 über das Pfistermühlbrückerl zur Hohenburger Straße mit dem Treppenaufgang zur Klosterburg ist nicht nur Schulweg, sondern auch Zugang für die Besucher der Polizeifachhochschule.

Ein eilig hinzugezogener örtlicher Statikfachmann stellte Gefahr in Verzug fest und veranlasste die Gemeinde, den Weg sperren. Denn eine ehemalige gemauerte Räucherkammer im Dachgeschoss des maroden Gebäudes drohte herabzustürzen und den westlichen Giebel auf die Straße zu drücken. So also musste der herbeigerufene Denkmalschutz ohnmächtig mit ansehen, wie das historisch wertvolle Gebäude mitsamt dem Turbinengehäuse den Baggerschaufeln zum Opfer fiel. Die Abbrucharbeiten wurden noch vor der Einweihung der Polizeifachhochschule beendet, so dass für die Besucher keine Gefahr mehr bestand. Dem Vernehmen nach soll aber die Ruine mit einem Dach versehen werden.

 
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