Und die hatten es in sich: Da war „Adam“ Altinger, der Urvater quasi, dann natürlich „Christopher“ Altinger, der Indien beziehungsweise Amerika entdeckt hatte und vor allem „Galileo“ Altinger, der die Erde zur Kugel geformt hat. Und sogar Winkinger gehörten zu den Ahnen – jener berühmte Wikinger „Altingerson“, der die Berge in Norddeutschland abgebaut hat und dafür verantwortlich zeichnet, dass es dort jetzt so fad und langweilig ist.
Rund zwei Stunden lang begeisterte Altinger die Besucher im ausverkauften Schafferhof mit seinem Programm „Die letzte Tasse Testosteron“. Bei ihm verlaufen die Grenzen zwischen Kabarett und Comedy bekanntlich fließend, wahrscheinlich ein Grund dafür, dass ihm der Zuspruch sicher ist. Und dass er sich bis in Alter von fast 55 Jahren das Lausbubenhafte erhalten hat, ist auch bemerkenswert.
Mit großen Gesten
Altinger gibt auf der Bühne alles, ein rein statisches Abliefern ist für ihn ein Fremdwort. Er hüpft und springt, lebt das aus, was man wohl am ehesten als „Rampensau“ beschreiben könnte. Und immer wieder greift er zur Lektüre aus seiner fiktiven Heimat, dem „großen Buch der Strunzenöder“, um sich in einem herrlich phantasievollen Mittelhochdeutsch (oder dem, was man sich vielleicht darunter vorstellt) der Tradition des Testosterons zu versichern. Und es sind viele Weisheiten, die Altinger spielerisch, mimisch, mit großen Gesten, interessanten Breakdance-Moves und auch gesanglich unters Volk bringt. Begleitet wird er dabei von Gitarristen Andreas Rother: Beide präsentieren sich als bestens aufeinander eingespielt und geben trotzdem auch der Improvisationen ihren Raum.
Und was sind nun die Erkenntnisse, die die Zuschauer mitnehmen können? Dass beispielsweise Granatapfel und Ingwer dabei helfen, Testosteron zu erzeugen. Dass Altinger lieber zehnmal eine Darmspiegelung ohne Narkose über sich ergehen lässt als Zahnseide zu benutzen. Und dass die Bayern allesamt Ästheten sind, weil sie Bürgerbegehren gegen Windräder und Solaranlagen anstrengen und vor allem auf „wunderschöne Gewerbegebiete“ setzen. Getriggert fühlt sich Altinger, wenn er als „alter weißer Mann“ bezeichnet wird, er sieht sich eher in einer Rolle als „linksgrün-versiffter Bestager“. „Faule Sau ist auch okay“, schiebt Altinger noch nach.
Trump kürt Söder zum König
Um die Tasse Testosteron trinken zu dürfen, bedarf es auch ritterlicher Tugenden wie Anstand und Mut. „In München gegen Nazis zu demonstrieren, ist anständig. In Erfurt gegen Nazis zu demonstrieren, ist mutig. Und dort danach alleine nach Hause zu gehen, noch mutiger!“ Den ein oder anderen zielsicheren Pointen-Schlag setzt Altinger auch gegen Zeitgenossen, die zusätzliches Testosteron gar nicht nötig haben – egal, ob sie Trump, Söder oder Putin heißen. Und das Idyll ist dann perfekt, wenn Markus Söder von Donald Trumpf zum König ausgerufen wird – zwar nicht von Bayern, aber von Grönland. „Da haben dann alle was davon“, so Altinger.


















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