Michelfeld bei Auerbach
22.07.2023 - 00:47 Uhr

Publikum und Sänger haben bei Konzert der Regensburger Domspatzen in Michelfeld großen Spaß

Die Tradition einer mehr als 900 Jahre alten Pfarrei und die eines über 1000 Jahre alten Chores trafen aufeinander, als die Regensburger Domspatzen in Michelfeld auftraten. Keiner, der dabei war, wird das Konzert so schnell vergessen.

Rund 200 Zuhörer zog der Auftritt der Regensburger Domspatzen am Freitag, 21. Juli, in die Michelfelder Pfarrkirche. Chorleiterin Kathrin Giehl hatte das Programm unter das Motto „himmelwärts – Geistliche Chormusik“ gestellt. 57 Sänger – vom Viertklässler bis zum jungen Mann kurz vor dem Abitur – wurden schon bei ihrem Einzug mit Applaus empfangen.

Dass die Michelfelder in den Genuss dieses Konzerts kamen, haben sie dem Pegnitzer Allgemeinarzt Johannes Havla zu verdanken. Er war von 1987 bis 1996 selbst bei den Regensburger Domspatzen, und sein Sohn setzt jetzt diese Familientradition fort. Havla war vom Management des Chores gefragt worden, ob sich nicht in der Region Auerbach/Pegnitz ein Auftritt organisieren ließe. Sozusagen auf halber Strecke zwischen Regensburg und Burgebrach (Landkreis Bamberg), wo die Domspatzen am Samstag zum 1000-jährigen Ortsjubiläum sangen, ehe sie am Sonntag noch in Bamberg auftraten. Havla erinnerte sich an die künstlerisch und akustisch beeindruckende Asamkirche in Michelfeld und nahm mit Diakon Franz-Josef Reck Kontakt auf, der dort seinen Dienstsitz hat. Mit großer Freude sagte die Pfarrei zu.

Applaus erst zum Schluss

Die jungen Sänger – die größeren unter ihnen mit schwarzem Anzug und grauer Krawatte, die kleineren mit dunkelblauem Anzug – verteilen sich im Altarraum im Viertelkreis um ihre Chorleiterin. Pfarrgemeinderatsvorsitzender Erwin Holl hatte das Publikum bei der Begrüßung gebeten, zwischen den Stücken nicht zu klatschen, sondern sich den Applaus für den Schluss aufzuheben. So werden die Lieder in dem fast anderthalbstündigen Konzert nur durch gelegentliche Textpassagen unterbrochen, in denen jüngere Chormitglieder vorlesen, wie sich, getreu dem Motto „himmelwärts“, die Liebe Gottes auch durch die Musik erleben lasse.

Die Bandbreite der vorgetragenen Stücke reicht vom „Laudate nomen Domini“ aus dem 16. Jahrhundert über im 19. Jahrhundert vertonte Psalmen bis hin zu schwungvollen modernen Gospels und Spirituals wie „I will sing with the spirit“. Bei „Gott ist die Liebe“ oder „Bleibe bei uns“ haben die Jüngeren Sendepause und setzen sich hin; das sind Männerchor-Stücke, werden also nur von den Größeren gesungen.

Daumen geht nach oben

Es ist faszinierend zu beobachten, wie die Freude an der Musik allen 57 Chormitgliedern plus den Instrumentalisten Lara Beck (Klavier) und Andreas Haberl (Violoncello) ins Gesicht geschrieben steht. „Die Jungs hatten heute richtig Spaß beim Singen, das hat man gemerkt“, wird Kathrin Giehl nach dem Konzert dazu sagen. Auch ihr scheint es zu gefallen, wenn während der Lieder auf jede ihrer Handbewegungen eine Reaktion aus dem Chor erfolgt. Mal schwellen auf ihr Zeichen hin die tiefen Stimmen mächtig an, mal spitzen die Kleineren die Münder, um die Töne besonders fein und klar rüberzubringen. Oft zeigt die Leiterin nach einem Stück den Sängern mit nach oben gerecktem Daumen an, dass sie es gut gemacht haben.

Das finden auch die Zuhörer, die am Ende ihren aufgesparten Applaus in Form von Standing Ovations reichlich über den Chor ausgießen und sich damit noch eine Zugabe erklatschen. „Zu Michelfeld passt Domspatzen“, bilanziert Diakon Franz-Josef Reck in seiner Schlussansprache. Die Jungs lächeln, als er ihnen erklärt, dass Kathrin Giehl, die ein „fränkisches Gewächs“ sei, sich schon darauf freue, ihnen ihre Heimat zu zeigen.

„Es ist wunderschön, hier zu singen“

Nach dem Konzert ist Johannes Havla begeistert von dem, was er gehört hat. Die Mischung sei natürlich anders als zu seiner Zeit, „aber ich finde das toll; auch in dieser grandiosen Kirche, dem prächtigen Raum“. Kathrin Giehl findet den Auftrittsort ebenfalls überwältigend. Das Motto, der Chor und die Akustik hätten hier wunderbar harmoniert. Einige der älteren Sänger bestätigen das: „Es ist wunderschön, hier zu singen.“ Den Spaß an der Musik hätten sie aber nicht nur hier, sondern überall: „Musik ist sowieso das A und O in unserem Leben.“

Die Michelfelder Organistin Sonja Schwemmer, selbst Leiterin mehrerer Chöre, schwärmt ebenfalls von dem Konzert: „Das erste Halleluja war ein Traum, ich hatte Gänsehaut. Einfach wunderbar, diese Stimmgewalt.“ Auch die Abwechslung zwischen klassischen und modernen Stücken oder die Variation zwischen drei- und achtstimmiger Darbietung habe ihr sehr gut gefallen.

Kathrin Giehl verlässt die Kirche mit der Zusicherung, die Domspatzen kämen jederzeit wieder nach Michelfeld, wenn sie eingeladen würden. Nicht zuletzt wegen der vor dem Konzert erfahrenen Bewirtung: „Die Verpflegung war ganz oben in unserer Rangliste.“

Hintergrund:

Die Regensburger Domspatzen in Zahlen

  • 975 Jahr der Gründung
  • 431 Schüler in den Domspatzen-Schulen
  • 146 Gottesdienste und Konzerte pro Jahr
  • 6 Chöre
 
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