„Es war Freitag, der 15. Juli 1870, an einem schönen Sommerabend […].“ Mit diesem Satz beginnen die Aufzeichnungen des Johann Gabriel Seeberger, um 1870 Bürgermeister im Markt Redwitz. Eigentlich wollte er sich gerade mit Freunden bei Bier und Kartenspiel treffen, als die Nachricht vom Beginn des Krieges zwischen Frankreich und Preußen in Redwitz eintraf. Seeberger entschloss sich daraufhin, die darauffolgenden Ereignisse in Form eines Tagebuches festzuhalten.
Auf diese Weise ist ein wunderbarer Blick in den Markt Redwitz des 19. Jahrhunderts entstanden. Der Leser erlebt das Städtchen Redwitz an der Schwelle zur Industrialisierung, noch vor dem Bau der Eisenbahn, in politischen Auseinandersetzungen zwischen dem Wunsch nach deutscher Einheit und konservativen Gegenströmungen, informiert die Stadt Marktredwitz in einer Pressemitteilung zu den Aufzeichnungen. Seeberger schildert in eindrücklicher Weise das gesellschaftliche Leben in der Stadt, bestimmt vom politischen Kampf um den Eisenbahnanschluss, Auswirkungen von Bränden und Herbststürmen, aber auch Gesellschaftsleben in Bürgergesellschaft und Gesangsverein bis hin zu Krankheiten und Tod im Freundeskreis und in der eigenen Familie.
Daneben beschreibt er aber auch mit akribischer Treue zum Detail die großen militärischen Operationen und politische Veränderungen in Europa – und den Widerhall dieser Ereignisse im oberfränkischen Redwitz: Wilhelm I., Bismarck, Roon und Moltke als Akteure auf der großen Bühne – Bürgermeister Seeberger, Pfarrer Kraußold, Butters, Marktschreiber Wälzel und andere in Redwitz, auch immer damit beschäftigt, die „großen“ Ereignisse einzuordnen und in einen Sinnzusammenhang zu setzen.
Die Notizen des Johann Gabriel Seeberger wurden überarbeitet, in eine gut lesbare Form gebracht und mit vielen Bildern versehen. Erschienen sind sie im Dezember als dritter Band in der Monografienreihe des Historischen Vereins von Oberfranken, als Kooperationsarbeit zwischen dem Historischen Verein Oberfranken, dem Historischen Club, dem Institut für fränkische Landesgeschichte und dem Stadtarchiv Marktredwitz. Erhältlich sind sie beim Historischen Verein von Oberfranken, im örtlichen Buchhandel oder im Stadtarchiv Marktredwitz. In den Schaufenstern des Stadtarchivs in der Ottostraße 3 ist eine Ausstellung zu den einzelnen Themengebieten des Buches zu sehen.














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