23.09.2018 - 12:43 Uhr

Mediziner für Deutschland verpflichten

Alle sind sich einig: Wir haben weltweit eines der besten Gesundheitssysteme, doch in den ländlichen Gebieten stößt es an seine Grenzen. Was sich ändern muss, darüber diskutierten Experten am Informationstag am Klinikum Weiden.

Beim Gesundheitstag diskutierten unter Moderation von Professor Steffen Hamm (sitzend, Fünfter von links) Klinik-Vorstand Josef Götz, CSU-Bundestagsabgeordneter Albert Rupprecht, Frauenkliniken-Direktor Professor Anton Scharl und SPD-Bundestagsabgeordneter Uli Grötsch (von links). Bild: Bühner
Beim Gesundheitstag diskutierten unter Moderation von Professor Steffen Hamm (sitzend, Fünfter von links) Klinik-Vorstand Josef Götz, CSU-Bundestagsabgeordneter Albert Rupprecht, Frauenkliniken-Direktor Professor Anton Scharl und SPD-Bundestagsabgeordneter Uli Grötsch (von links).

(sbü) „Wer in Deutschland Medizin studiert hat, sollte als Gegenleistung auch hier tätig werden. Ansonsten muss er die Studienkosten zurückzahlen.“ Das forderte CSU-Bundestagsabgeordneter Albert Rupprecht in der Podiumsdiskussion über die Zukunft der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum. Diese Diskussion stand im Mittelpunkt des Informationstags am Klinikum Weiden.

Auch andere Maßnahmen hält der Abgeordnete für erforderlich, um eine ausreichende medizinische Versorgung im ländlichen Raum sicherzustellen. Unter anderem plädiert er für neue Zusammenarbeitsmodelle zwischen stationärer und ambulanter Versorgung und zwischen niedergelassenen Ärzten und den Kliniken. Berücksichtigt werden müsse auch, dass Frauen die Mehrheit unter den Medizinern stellen. „Eine 70-Stunden-Woche ist von ihnen nicht zu erwarten“, sagte Rupprecht.

Helfen könne auch eine stärkere Verknüpfung der Daten. „Wenn Menschen sehen, dass etwas hilft, geben sie auch ihre Daten her.“ Es würden zu viele Grundsatzdebatten über Datenmissbrauch geführt, kritisiert Rupprecht. Die „sektorübergreifende Versorgung“ forderte auch Klinikvorstand Josef Götz. Bei den digital geführten Patientenunterlagen gebe es zu viele Insellösungen. Diese sollten zusammengeführt werden. Hierfür müssten von der Politik zentrale Vorgaben gemacht werden, an die sich die Softwareanbieter halten müssen. „Gleichartige Strukturen, gleiches Datenformat und eine zentrale Patientenakte mit Verfügungsgewalt des Patienten“, zählt der Klinikenvorstand auf.

Das „Krankenhaus der Zukunft“ müsse sicherstellen, dass auch im ländlichen Raum der medizinische Fortschritt ankommt und die Verfügbarkeit von Spezialisten gewährleistet ist. „Nicht immer muss der Patient ins Krankenhaus kommen.“ Sicher sei auch, „wir werden nicht in der Lage sein, flächendeckend die beste ärztliche Versorgung aufrecht zu erhalten“, stellte Götz fest. Deshalb müsse entschieden werden, „was muss zum Patienten gebracht werden, und was muss zentral vorgehalten werden“. Zum Beispiel könne der OP-Roboter Da Vinci von außerhalb gesteuert werden, meinte Götz.

An diese Bemerkung knüpfte Frauenkliniken-Direktor Professor Anton Scharl mit dem Hinweis auf die Vorteile der Telemedizin an. Dennoch forderte Scharl, „auf dem Lande darf es keine Qualitätsabstriche geben“. In jeder Region müsse ein medizinisches Zentrum mit einem multidisziplinären Team von erfahrenen Spitzenmedizinern existieren. Diese müssten aber hier ausgebildet werden können, denn „aus München kriegen wir die nicht hierher“.

Scharl fragte auch kritisch: „Warum brauchen wir die Trennung der Sektoren?“ Besser sei es, die Strukturen abzuschaffen und nicht nur die Zusammenarbeit zu verbessern. Doch hier widersprach Rupprecht: „Nicht alle sollten Angestellte des Klinikums sein.“

Für den SPD-Bundestagsabgeordneten Uli Grötsch gibt es im Gesundheitsbereich „ein parteiübergreifendes gemeinsames Interesse für die Region“. Das Landarztthema sei zentral. Prävention hält er für „extrem wichtig“. Das Thema Pflege habe die Politik viel zu lange vor sich hergeschoben. Digitalisierung im Gesundheitswesen müsse „konkreter angegangen werden und nicht so eingeengt werden“. Gesundheitsdaten müssten aber geschützt bleiben. Grötsch wünscht auch, dass mehr junge Ärzte Notarzteinsätze fahren. „Notarztdienst ist Ehrensache“, sagte er. Moderiert hat die Diskussion Professor Steffen Hamm. Infostände und Vorträge über Vorsorge, Hygiene Ernährung und Bewegung rundeten den Informationstag ab.

 
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