Durch eine hervorragende Gesamtleistung ist den insgesamt 63 Mitwirkenden des Theatervereins "d'Veldensteiner" mit dem Schauspiel "So kann's nicht weitergehn" eine glänzende Premiere gelungen. 400 Besucher ließen sich zur Erstaufführung am Freitag im illuminierten Klosterhof anlocken, 365 bei der Aufführung am Samstag, die einen weiteren Höhepunkt innerhalb des Klosterjubiläums erlebten.
Zwei bis drei Mal wöchentlich hatten die Laienspieler aus Michelfeld, Neuhaus und Auerbach seit Februar geprobt, stets zusammen mit Mundartdichter Walter Tausendpfund, der das Stück eigens für das Jubiläum verfasst hatte und als Erzähler mitwirkte. Man tauchte ein in die Zeit der Klostergründung. Die Darsteller füllten ihre Rollen bestens entlang der überlieferten Historie aus, wenn auch der Verfasser so manche schlaflose Nacht hatte.
Machtbewusster Bischof
Der Spruch "So kann's nicht weitergehn" des Bamberger Bischofs Otto I. zieht sich wie ein roter Faden durch das dreistündige Stück. Die Situation vor 900 Jahren erforderte vom machtbewussten Oberhirten, wegen der Spannungen im oberen Pegnitztal zu handeln. Mit der Durchsetzung der bischöflichen Rechte wollte er die Menschen dort kirchlich und politisch an sich binden.
Zu Spannungen kam es auch zwischen der hiesigen Bevölkerung und den Menschen östlich der Pegnitz. Das religiöse Leben spielte sich nur mehr am Rande ab. In den vier Schwestern des benediktinischen Klosters Pferrach sah der Bischof keine große Hilfe mehr. Sie hätten sich der weltlichen Lebenslesart der Bewohner angepasst. "Gebet und Heilige Messe werden gemieden oder nur privat im Wald verrichtet", beklagte Bischof Otto, in dessen Rolle Ernst Schalanda in perfekter Erhabenheit geschlüpft war.
"So kann's nicht weitergehn" stand aber nicht nur für ihn fest, sondern auch für die Veldener Waldaufseher (Josef Müller und Manfred Kohl), nachdem sich der Streit ums Holz mit den Pferracher Schwestern zugespitzt hatte. Schließlich sah der Bischof, stets mit seinem Adjutanten Heraldo (Manuela Beyer) an der Seite, die Rettung nur in der Gründung eines neuen Klosters.
Die erwartete Besserung - es sollten wieder Religiosität und Ordnung einkehren - erhoffte er sich durch die ernsthaften Mönche vom Bamberger Michelsberg unter Zustimmung von dessen Abt Wolfram, den Luitpold Dietl getragen verkörperte. Beim Eintreffen in Michelfeld stießen die Benediktiner (Christian Maier, Ronald Schmiedl und Egon Müller) mit ihrem ersten Abt Imbriko allerdings auf wenig Gegenliebe. Michael Buchfelder ging voll in der Rolle des gottesfürchtigen Klostervorstehers auf, dem es gelang, sich gegen die streitbaren Benediktinerinnen (Petra Böhm, Moni Böhm, Beate Ziegler, Bärbl Müller) durchzusetzen, die ihren Lebensraum mit Klauen und Zähnen verteidigten: "Dou san mia daham." Seinen schweren Stand bringt Imbriko so zum Ausdruck: "Oh heiliger Benedikt, wo hast du uns da hingeschickt, das sind Furien aus der tiefsten Hölle."
Für den weltlichen Schutz des Klosters konnte der Bischof Graf Berengar von Sulzbach gewinnen. Und der wurde schon bald zu Hilfe gerufen, um bei den Interessenkonflikten zu schlichten. Joachim Kroher füllte diese Rolle gekonnt aus. Nichts abgewinnen konnten zunächst die nach Michelfeld gekommenen Auerbacher Händlerinnen (Eva Müller und Svenja Heimstädt) dem Wunsch der Mönche, wegen des zu lauten Treibens um das Kloster den Markt nach Auerbach zu verlegen. Wussten die Frauen ja aus eigener Erfahrung: "In Auerbach is doch nix lous."
Mönche wollen Ruhe
Die Michelfelder Bauersleut (Tim Heidenau, Peter Zinner, Sofia Wilhelm und Brigitte Maier) sowie die herübergekommenen Pegnitzer (Ulli Deinzer, Thomas Zinner) machten kein Hehl daraus, dass sie die Ansiedlung der frommen Männer mit ihrer Ordensregel "ora et labora" und dem Auftrag, die Menschen zur Gottesfurcht anzuhalten, nicht wünschten. Es kam zur Marktverlegung nach Auerbach, im und rund um das Kloster kehrte die von den Mönchen ersehnte Ruhe ein. Für Auerbach dagegen begann ein Aufschwung mit der Zuversicht: "So könnt's weitergehn."
Das Stück „So kann’s nicht weitergehen“ unter der Regie von Catharina Denk und Sophia Ferstl überzeugte auch wegen der liebevoll eingebauten Spitzen mit aktuellem Bezug gegen die Nachbarn in Auerbach und Pegnitz. So mussten sich Letztere sagen lassen, es stimme zwar, dass sie Bier mit Wasser aus der Pegnitzquelle brauten, allerdings nur, wenn die gerade nicht ausgetrocknet sei. Jede Erwähnung von Auerbach – im Jahr 1119 noch bedeutend kleiner als Michelfeld – wurde auf der Bühne von den selbstbewussten Michelfeldern mit einem Aufstöhnen oder einem Abwinken quittiert. Aber alles war so geschickt arrangiert, dass auch Auerbacher mitlachen konnten. (ll)
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