Marktredwitz
02.04.2024 - 14:34 Uhr

Millionenschweres Förderprojekt für die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Klinikum Fichtelgebirge

Das Klinikum Fichtelgebirge bekam den Zuschlag für ein bedeutendes Projekt. Ziel ist, bei Bandscheibenvorfällen konservativ zu behandeln und Operationen zu vermeiden.

Professor Dr. Achim Benditz untersucht einen Patienten in seiner Sprechstunde. Bild: Klinikum Fichtelgebirge/exb
Professor Dr. Achim Benditz untersucht einen Patienten in seiner Sprechstunde.

Mit einem innovativen Ansatz will ein millionenschweres Förderprojekt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Klinikums Fichtelgebirge zeigen, dass ein Konzept der eng abgestimmten ambulant-stationären Behandlung eine Operation bei einem Bandscheibenvorfall in den meisten Fällen vermeidet und im ländlichen und im städtischen Raum funktioniert, informiert Pressesprecherin Peggy Kuniss-Pfeiffer. "Erweist sich der neue Behandlungspfad der üblichen Versorgung überlegen, kann er in ganz Deutschland etabliert werden."

In Deutschland werden laut Pressemitteilung des Klinikums Fichtelgebirge pro Jahr über 320.000 Operationen am unteren Rücken durchgeführt. "Bezogen auf die Einwohnerzahl ist Deutschland damit im Spitzenfeld der Rückenoperationen." Professor Achim Benditz, Leiter der Wirbelsäulenabteilung am Klinikum Fichtelgebirge, und Professor Joachim Grifka, Direktor der Orthopädischen Klinik für die Universität Regensburg in Bad Abbach, verfügten über umfangreiche Erfahrung in der wirkungsvollen konservativen Behandlung. Gemeinsam reichten sie das Projekt beim Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) ein und schlugen ein gezieltes Behandlungskonzept vor, so Kuniss-Pfeiffer. Unterstützt werde das Vorhaben von der AOK Bayern, das zudem eine Förderung in Höhe von 3,48 Millionen Euro vom Innovationsfonds des GBA erhalten habe. Die Studie ziele darauf ab, den Nachweis zu erbringen, dass Bandscheibenvorfälle in der Lendenwirbelsäule meist erfolgreich konservativ behandelt werden könnten, also ein operativer Eingriff vermieden werden könne.

Ausfallzeiten verringern

"Rückenbeschwerden sind eine Volkskrankheit. Das Ziel unserer Studie ist der Nachweis, dass auch bei Bandscheibenvorfällen in der Lendenwirbelsäule, mit ausgeprägten Schmerzen ins Bein, in den meisten Fällen erfolgreich konservativ behandelt und somit eine Operation vermieden werden kann", beschreibt Benditz laut Pressemitteilung. Der GBA schreibt dazu: "Das Ziel des Projekts RELIEF ist es, Menschen mit spezifischen Rückenschmerzen bestmöglich zu behandeln und Ausfallzeiten zu verringern. Sie betreffen häufig Patientinnen und Patienten, die im Arbeitsalltag stehen und spielen daher nicht nur medizinisch, sondern auch volkswirtschaftlich eine große Rolle."

Intensive Physiotherapie

Um das zu erreichen, will das Projektteam in einer Studie einen neuen Behandlungspfad erproben, der die Zusammenarbeit zwischen hausärztlicher Versorgung, Kliniken für Orthopädie und Praxen für Physiotherapie stärkt. Dieser Behandlungspfad beginnt im hausärztlichen Bereich, wo die Diagnose Bandscheibenvorfall gestellt wird. Es folgt die stationäre Aufnahme in einer Klinik für Orthopädie, wo die Betroffenen eine Woche lang täglich eine gezielte Therapie erhalten, die unter anderem Injektionstherapie, Bewegungstherapie und Physiotherapie beinhaltet, so Pressesprecherin Peggy Kuniss-Pfeiffer. Unmittelbar danach bekämen die Betroffenen ambulant zwei Wochen lang eine intensive Physiotherapie.

Eng abgestimmt

"Um dieses konservative Therapieregime systematisch umzusetzen, haben wir gemeinsam mit Ärzten in der Praxis, unter anderem auch Allgemeinmedizinern aus der Region Marktredwitz, sowie den Physiotherapieinstituten Eden-Reha in Donaustauf und Stiftland-Reha Haas in Mitterteich ein Konzept der eng abgestimmten ambulant-stationären Behandlung entwickelt", wird Professor Benditz zitiert. Um die Wirksamkeit des neuen Behandlungspfads zu überprüfen, unterteilt das Projektteam die an der Studie beteiligten Patientinnen und Patienten in drei Gruppen, die unterschiedliche Behandlungen erfahren. Nach zwei und nach sechs Wochen sowie erneut nach sechs Monaten werden die Effekte der jeweiligen Therapie miteinander verglichen, beispielsweise anhand der Schmerzwahrnehmung bei den Betroffenen sowie der Arbeitsfähigkeit.

Ein weiteres herausragendes Merkmal dieses Projekts ist seine Durchführung außerhalb der universitären Forschungslandschaft. Während ähnliche Förderprojekte überwiegend an Universitätskliniken stattfinden, hebt sich das Klinikum Fichtelgebirge durch die erfolgreiche Akquisition eines solch bedeutenden GBA-Projekts als Hauptantragsteller hervor, schreibt Peggy Kuniss-Pfeiffer.

Dr. Philipp Koehl, Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, freut sich laut Mitteilung mit Professor Benditz und stellt den außergewöhnlichen Erfolg dar: "Ein GBA-Projekt in dieser Größenordnung als Hauptantragsteller an ein kommunales Haus zu holen, ist ein bemerkenswerter Erfolg. Ich sehe dies auch als Erfolg für die neue Struktur unserer Klinik. Neben dem herausragenden Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der überdurchschnittlichen wissenschaftlichen Aktivität, mit weit über 70 Publikationen allein in den letzten drei Jahren, sind es diese Beiträge, die den Erfolg der Klinik langfristig sichern", so Koehl weiter. "Wir sind bereit, in einer groß angelegten wissenschaftlichen Studie die Umsetzung dieses Konzeptes im ländlichen Bereich zu prüfen. Die Vorbereitungen laufen bereits, Start ist im Herbst 2024", so Dr. Philipp Koehl.

Hintergrund:

Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Klinikum Fichtelgebirge

  • Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Klinikum Fichtelgebirge ist Dr. Philipp Koehl.
  • Die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Klinikum Fichtelgebirge besteht aus sechs Sektionen: Unfallchirurgie, Hand- und Fußchirurgie, Sportorthopädie und regenerative Gelenkchirurgie, Orthopädie und Wirbelsäulenchirurgie, Regenerative Medizin, Muskuloskelettale Forschung.
 
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