Michelfeld bei Auerbach
02.05.2019 - 20:09 Uhr

900 Jahre Kloster Michelfeld

Das Kloster Michelfeld prägt das Gesicht des ganzen Ortes. Fromme und gelehrte Benediktiner haben hier lange gewirkt und damit dem Dorf großes Ansehen verschafft. An diesem Wochenende feiert das Kloster ein nicht alltägliches Jubiläum.

Eine Ansicht des Klosters Michelfeld aus dem Jahr 1907. Zu dieser Zeit wurde es bereits als Taubstummenanstalt genutzt. Mit dieser Bestimmung hatte Regens Johann Evangelist Wagner ab 1884 den Verfall der weitläufigen Anlage stoppen können. Heute werden hier immer noch Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung betreut. In den letzten Jahrzehnten kamen sogar neue Gebäude hinzu. Repro: eb
Eine Ansicht des Klosters Michelfeld aus dem Jahr 1907. Zu dieser Zeit wurde es bereits als Taubstummenanstalt genutzt. Mit dieser Bestimmung hatte Regens Johann Evangelist Wagner ab 1884 den Verfall der weitläufigen Anlage stoppen können. Heute werden hier immer noch Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung betreut. In den letzten Jahrzehnten kamen sogar neue Gebäude hinzu.

Am 6. Mai sind es 900 Jahre, dass Bischof Otto der Heilige von Bamberg die Benediktiner-Abtei Michelfeld gegründet hat. Dieses außergewöhnliche Jubiläum wird groß gefeiert. Etwa mit einem Festgottesdienst in der Pfarrkirche am Sonntag, 5. Mai, den der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick zelebriert.

Zur Geschichte des Klosters Michelfeld hat Pfarrer Franz Wolfring viel geforscht. Er fand unter anderem heraus: Bei der Gründung der Abtei zählte Michelfeld etwa 800 Einwohner. Der Ort liegt in der "Dreibistumsecke" von Bamberg, Eichstätt und Regensburg.

Der heilige Otto stattete das Kloster mit Gütern und Privilegien aus. Die Abtei verfügte nie über großen Reichtum. Die Ausstattung durch den Gründer jedoch war solide. Fast 50 Dörfer und Güter kamen 1119 als Lebensgrundlage in den Besitz des Michelfelder Benediktinerklosters. Dazu gehörte ein kleiner Teil des früheren Klosterwaldes, außerdem ein Teil des ehemaligen Kaiserwaldes, der im Jahre 1109 von Heinrich II. dem Bischofsstuhl in Bamberg geschenkt worden war. Für Bau- und Brennholz, Fischfang in der Pegnitz sowie die Imkerei gab es Privilegien.

1121 erhob Otto das Dorf Michelfeld zusammen mit den umliegenden Ortschaften zur Pfarrei, die er dem Kloster unterstellte. Außerdem schenkte Graf Berengar aus Sulzbach weitere 43 "Dörfer". Dazu zählten unter anderem Auerbach, Nasnitz, Welluck, Weidenloh und Zirkendorf. Leopold auf Leopoldstein war ins Heilige Land gezogen und hatte für den Fall, dass er nicht zurückkehre, einen Teil seiner Güter Bischof Otto vermacht. So kamen Körbeldorf und Hagenohe ebenfalls in den Besitz des Klosters. Nach Bamberg mussten keine Abgaben entrichtet werden.

Die prächtige Asamkirche im Klosterhof ist dem Evangelisten Johannes geweiht und seit 1803 auch Pfarrkirche. Bild: Petra Hartl
Die prächtige Asamkirche im Klosterhof ist dem Evangelisten Johannes geweiht und seit 1803 auch Pfarrkirche.

Heiliger Otto kommt gerne

Anlässlich seiner Reisen nach Pommern hielt sich Bischof Otto gerne in Michelfeld auf. Eine mächtige Mauer mit zehn Türmen und zwei weiten Gräben umgab das Klostergelände. Unter Abt Imbriko zogen die ersten Benediktinermönche ins Kloster ein. Mit Zustimmung des Pfarrers Regele in Velden, wo Michelfeld bis dato "eingepfarrt" war, übernahmen die Ordensbrüder die Seelsorge im Ort.

Im Jahr 1121 wurde den Benediktinern auch die Pfarrei Sankt Leonhard übertragen. "Durch die fürsorglichen Gunsterweise zum Besten seiner Michelfelder Gründung bis hin zu seinem Tode hat sich der heilige Otto ein Denkmal seines Namens in Michelfeld geschaffen. Otto ist eines überaus dankbaren Andenkens würdig", fasste Pfarrer Wolfring in seinen Überlegungen zusammen.

