Nach fünf Tagen ist am Freitag in Kabul die Loja Dschirga, die große Ratsversammlung, mit der Forderung nach einem umfassenden Waffenstillstand zu Ende gegangen. Große Hoffnung, dass die Versammlung etwas Richtung Frieden bewegt, haben die Afghanen aber nicht, sagte Dr. Reinhard Erös am Freitag unserer Redaktion.
Der Mediziner aus Mintraching (Kreis Regensburg) und Gründer der "Kinderhilfe Afghanistan" ist wenige Stunden zuvor aus Afghanistan zurückgekehrt. Dort hat er unter anderem mit Teilnehmern der Loja Dschirga gesprochen. Viele hätten die große Sorge, dass mit dem am Sonntag beginnenden islamischen Fastenmonat Ramadan die Gewalt wieder zunimmt. Zum einen haben die Taliban ihre Frühjahrsoffensive angekündigt, zum anderen gebe es unter islamistischen Extremisten, etwa bei der Terrormiliz IS oder bei Al Kaida die Vorstellung, wer im Fastenmonat als Märtyrer sterbe, komme direkt ins Paradies. Deshalb gab es in den vergangenen Jahren immer wieder vermehrt Terroranschläge. Die Extremisten pervertieren damit den Gedenken, dass gute Taten während des Ramadan im Jenseits besonders vergolten werden.
Derzeit toben im Südosten Afghanistan in der Provinz Nangarhar Kämpfe zwischen den radikal-islamischen Taliban und der Terrormiliz IS. Vor den Gefechten in den Bezirken Chogani und Schersad sind laut Vereinten Nationen rund 50 000 Menschen geflohen. "Der IS ist nicht stark, aber brutal", sagt Erös. Afghanen würde ihm berichten, unter den IS-Kämpfern seien kaum Afghanen sondern Tadschiken, Tschetschenen und Pakistaner. Europäer seien bisher nicht entdeckt worden.
Erös war während seines Besuches am Hindukusch auch wieder in der Provinz Nangarhar, wo die Kinderhilfe viele ihrer Projekte betreibt. Die Arbeit gehe ohne Probleme weiter, berichtet der Mediziner. Für das Sommersemester 2019 hat die Kinderhilfe Studenten aus armen Familien, die an Schulen der Organisation ein besonders gutes Abitur abgelegt haben, mit einem ein Stipendium den Zugang zum Medizin-Studium ermöglicht. Zudem will die Organisation im Herbst den Bau einer weiteren Mädchenschule beginnen.
Die Loja Dschirga haben die Afghanen vor allem als Werbeveranstaltung für Präsident Aschraf Ghani und als Signal an den Westen verstanden, berichtet Erös. Ghani wolle bei der Wahl im Herbst erneut antreten. Besonders überrascht hat Erös, dass von den rund 3200 Delegierten zwischen 20 und 30 Prozent jünger als 30 Jahre waren. Zudem sei ein Drittel Frauen gewesen. Ein Hoffnungszeichen. Denn die Teilnehmer würde von den Bezirkschefs entsandt.
Spendenkonto der Kinderhilfe Afghanistan:
Empfänger, Begünstigter: KINDERHILFE AFGHANISTAN
IBAN: DE08750903000001325000
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