In eine Spechthöhle schlüpfen, in einem Vogelnest schlafen, durch Wurzelgänge krabbeln oder wie ein Falke durch die Lüfte fliegen: Das wünschen sich abenteuerlustige Mädchen und Buben und vielleicht sogar manche Erwachsene. Wenn diese Träume und noch viel mehr intensives Wald erleben Realität werden - dann wird das geplante Waldentdeckerzentrum – zusammen mit dem Waldhaus, dem Wildpark und dem geplanten Baumwipfelpfad - fast schon zur Vorstufe vom Paradies für den Menschen und für den Wald. Wichtige Schritte dazu sind bereits getan:
Doch der Reihe nach:
Seit Juli 2005 besteht das überregional bekannte Waldinformationszentrum „Waldhaus Mehlmeisel“. Im Jahr 2014 wurde der angrenzende neu gestaltete Wildpark mit Luchs, Wildkatze, Auerhahn und anderen eröffnet. Im Bereich des Waldhauses Mehlmeisel ist nun die Errichtung einer größeren waldpädagogischen Einrichtung durch die Bayerische Forstverwaltung geplant. Durch die besondere Lage in den naturnahen Wäldern des Hohen Fichtelgebirges auf über 800 Meter Höhe zusammen mit der Attraktivität des unmittelbar benachbarten Waldhauses und Wildparkes erscheine der Standort als besonders geeignet, um der Bevölkerung, insbesondere auch Kindern und Jugendlichen, die Bedeutung von Wald und Forstwirtschaft und die Schönheit des Waldes in allen Facetten näherzubringen. Das betonte der Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth, Leitender Forstdirektor Georg Dumpert bei der Präsentation einer Machbarkeitsstudie/Ideenskizze im Waldhaus - vor MdL Martin Schöffel, „Motor“ der geplanten Investition, Leitern und Vertretern von Behörden, Ämtern und Verbänden, Bürgermeister Franz Tauber und Gemeinderäten. Dumpert bedankte sich bei allen, die sich bislang schon in Workshops die Köpfe zerbrochen und am Konzept mitgearbeitet haben. Und gleich vorweg: Von Zahlen wurde noch nicht geredet: „Erst ein konkretes Konzept und dann die Kosten“ informierte Ministerialrat Dr. Franz-Josef Mayer vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Referat Waldpädagogik, der, wie Dumpert hervorhob, das Projekt „kräftig anschiebt“ und auch anwesend war, als am 15. Mai 2018 von Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder zusammen mit Staatsministerin Michaela Kaniber und Landtagsabgeordneten Martin Schöffel der Startschuss für das „Zentrum für Waldentdecker“ gegeben wurde. Die Ergebnisse der im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten erstellten Ideenskizze und Machbarkeitsstudie stellten Impuls-Design-Projektleiter Peter Neudert und Andreas Konrath (fwi hamburg) jetzt im Waldhaus vor. Es soll, wie Neudert darstellte, ein Zusammenspiel entstehen von Wildpark, Waldhaus, interaktiver Ausstellung mit modernster Technik und der Möglichkeit, den vielfältigen Wald der Umgebung mit einem neuen, erweiterten waldpädagogischen Angebot für eine breite, generationsübergreifende Zielgruppe - barrierefrei, auch für Behinderte geeignet. „Waldbildung“ „Wald als Schatz“ und „Walderleben“ sind die Hauptthemen, die auf einer Gesamtfläche von über 1200 Quadratmetern auf zwei Ebenen zuzüglich Nebengebäude präsentiert und interaktiv erlebbar werden. Den größten Raum mit 400 Quadratmetern nimmt der Ausstellungsbereich ein. Dem folgen ein waldpädagogisches Klassenzimmer für Führungen, Bastelkurse, eine Multivision – eine mediale Show, die emotional berührt und den Fokus auf den Wert des Waldes lenkt-, ein Fortbildungsbereich mit Lehrwerkstatt für Workshops und Kurse für Lehrer, Waldbesitzer, Außenbereiche für Waldpädagogik und mit Outdoorspielplatz, Lehrpfaden, Ruhezonen und LandART-Angeboten. Ein Gang verbindet das Zentrum mit dem Waldhaus. „Die Architektur, „die Hülle“ ist die Kür“ sagt Peter Neudert: Es soll ein „Eyecatcher“ werden, modern, aber naturnah gestaltet.
Andreas Konrath (nicht im Bild) von Fwi hamburg – Beratung für die Freizeitwirtschaft – beleuchtete in einer umfangreichen Machbarkeitsstudie mit Umfeldanalyse Ausgangssituation, Marktgebiet und Wirtschaftlichkeit. Er attestierte eine sehr gute Standorteignung und die Alleinstellung eines derartigen Standortverbundes (Wildpark, Waldhaus, WEZ und evtl. Baumwipfelpfad), wenn auch sich die Lage im ländlichen Raum, fernab von städtischen Verdichtungsräumen befinde. Konrath prognostizierte für das kommende WEZ „zusätzlich zu den derzeit jährlich 60 000 Besuchern im Waldhaus/Wildpark 50 – 60 000 Gäste im Jahr“. Das kostenfreie Bildungsangebot ist zuschussbedürftig. Zugleich aber werden beachtliche sekundärwirtschaftliche Effekte für die Region erwartet, erläuterte er.
Intensiv wird sich das WEZ mit der Forstwirtschaft befassen – mit heute und gestern, mit Schützen und Nutzen – mit der Nachhaltigkeit, mit den Tieren, deren Vielfalt ein wichtiger Bestandteil der Biodiversität des Waldes ist, mit dem Holz uns seiner großen Bedeutung als Rohstoff, dem Klimaschutz und vielem mehr.
Alt und Jung werden jedenfalls neugierig auf Entdeckungstour gehen: Vielleicht spielerisch selber einen Wald anpflanzen, seinen Nutzungskreislauf erfahren, den Baum vom Sämling bis zum Brett beobachten, im Blätterbuch blättern, einen Kohlenmeiler aufbauen, mit der VR-Brille über das Fichtelgebirge fliegen, an Hörstationen über Holzkulturgeschichte erfahren. Möglich ist auch, sich an einem Harvester-Simulator in die Rolle des Harvester-Fahrers zu begeben, in Baumhäusern schlafen oder vielleicht sogar einmal in Wildniscamps übernachten. Und höchstwahrscheinlich wird der „Welmunzel“ (= Mehlmeisel in 1283) nach einer Idee Forstoberrat Matthias Huttner (AELF) als Protagonist Kinder und Erwachsene auf ihrer Entdeckungsreise begleiten.
Eine App könnte allumfassend zur Region informieren und ergänzende Informationen liefern.
Die Versammelten lobten die umfangreichen Darstellungen. Eine anregende Diskussion schloss sich an. Einwände und Verbesserungsvorschläge werden geprüft und ggfs. eingearbeitet.
„Ein kleiner Schritt ist getan“ freut sich Bürgermeister Franz Tauber, überzeugt davon, „dass wir diese Investition brauchen für Mehlmeisel und für die gesamte Region“.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.