Beim "Tag der Städtebauförderung" am Samstag ist der offizielle Startschuss zur Sanierung der Marktredwitzer Glasschleif gefallen. Viele Bürger nutzten die Möglichkeit, um vor dem Umbau noch einmal einen Blick in das Industriedenkmal zu werfen. Gleichzeitig informierte die Stadt über die Projekte, die mit finanzieller Unterstützung der Städtebauförderung umgesetzt werden.
Der fünfte "Tag der Städtebauförderung" wurde in Marktredwitz als kleines Jubiläum begangen. An Ehrengästen mangelte es nicht: Gekommen waren Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz, ihre für den Landkreis Wunsiedel zuständige Mitarbeiterin Antonella Sgobba, Landrat Karl Döhler, Ehrenbürgerin und Alt-Oberbürgermeisterin Birgit Seelbinder, die ehemalige Bundestagsabgeordnete Petra Ernstberger, die Mitglieder des Fördervereins "Freunde der Glasschleif" mit ihrem Vorsitzenden Stadtrat Klaus Haussel, weitere Stadträte und Mitarbeiter der Verwaltung, Architekten und Planer.
"Unsere Stadt ist im Umbruch", meinte Oberbürgermeister Oliver Weigel. Dazu brauche es einen langen Atem und gute Unterstützung von verschiedenen Seiten. Weigel lobte die Zusammenarbeit mit der Regierung von Oberfranken, die den Projekten der Stadt sehr aufgeschlossen gegenüberstehe.
Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz bestätigte, dass die Stadtentwicklung und Stadterneuerung in Marktredwitz eine sehr lange Tradition hätten. Insgesamt seien aus unterschiedlichen Programmen der Städtebauförderung bisher fast 36 Millionen Euro Zuschüsse an die Stadt geflossen. Sie freute sich, dass die Glasschleif als Industriedenkmal von nationaler Bedeutung eine neue Funktion als Kultur- und Veranstaltungshalle übernehmen werde. Rund vier Millionen Euro stellt die Städtebauförderung für die Nutzbarmachung der Halle zur Verfügung.
Die Glasschleif wurde im Jahr 1913 als Schleif- und Polierwerkshalle des Glaswerks Seligmann Bendit & Söhne gebaut. Später nutzte sie der Bauhof lange als Fahrzeughalle. Erste Pläne zum Umbau gab es bereits in der Amtszeit von Oberbürgermeister Hans-Achaz von Lindenfels. Für Birgit Seelbinder war die Glasschleif ein wichtiges Thema. Der Förderverein "Freunde der Glasschleif" trug die Diskussion in die Bevölkerung hinein. Denn aufgrund der hohen Kosten war der Ausbau zu einer ganzjährigen Nutzung als "Warmhalle" in der Stadt heftig umstritten. Schließlich einigten sich die Verantwortlichen darauf, die denkmalgeschützte Halle als temperierte Veranstaltungshalle für Events in den wärmeren Jahreszeiten zu renovieren. Damit war auch die teilweise Finanzierung über Fördermittel des Freistaats und des Bundes möglich.
Einige Nebengebäude an der Glasschleif sind bereits abgerissen und Sicherungsmaßnahmen durchgeführt. Die Renovierungsarbeiten sind ausgeschrieben und werden bald beginnen. Bis Ende 2021 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Die Regierungspräsidentin wünschte, dass "die großräumige Halle der Glasschleif mit ihrer prägnanten Dachkonstruktion die Kulisse für vielfältige kulturelle Veranstaltungen bilden möge und so die Kulturszene der Stadt und der Region bereichere". Petra Ernstberger bezeichnete die Halle als "weiteren kulturellen Mittelpunkt in unserer Region". Oliver Weigel warb um die Beteiligung der Bevölkerung, die ihre Ideen an mehreren Messewürfeln niederschreiben konnte. Landrat Karl Döhler gab die Freude des gesamten Landkreises an Heidrun Piwernetz weiter: "Die Sanierung der Glasschleif war ein langgehegter Wunsch. Danke, dass Sie die städtebaulichen Projekte in unserer Region so gut unterstützen."
Ein "Händchen für städtebauliche Maßnahmen" attestierte Antonella Skobba der Stadt Marktredwitz. Als Referentin ist sie bei der Regierung von Oberfranken für die Vergabe und Koordinierung der Fördermittel zuständig. "Die Glasschleif ist ein einmaliges Bauwerk, das für die Identität der Stadt steht. Entsprechend sollte es auch hervorgehoben werden."
Natürlich gab es am Tag der offenen Glasschleif mehr als Reden. Durch einen kleinen Marktbereich mit Büchern, Schokospezialitäten, Blumen und Mode ging es zu einigen Fahrzeugen des Historischen Feuerwehrvereins. Viele Besucher beeindruckte der aus sieben großformatigen Gemälden bestehende Zyklus "Der Messias" von Bärbel und Horst Kießling, der zur Aufführung von Händels "Messias" 2013 schon in der Glasschleif zu sehen gewesen ist.
Die Band Houbous bot mitreißende Musik als Steh- und Flanierkonzert. Kinder konnten sich in der Stewog-Ecke schminken lassen und zwei Stelzengängerinnen erfreuten die Besucher als große bunte Schmetterlinge. Vor der Halle waren mehrere Oldtimerbusse zu sehen, mit ihnen konnten sich die Gäste kostenlos auch zu den weiteren Bauprojekten in der Stadt fahren lassen. Für Speisen und Getränke sorgten Stadt und Förderverein.
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