Ausgedehnter Besitz und weitgehende Rechte schienen sicheren Bestand zu gewährleisten, und zu Zeiten blühte das Kloster auch auf zu Glanz und Reichtum. Dazu trugen nicht zuletzt die weithin bekannten Michelfelder Märkte bei. Sie waren eine gute Einnahmequelle des Klosters. In raschem Wechsel aber schwanden diese wieder dahin und machten Armut und Elend Platz, "und der trüben Tage hat das Stift gar viele gesehen".

Das Marktrecht wurde durch Abt Adelbert mit Genehmigung durch Kaiser Konrad III., des Bischofs Egilbert von Bamberg sowie des Grafen Gebhart von Sulzbach, des Schirmvogts des Klosters, an Auerbach verkauft. Danach übersiedelte der größte Teil der Dorfbewohner nach Auerbach. Auch aufgrund dieser Tatsache musste der Abt seine Mönche mit Bettelbriefen zum Almosensammeln aussenden.

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick zelebriert am Sonntag den Festgottesdienst in Michelfeld. Bild: Nicolas Armer/dpa
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick zelebriert am Sonntag den Festgottesdienst in Michelfeld.

Von Hussiten zerstört

Für die Abtei folgten schlimme Zeiten. 1429 wüteten die Hussiten "mit ketzerischer Grausamkeit" und verheerten viele Kirchen, Klöster, Dörfer und Städte mit Feuer. Wobei auch das Kloster Michelfeld an den Rand des Verderbens kam. Sie schlugen im Hof des Klosters ihr Lager auf und raubten 14 große und kleine Glocken sowie alle Gerätschaften samt Pferde und Rindvieh. Die Anlage wurde dabei bis auf die Grundmauern zerstört, alles wurde ein Raub der Flammen. Die Mönche zogen sich in die vom Kloster unterhaltene Propstei Zell am Main zurück.

Tribut an Reformation

Kaum 100 Jahre später verbreitete sich die Reformation und fand auch Einzug in der Oberpfalz. Die meisten Pfalzgrafen waren von Anfang an der neuen Lehre zugetan. Die Zahl der Katholiken sank stark. 1626 sollen in der ganzen Pfarrei Michelfeld an Ostern nur drei Kommunikanten und im gesamten Jahr zehn gezählt worden sein. Viele Menschen wurden von der Pest dahingerafft. Allein im Jahr 1633 sind in den Pfarrbüchern 144 Pestopfer verzeichnet, viele scheinen jedoch nicht registriert worden zu sein. In diesem Jahr wurde auch die Michelfelder Kirche Sankt Leonhard niedergebrannt.

Kurfürst Maximilian zeigte großes Bestreben, die aufgelösten Klöster und Pfarreien wiederherzustellen. Kurfürst Ferdinand schließlich erweckte die Michelfelder Abtei 1661 wieder zum Leben. Der Abt des Klosters Oberalteich bei Straubing wurde hier Administrator. Die nötigen Gebäude wurden wieder errichtet, so wie sie im Wesentlichen heute noch stehen. Mit der Säkularisation im Jahr 1803 wurde klösterliches Eigentum veräußert, die Bildstöcke und Kapellen abgebrochen.

Vom 14. Januar 1800 bis 23. April 1803 leitete Maximilian Prechtl das Benediktinerkloster. Seine Sorge galt besonders der Jugend. Durch seine Initiative entstand ein neues Schulhaus am Rande des Dorfes Michelfeld. Auch mit finanziellen Mitteln unterstützte er Bedürftige, kranke Menschen und eben auch die Jugend. In seinem Testament vermachte er "den Armen von Michelfeld" ein Drittel seines Barvermögens. Die Abt-Prechtl-Straße soll an seine Wohltaten und seine Liebe zu Michelfeld erinnern.

Durch die Säkularisation wurde das Kloster Michelfeld 1803 aufgelöst. Die zu Beginn des 18. Jahrhunderts von den Brüdern Asam reich ausgestattete Klosterkirche wurde Pfarrkirche. Der größte Teil der Anlage aber stand leer und war dem Verfall preisgegeben. Das änderte sich erst 1884, als der Dillinger Priester Johann Evangelist Wagner das Kloster erwarb und daraus eine Einrichtung für Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung machte. Dadurch zogen auch Dillinger Franziskanerinnen in die Gebäude der ehemaligen Benediktinerabtei ein.

