"Peitscha, peitscha, Stengel, schöi bist, wai a Engel, schöi bist wai Milch und Blout, wenn I di anschau' bin a da gout“: Bräuche „zwischen den Jahren“ waren rar in der Fichtelgebirgsgemeinde und deren Umgebung. An eine alte, bis Anfang der 1960er Jahre dauernde, mittlerweile aber fast vergessene Tradition erinnert sich Altbürgermeister Günter Pöllmann noch: an das „Peitschen“.
Mit einem mit Lametta behangenem „Tannenpresterl“ „peitschten“ die Männer die Frauen am zweiten Weihnachtsfeiertag beziehungsweise am Johannistag auf den Handrücken und umgekehrt an Neujahr, sagten obige und andere Verslein auf, wobei ein kleiner Obolus in Form eines Zehnerls - wenn's hoch kam, eines Fuffzgerls - oftmals im Mittelpunkt stand.
Günter Pöllmann weiß auch noch weitere „Peitsch-Sprüchl“, wie folgenden, weniger aufdringlicheren als obengenannten: „Peitsche, Peitsche, Krone, ich peitsche nicht zum Lohne, ich peitsche nur aus Ehrbarkeit, dir und mir Gesundheit.“ Oder einen weniger schmeichelhaften: „Peitscha, Peitscha, olbers Pfaa, wenn I na niat herkumma wa …“
Ins Schriftdeutsche übersetzt
Bei früheren traditionellen Silvester-Kaffees des vor kurzem leider aufgelösten örtlichen Fremdenverkehrs- und Verschönerungsvereins, in dem Einheimische und Gäste miteinander das Jahr ausklingen ließen, hatte der Altbürgermeister immer wieder alte Bräuche aufleben lassen oder das Mehlmeiseler Neujahrslied vorgestellt und angestimmt. Obige Verse aber musste er den aufmerksamen Urlaubern erst einmal übersetzen.
Heimatforscher Josef Wiche weiß von Älteren, dass sich wohl die jungen Männer nach den Weihnachtsfeiertagen trafen, relativ wahllos loszogen und mit einem mehr oder weniger schön geschmückten Zweig des Christbaumes die Frauen peitschten. Meist traten sie in größerer Zahl auf und sie bekamen von den Frauen, die sich von der guten Laune anstecken ließen, ein paar Pfennige. Sie peitschten junge Mädchen und auch „alte Weiber“, das war ganz egal. Mit dem gesammelten Geld konnten sie Bier im Wirtshaus bezahlen.
Verehrer und Liebhaber
Einen ganz anderen Charakter hatte offenbar, wie Josef Wiche ebenfalls aus Erzählungen weiß, das Peitschen am Neujahrstag: Denn da peitschten nur die Frauen. Sie schmückten einen Fichtenzweig liebevoll mit Schleifen und suchten sich ganz genau aus, wen sie peitschten. Es war entweder ein Verehrer oder gar der gewünschte Liebhaber. Die Mädchen peitschten nicht wahllos und sie bekamen auch kein Geld. Ähnliches ist auch in der Fichtelgebirgsvereins-Chronik der Nachbargemeinde Brand – noch in Deutscher Schrift verfasst – vermerkt.
Hildegard Schinner bestätigt zudem, so wie es auch in den Nachbarsgemeinden der Brauch war, dass später vor allem Kinder peitschen: „In der Familie und auch in der Nachbarschaft“, weiß die Mehlmeiselerin noch, „am zweiten Weihnachtsfeiertag die Buben, an Neujahr die Mädchen.“ Und die Freude über ein Fünferl, einen Nickel oder gar ein Fuffzgerl als Belohnung war riesengroß.
„Peitsche Peitsche Krone, ich peitsche nicht zum Lohne, ich peitsche nur aus Ehrbarkeit, dir und mir Gesundheit.“
„In der Familie und auch in der Nachbarschaft am zweiten Weihnachtsfeiertag die Buben, an Neujahr die Mädchen.“
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.