Mehlmeisel
22.12.2020 - 16:02 Uhr

50 Jahre Talstation der Klausenlifte in Mehlmeisel

1970 herrscht euphorische Aufbruchstimmung in Mehlmeisel. Die Talstation wird nach dem kirchlichen Segen feierlich eröffnet. Damals dachte keiner an Corona.

50 Jahre Talstation der Klausenlifte. Ein beeindruckendes Jubiläum. Archivbild: gis
50 Jahre Talstation der Klausenlifte. Ein beeindruckendes Jubiläum.

Vor 50 Jahren: Festliche Eröffnung und Weihe der Talstation an den Klausenliften. Der ungeahnte Erfolg der ersten Saison des Skilifts im Winter 1968/69 mit 65 Fahrtagen und bereits 100 000 Fahrgästen am 7. Januar veranlasste die Gemeinde im Sommer 1969 die Skipiste zu verbreitern, den Skilift II sowie den Kinderlift zu bauen. Und im Sommer 1969 begannen auch die ersten Rodungsarbeiten zur Errichtung der Talstation. Bergauf blickend rodete man dabei rechts am Fuß der Skipiste in den Wald hinein. Ein Jahr darauf folgte der End- und Innenausbau. Im September 1970 wurde die Anlage von Pfarrer Wolfgang Traßl gesegnet. Dem Festakt schloss sich ein ganztägiges Gartenfest an der Station an.

Neu und hochmodern

Hobby-Heimatforscher Josef Wiche beschreibt die damals geradezu euphorische Aufbruchstimmung: "Ich kann mich an mehrere Gartenfeste oben an der neuen Talstation erinnern. Ich ging als Bub mit meiner Familie hinauf. Für mich wirkte dort alles neu und hochmodern. Tische und Bänke standen im Freien und alles war restlos besetzt. Die mittreißende Musik der Blaskapelle Franzl Pscherer war bis hinab ins Dorf zu hören." Um die neue Talstation wirkte die gesamte Anlage sauber gepflegt und wenn sich die Erwachsenen unterhielten, spürte man den Stolz auf all das, was Mehlmeisel hier in kürzester Zeit in die Waldwildnis gerodet hatte. Bürgermeister Fischer (verst. 1982), Motor der Investition, war in seinem Elan nicht zu bremsen. Er war bei den Festen an der Talstation der große Star." Ich weiß noch, wie sich meine Eltern mit Bekannten darüber unterhielten, dass "der Fischer" aus unserem Dorf ein "Bad Mehlmeisel" machen will und mit Hilfe des Schiliftes "15 Millionen Mark dafür in die Hand nimmt".

Öffentliche Toiletten

In dem neuen Gebäude gab es öffentliche Toiletten und es war auch ein Raum für die Bergwacht untergebracht. Mit dieser Weihe wurde die mehrjährige Rodungstätigkeit am Klausenhang abgeschlossen und die Maße der Skipiste haben sich seither auch kaum noch verändert. Vor kurzem wurde die Talstation neu gedeckt. Sie wird als Elektrik-Werkstatt und Brotzeitraum für den gemeindlichen Bauhof genutzt und beherbergt auch das Büro des Bauhofleiters, wie Bürgermeister Franz Tauber informiert. Die Bergwacht hat längst ihr eigenes Gebäude. Den Kinderlift gibt es schon lange nicht mehr, seit letztem Jahr aber das "Familienland" mit überdachten Zauberteppichen.

Mediale Lobeshymnen

Bei der Eröffnung der Lifte 1968 schrieben die Zeitungen voller Euphorie über Mehlmeisel: "Vom Winterschlaf zum Wintersport. Vom Kuhdorf zum Skizentrum". Der ersten Saison schloss sich 1969/70 ein ungewöhnlich langer und schneereicher Winter an mit Rekord verdächtigen 122 Fahrtagen. Dem folgten bis heute gute und weniger gute Winter, Modernisierungen und Beschneiungsanlage. Und jetzt stehen die Lifte durch Corona bedingt still - trotz ausgeklügelter Hygienemaßnahmen. Bürgermeister Franz Tauber sowie alle Wintersportler hoffen auf einen baldigen Start. Der Winter im Fichtelgebirge zeigt sich erfahrungsgemäß meistens erst im Januar von seiner schneereichen Seite.

Der Neue Tag schrieb:

Am 28. Januar 1970 berichtete der Neue Tag mit der Überschrift: "Mit 15 Millionen Mark Senkrechtstarter in die Zukunft. Mehlmeisel deckt neue Pläne auf - Jetzt Kur- und Sportgebiet!" Der Text in diesem Artikel gibt die Euphorie des Jahres 1970 wieder: "Innerhalb von kaum zwei Jahren stampften die Mehlmeisler eine Super-Skipiste und drei Lifts im wahrsten Sinne des Worts aus dem Waldboden. Sie planten und rodeten, harkten und bauten. Manchem wurde zunächst unheimlich dabei. Vor allem dann, wenn er an die Kosten dachte. Doch was die Gelder für die Piste, Lifts, Flutlicht und Parkplätze betrifft - in Mehlmeisel denkt man heute kaum noch daran. Zu Zigtausenden kamen die Skifahrer aus nah und fern schon im Vorjahr zu diesem Idealhang, wohl dem besten im Fichtelgebirge. Heuer sind es an einem einzigen Samstag oder Sonntag bereits 15 000 Personen. Daher denkt man jetzt an mehr ..." Josef Wiche hat übrigens die ganze Geschichte in seinen "Heimaterzählern" gesammelt.

Mehlmeisel02.12.2020
So soll es wieder werden. Archivbild: gis
So soll es wieder werden.
Die Weihe der neuen Talstation erfolgte im September. 1970 Archivbild: gis
Die Weihe der neuen Talstation erfolgte im September. 1970
Der ehemalige Bürgermeister Richard Fischer war seinerzeit Motor für die hohen Investitionen für den Wintersport. Archivbild: gis
Der ehemalige Bürgermeister Richard Fischer war seinerzeit Motor für die hohen Investitionen für den Wintersport.
 
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