Die agrarpolitischen Sprecher der SPD und Grünen im Bundestag wollen den Mehrwertsteuersatz von Fleisch von 7 auf 19 Prozent heben. Die zusätzlichen Einnahmen soll der Staat dann zweckgebunden für das Tierwohl einsetzen. Dieses Ziel ist nobel und sollte unbedingt verfolgt werden. Doch mit diesem Ansatz legt sich die Politik ein Ei.
Die Mehrwertsteuer gibt es seit 1968 - und schon damals mit zwei Steuersätzen: einen normalen und einen reduzierten. Letzterer sollte für Dinge des Grundbedarfs gelten. Damit wollte der Staat vermeiden, dass ein Leben durch die Steuer unerschwinglich wird. Dazu gehören heute noch Gemüse, Milch und Fleisch, aber auch Sammelmünzen und Kunstgegenstände. Hygieneartikel wie Binden und Tampons werden dagegen mit 19 Prozent versteuert – obwohl sie für Millionen Frauen Dinge des täglichen Bedarfs sind. Deswegen sollte die Politik die Liste der Gegenstände mit reduziertem Steuersatz grundsätzlich überarbeiten, statt nur über Fleisch zu diskutieren.
Und wer würde auf ein Stück Steak oder ein Radl Wurst verzichten, wenn die Preise dafür um ein paar Cent steigen? Ich nicht. Noch mehr Leute werden sich für billig produziertes Fleisch aus dem In- und Ausland entscheiden und dieses im Supermarkt einkaufen. Noch weniger Verbraucher werden Geld beim kleinen Metzger für teurere Waren von höherer Qualität und von glücklicheren Tieren ausgeben.
Gescheiter wäre es, Ernährung und Kochen als Unterrichtsfach verpflichtend für alle Schüler einzuführen und für Speisen in Kantinen und Mensen ausnahmslos hochwertiges Fleisch zu verwenden. Man könnte freitags auch ganz darauf verzichten. Ich hätte dann gerne einen Kaiserschmarrn.













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