Michelfeld bei Auerbach
11.11.2024 - 08:55 Uhr

Liedermacher Mathias Kellner bringt in Michelfeld das Publikum zum Toben

In eine „schwierige Dialektgegend“ sei er da gekommen, stellte der Niederbayer Mathias Kellner in Michelfeld fest – nachdem er in Auerbach einen Einheimischen nach dem Weg gefragt hatte. Für Kellner war der Abend auch eine Art Abschied.

Eine virtuos gespielte Gitarre und eine ausgeprägte Mimik sind zwei der Erfolgsrezepte von Mathias Kellner. Bild: ll
Eine virtuos gespielte Gitarre und eine ausgeprägte Mimik sind zwei der Erfolgsrezepte von Mathias Kellner.

Das Programm, mit dem Liedermacher Mathias Kellner auf Einladung des Fördervereins St. Otto am Samstag im voll besetzten Pfarrzentrum in Michelfeld auftrat, hat den Titel „Ernsthaft?!“. Und hinterher verstand auch jeder die Satzzeichen. Was Kellner zu seinen Liedern erzählt, steht in der Tradition von Fredl Fesl. Es erinnert aber auch an das, was Bruce Springsteen bei Konzerten über sein Erwachsenwerden zum Besten gibt.

Das Resultat war eine Mischung aus Lachtränen und tiefsinnigen Momenten, die in Michelfeld sehr gut ankam. Etliche Besucher bedankten sich hinterher bei Kellner für einen wunderbaren Abend. Ein würdiges Finale also für das Programm „Ernsthaft?!“, das der 40-Jährige nach eigenen Angaben hier zum letzten Mal spielte.

Kellner übersetzt gerne Lieder aus dem Englischen ins Bayerische. Mitsingen ist dann ausdrücklich erwünscht, wobei es zu beachten gilt: „Nur der Text ist bayerisch, die Melodie ist weiter englisch.“ So wurde aus „Wish you were here“ von Pink Floyd „I hätt die gern do“ und aus Bonnie Tylers „It's a Heartache“ einfach „Da tuat da doch as Herz weh“ – im Refrain aus über 150 Kehlen begeistert mitgesungen.

Wenn der Saal tobt, mahnt Kellner: „Überkochende Stimmung können wir nicht brauchen, das ist immer noch eine Kleinkunstveranstaltung.“ Um sofort seine zweite Stärke, die Mimik, einzusetzen. Etwa bei der Erklärung von „ebban“ (jemand): „Das ist das einzige bayerische Wort, bei dem man die Augen zumachen muss, wenn man es ausspricht, sonst zerreißt es einem den Schädel.“

Kellners eigene Lieder sind oft nachdenklich, etwa „Jeder Tog is a guader Tog – außerhalb der Gruam“, 2020 während der Pandemie als trostspendendes Lied für den Bayerischen Rundfunk geschrieben. Wobei der Niederbayer vermutet, dass es dort keiner richtig verstanden hat, weil es beim BR mit den Dialektkenntnissen nicht mehr weit her sei. In Michelfeld haben sie es verstanden, und Kellner hat das gespürt. Zum Abschied sagte er: „Es war mir ein inneres Kesselfleischessen heute – ich habe es sehr genossen.“

 
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