Das Rätikon - eine Gebirgsgruppe zwischen Liechtenstein, der Schweiz und Österreich - war nach einer Tour im September 2018 noch einmal das Ziel einer viertägigen Bergtour der Seniorengruppe des Alpenvereins Marktredwitz unter der Leitung von Tourenführer Rainer Rahn. Nachdem die geplante Auffahrt mit der Golmerbahn und die Begehung des Latschauer Höhenweges wegen schlechten Wetters ausfiel, startete die sechsköpfige Gruppe wieder von Latschau aus. Der Aufstieg über das Gauertalhaus und die untere Sporaalpe war neu für die Marktredwitzer. Der vorausgesagte Starkregen blieb aus und von einigen Regenschauern abgesehen erreichten die Bergsteiger nach zweieinviertel Stunden die bereits bekannte Lindauer Hütte auf 1744 Metern.
25 Zentimeter Schnee
"Wir können alle noch liegen bleiben, draußen hat es frisch geschneit", rief ein Teilnehmer nach einem Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen den Bergkameraden zu. Ein starker Wintereinbruch hatte in der Nacht für Neuschnee gesorgt - rund um die Hütte lag der Schnee zehn Zentimeter hoch. Nach Beratung mit dem Hüttenwirt gab Tourenführer Rahn grünes Licht. Die Gruppe stieg zum 2343 Meter hohen Drusentor auf. Anfangs noch ohne Probleme. Aber die Neuschneedecke wuchs ab etwa 2100 Meter Höhe auf 25 Zentimeter an und erschwerte die Wegfindung. Die meisten Wegmarkierungen waren zugeschneit. Am Drusentor angekommen setzte Schneefall ein, welcher den Abstieg zur in der Schweiz gelegenen Carschinahütte zusätzlich erschwerte. Mit vereinten Kräften wurde alles gespurt und die Markierungen frei gelegt. Nach gut dreieinhalb Stunden erreichten die Wanderer die Hütte. Die für den Nachmittag geplante Besteigung der 2817 Meter hohen Sulzfluh musste aufgrund der Wetter- und Tourenverhältnisse aufgegeben werden. Im Gipfelbereich lagen sogar 40 Zentimeter Schnee. Dafür brachte eine Erkundungswanderung am Nachmittag Erkenntnisse über den folgenden Touren-Tag. Ein eindrucksvolles Stimmungsspiel von Wolken und Sonne in den Abendstunden sorgte für besondere Momente und Fotomotive.
Modelleisenbahnwelt
Am dritten Tag war das Wetter wieder besser. Über den Rätikon-Höhenweg-Süd wollten die Marktredwitzer zur Tilisunahütte wandern. Mit der mächtigen Sulzfluh-Südwand im Rücken ging es anfangs bergab nach Partnun. Die grünen Wiesen mit den vielen Almen präsentierten sich wie eine Modelleisenbahnwelt. Am Tällibach entlang ging es wieder aufwärts zur Engi, einer markanten Stelle, die zum Plasseggen-Hochplateau führte. Traumhafte Aussichten auf die Drei Türme - die Drusenfluh und die Schesaplanaund, den höchsten Gipfel des Rätikons - verleiteten zum Stehenbleiben und Genießen. Am Plasseggenpass (2354 Meter) blies ein kalter Westwind und die geplante Rast wurde in eine tiefer gelegene Felsnische verlegt. Nach dem Aufstieg zum Grubenpass wurde nach sechs Stunden die Tilisunahütte auf 2211 Metern erreicht.
Höhepunkt zuletzt
Am Tilisunasee vorbei ging es dann steil bergauf zum Schwarzhornsattel. Der hier beginnende Höhensteig zur Tschaggunser Mittagspitze verlangte Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und alpine Erfahrung. Nach einem Steilaufschwung wanderten die Bergsteiger auf einem Kamm entlang bis unter die Mittagspitze. Die Tiefblicke, das Panorama und das herrliche Wetter hinterließen bleibende Eindrücke. Die Teilnehmer kamen aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Am Kammsattel angekommen nahmen fünf Kletterer den Aufstieg zum Gipfel der Mittagspitze in Angriff.
Die Felskletterei war zwar steil und exponiert, aber gut gestuft. Am 2168 Meter hohen Gipfelkreuz genossen die Marktredwitzer ein traumhaftes 360-Grad-Panorama. Die gleiche Route wurde abwärts zum Sattel geklettert und auf steilen Pfaden ging es hinab zur Alpe Grabs. Forststraßen und ein steiler Bergpfad führten die Gruppe hinunter nach Latschau. Bei Kaffee und Kuchen in einem Gasthaus endete die Seniorentour. Alle waren sich einig, dass der letzte Touren-Tag der eigentliche Höhepunkt der gesamten Bergwanderung war.
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