Um die immensen Herausforderungen und Überraschungen beim Umbau der Kastler Klosterburg von einer Klosteranlage zu einer modernen, barrierefreien Polizeihochschule mit fast 150 Schülern, Verwaltungspersonal und Lehrern zu verstehen, muss man wissen, dass die lange Geschichte des Gebäudes auch ihre Tücken hat. Die Baustile der vergangenen zwölf Jahrhunderte wie Romanik, Gotik, Renaissance und Barock wurden nämlich kräftig gemischt. Die meisten Bausünden wurden allerdings in den 60er-Jahren mit dem Umbau der Anlage in das Ungarische Gymnasium gemacht, als minderwertiger Beton, Stahlträger und Asbestdecken zum Einsatz kamen. Vor allem die Asbestdecken mussten jetzt als Sondermüll entsorgt werden. Und auf den mit Biberschwanz gedeckten riesigen Dächern sah es auch nicht besser aus. Jeder Bauherr machte nichts neu sondern besserte aus oder ersetzte oder verstärkte lediglich das alte Gebälk und die Latten. Irgendwann wären die Dächer vermutlich zusammengebrochen.
Um den aktuellen Baufortschritt in der kommenden Polizeihochschule in Augenschein zu nehmen, fand nun zusammen mit den verantwortlichen Vertretern des Freistaats Bayern, Roman Beer und Christian Kopf vom Staatlichen Bauamt Amberg, Landtagsabgeordnetem Harald Schwartz, seinem Sekretär Stefan Ott, Bürgermeister Stefan Braun und dem Kastler Mesner Albert Prün ein gründlicher Stubendurchgang durch die Baustelle statt.
Schwartz betonte zu Beginn, dass der Umbau der Kastler Klosterburg dem heutigen Zeitgeist entspräche. "Es entsteht kein Flächenverbrauch so wie bei einem Neubau auf der grünen Wiese. Außerdem ist die Nachhaltigkeit gegeben, da man ein bestehendes historisch wertvolles Kulturgut, das ohnehin vom Freistaat Bayern mit viel Geld unterhalten hätte werden müssen, wieder einer sinnvollen Verwendung zuführt."
Zunächst führte die Tour in den künftigen Verwaltungsraum, der einmal das Lehrerzimmer des ungarischen Gymnasiums mit dem markanten Erker und damit der schönste Raum in der Klosterburg gewesen sei. Bei der anschließenden Besichtigung des 25 Meter hohen Daches im Süd- und Nordflügel, bei der geschäftiges Treiben durch zahlreiche Zimmerleute herrschte, konnte man die Unmengen an Holz erkennen, die damals verbaut wurden, um das Ziegeldach zu ermöglichen. Der Rundgang führte weiter in das ehemalige Mädcheninternat, das schon mal die Kastler Polizeistation war und das weitestgehend saniert ist.
Dort entstehen Unterkünfte für rund 60 Polizeischüler mit Aufenthaltsräumen in den Kellern und Gewölben. Die Versorgungs- und Sanitärleitungen sind bereits verlegt, die Appartements und Nasszellen mit Fußböden geschaffen. Laut Christian Kopf könne im Frühjahr 2020 mit der Fertigstellung gerechnet werden.
Der sogenannte Kapitelsaal, früher der Fechtsaal der Ungarn, wurde im Untergrund mit dem Bauschutt der Jahrhunderte aufgefüllt. Als man daran ging, den Bauschutt auszuräumen, sah man erst die Bauabschnitte der verschiedenen Jahrhunderte und stieß auf die Burgmauer aus dem 9. Jahrhundert, die als Schaustück erhalten werden konnte.
Mit Betonschalungen wurde Stück für Stück das Fundament des Kreuzgangs, das auf dem gewachsenen Fels steht, wieder stabilisiert. Außerdem wird der neue Eingang mit einem Aufzug für das nördliche Gebäude ausgestattet. Der Kapitelsaal der Mönche wird zum Prüfungsraum für die Polizeihochschüler umfunktioniert. Das frühere Refektorium des Klosters bleibt der Speisesaal. Bereits in früheren Jahrhunderten wurde dieser nicht mit Kaminen und Öfen beheizt, sondern es existierte eine Warmluftfußbodenheizung.
Um auch ohne Treppe in den Speisesaal zu gelangen, ist ein Podestaufzug vorgesehen. Damit der Südteil des Gebäudes künftig auch barrierefrei ist, wurde im ersten Klosterbogen, der zur Kirche führt, ein Mauerdurchbruch geschaffen, der den Aufzug aufnimmt. Auch in das Lehrsaalgebäude der Ungarn aus den 1980er-Jahren wird ein Aufzug eingebaut.
Der Parkplatz mit rund 140 Stellplätzen auf der ehemaligen Schulsportanlage ist fertig, ebenso die Heizleitungen vom Heizwerk unterhalb der Klosterburg.
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