Heute modernes Heim

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aus der ehemaligen Taubstummenanstalt ein Haus für pflegebedürftige Frauen und Mädchen und im Laufe der Zeit ein Pflegeheim. Allmählich entwickelte sich daraus eine moderne Einrichtung für (erwachsene) Frauen und Männer mit Behinderung, die heute allseits bekannte Regens-Wagner-Einrichtung.

Die prächtige Asamkirche im Klosterhof ist dem Evangelisten Johannes geweiht und seit 1803 auch Pfarrkirche. Bild: eb
Die prächtige Asamkirche im Klosterhof ist dem Evangelisten Johannes geweiht und seit 1803 auch Pfarrkirche.
Festprogramm zum Jubiläum „900 Jahre Kloster Michelfeld“:

n 3. bis 5. Mai Festwochenende

Freitag, 3. Mai, 19 Uhr, Festkommers mit geladenen Gästen und Festvortrag von Professor Konstantin Lindner zur Geschichte des Klosters Michelfeld; im Pfarrzentrum

Samstag, 4. Mai, 18 Uhr, Florianstag der Feuerwehren der Stadt Auerbach; Gottesdienst in der Pfarrkirche, anschließend Beisammensein im Pfarrzentrum

Sonntag, 5. Mai

9 Uhr Festgottesdienst mit Erzbischof Ludwig Schick

10.30 Uhr Frühschoppen im Klosterhof mit der Michelfelder Blasmusik und Einlage der Jagdhornbläser Auerbach

ab 11 Uhr Vereins- und Kunsthandwerkermarkt mit einheimischen Akteuren. Der Erlös der Veranstaltung wird für die Sanierung des Pfarrzentrums Michelfeld verwendet.

12 Uhr Mittagstisch

ab 12.30 Uhr Spielstraße für kleine und große Kinder

ab 13.30 Uhr Kirchenführungen mit Luitpold Dietl

14 Uhr musikalische Unterhaltung mit dem Paginza-Quartett

15.30 Uhr Michelfeld feiert und singt mit den „3 Fregga“

19 Uhr Konzert mit Wolfgang Buck in der Pfarrkirche; Titel: „Des Gwärch & Des Meer“; Eintritt frei, Spenden erwünscht.

n 24. bis 26. Mai „Bühne im Klosterhof“

Freitag/Samstag, 24./25. Mai, 19 Uhr, „So kann’s nicht weitergehen – Die Michelfelder Klostergründung in schwieriger Zeit 1119“, Schauspiel von Mundartdichter Walter Tausendpfund, inszeniert vom Theaterverein D‘Veldensteiner Neuhaus-Michelfeld. Kartenvorverkauf bei Lebensmittelgeschäft Höhn-Lindner, Schreibwaren Kleefeldt, Stadt Auerbach, Wagneria (Pegnitz); Preis: sieben Euro.

Sonntag, 26. Mai, 19 Uhr, Konzert der Jungen Christen mit neuen geistlichen Liedern und Popsongs; Eintritt frei, Spenden erwünscht.

n 20. bis 21. Juli Sommerfest-Wochenende

Samstag, 20. Juli, 12 bis 20 Uhr, Sommerfest Regens Wagner mit Unterhaltung durch die Knabenkapelle sowie Mittelaltermarkt vor den Klostermauernder (mit Zelten, Gewandeten und Vorführungen), der einen Eindruck vom Leben der Menschen zu Zeiten der Klostergründung vermitteln soll.

Sonntag, 21. Juli, 10 bis 18 Uhr, Mittelaltermarkt mit Spiel- und Erlebnismeile für Kinder; nachmittags ökumenische Wallfahrt der Dekanate Auerbach/Pegnitz zur Michelfelder Asamkirche.

n 26. Oktober Otnanttag des Historischen Vereins der Oberpfalz

Thema: Besitzungen des Klosters Michelfeld. Die Otnant-Gesellschaft ist ein regionalgeschichtliches und heimatkundliches Netzwerk für Nordostbayern. (ll)

Der fränkische Poet und Liedermacher Wolfgang Buck gibt am Sonntag, 5. Mai, in Michelfeld ein Konzert. Bild: Petra Hartl
Der fränkische Poet und Liedermacher Wolfgang Buck gibt am Sonntag, 5. Mai, in Michelfeld ein Konzert.
 
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