Die Michelfelderin Else Buchfelder (91) besitzt schon seit ihren jungen Jahren enge Verbindungen ins Kloster. Sie hat es sozusagen von innen kennengelernt, und zwar in einer Zeit, als sich dort auch das Lazarett befand. Ihre Erinnerungen daran hat sie in den folgenden Zeilen aufgeschrieben.
"Es war für mich eine sorglose Zeit, als ich 1942 im Anschluss an meinen Schulbesuch mein Pflichtjahr in der Einrichtung ableisten durfte. Dies war für mich die Voraussetzung, um anschließend die Handelsschule in Nürnberg absolvieren zu können. In den Sommermonaten fand ich Beschäftigung im Garten - meistens Unkrautjäten, was mir gar nicht gefiel. Meine Chefin war Schwester Silberta, sie war ausgebildete Gärtnermeisterin, in ihren Aufgabenbereich fiel auch die Imkerei. Ich freute mich, wenn ich zur Abwechslung mal mit weiteren Beschäftigten, darunter auch taubstumme Mädchen, auch andere gärtnerische Aufgaben erledigen konnte. In den Herbst- und Wintermonaten war mein Einsatz auch in der Gemüseküche. Während dieser Zeit hatten wir eine gute Verköstigung und konnten essen, so lange wir Appetit hatten.
Das Pflichtjahr verging viel zu schnell. Nun musste ich jeden Tag mit dem Zug nach Nürnberg in die Handelsschule fahren. In den Zugabteilen waren die Fenster abgedunkelt, Plakate verkündeten: "Nicht miteinander sprechen - Feind hört mit!" Während des Unterrichts mussten wir oft in den Luftschutzkeller, und ich war froh, wenn ich abends wieder zu Hause war. Etwa vier Wochen vor Ende des Schulbesuchs wurde mir vom Direktor mitgeteilt, dass ich mich im Reservelazarett Michelfeld zum Einsatz melden muss. Ich durchlebte harte Zeiten, hatte aber auch liebevolle Begegnungen mit Menschen.
Was kann ich dort machen? Wo werde ich eingesetzt? Werde ich das überhaupt schaffen? Diese Überlegungen gingen mir durch den Kopf. Im militärischen Ton wurde mir von einem Offizier mitgeteilt, dass ich in der Station III als Schreibkraft benötigt werde. Auf meinen Einwand, dass ich im Kaufmännischen ausgebildet wurde und von den medizinischen, meist auf Latein gehaltenen Ausdrücken keine Ahnung hätte, wurde mir gesagt, dass ich das zu lernen hätte. Zum Glück hatten wir auf der Station einen jungen Arzt in Ausbildung, an den ich mich in meiner Not wenden konnte. Für mich war diese Zeit der Einarbeitung die härteste Erfahrung. Meine Hauptaufgabe war, die Krankenblätter der kranken und verwundeten Soldaten immer auf dem Laufenden zu halten, dies bedeutete, dass ich bei jeder Visite mit anwesend war. Eines Tages kam der Befehl, das Protokoll während einer Sektion zu schreiben. Auch diese Aufgabe "überstand" ich, doch die Bilder verfolgten mich tagelang, und ich werde sie Zeit meines Lebens nicht vergessen.
Stationsschwester Davidis gehörte zu den Personen, die oft gute Worte für mich hatten, und sie stand mir häufig auch emotional zur Seite. Auch die Sanitäter begleiteten mich "väterlich", und nicht zuletzt die Lazarettinsassen brachten mich immer wieder mal zum Lachen. Dieser Lebensabschnitt endete für mich Mitte Juli 1945. Von den Amerikanern wurde das Personal, aber auch die kranken Soldaten gut behandelt."
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