Mitterteich
13.12.2020 - 08:42 Uhr

200 Schachpartien übers Telefon

Weil im März keine Schachabende mehr stattfinden durften, entschlossen sich Herbert Baier und Paul Trapp, ihre Spiele übers Telefon auszutragen. Zur 200. Partie haben sie sich ausnahmsweise kurz getroffen.

Herbert Baier und Paul Trapp (von links) spielen täglich eine Partie Schach - über das Telefon. Auch die 200. Partie fand - nach einer Runde Blitzschach - ebenfalls über das Telefon statt. Bild: kaz
Herbert Baier und Paul Trapp (von links) spielen täglich eine Partie Schach - über das Telefon. Auch die 200. Partie fand - nach einer Runde Blitzschach - ebenfalls über das Telefon statt.

Paul Trapp und Herbert Baier spielen seit ihrer Jugend Schach. Die Leidenschaft für das Brettspiel konnte auch die Corona-Pandemie nicht stoppen. Seit April duellieren sich die beiden fast täglich – und zwar über das Telefon. 200 Partien haben sie seit April ausgetragen. Für sie steht fest: Schach hält den Kopf fit.

"Es ist einfach ein sinnvoller Zeitvertreib", sagt Herbert Baier. Der 81-Jährige hat im Alter von 14 Jahren das Schachspielen gelernt. Freunde haben es damals gespielt, deshalb wollte er es auch können. Entwickelt hat sich daraus eine Leidenschaft, der er im Schachclub Mitterteich seit 65 Jahren nachgeht. Er war mehrfacher Stadtmeister und wurde auch wegen seiner Tätigkeit als Zweiter Vorsitzender zum Ehrenmitglied ernannt.

Spiel ohne Zeitlimit

Der Schachabend fand bis März immer am Dienstag im Mehrgenerationenhaus in Mitterteich statt. "Zwar dürften wir uns zum Spielen treffen, viele Mitglieder fürchten aber eine Ansteckung", sagt Paul Trapp, der das Amt des Ersten Vorsitzenden beim Schachclub Mitterteich inne hat. Im Sommer hat Trapp einmal ein Schachturnier in seinem Garten veranstaltet. "Da kamen aber nur fünf Mitglieder", erzählt er.

Auf die gewohnte wöchentliche Partie wollten Trapp und Baier bereits nach kurzer Zeit nicht länger verzichten. Und so verabredeten sie sich im April zu ihrer ersten Schachpartie am Telefon. Auch die 200. Partie fand - nach einer Runde Blitzschach - ebenfalls über das Telefon statt.

"Meistens beginnen wir um halb drei", erzählt Baier. Ein Spiel dauert meist zwischen drei und vier Stunden. "Wir spielen ohne Zeitlimit", erklärt Trapp. Sollte ein Spiel allerdings um 7 Uhr abends noch nicht beendet sein, setzen sie es am nächsten Tag fort. "Um 19 Uhr gibt es Abendessen", informiert Trapp.

Eine weitere Besonderheit: Nach jedem Zug wird das Telefonat beendet. "Da ich nicht sehe, wie Herbert überlegt, kann ich auch auflegen", sagt Trapp und lacht. Manchmal wird die Partie auch für einen Spaziergang oder Gartenarbeit unterbrochen. Fachliteratur nehmen die beiden Herren ebenfalls zu Hilfe. "Dann können wir noch was lernen", scherzt Herbert Baier.

Mitspieler auch im Internet

Nach dem Spiel analysieren die Schachfreunde das Spiel. Da jeder Zug auf einem Blatt Papier notiert wird, können sie die Züge nachstellen und besprechen. "Wie beim Fußball", sagt Trapp. Herbert Baier schätzt die Vielseitigkeit des Schachspiels. "Keine Partie ist wie die andere. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten", meint der Rentner, der in der Musterabteilung einer Porzellanfabrik gearbeitet hat. "Ich kann meine eigenen Ideen umsetzen und kreativ sein", betont er.

Schach über das Telefon zu spielen, empfehlen sie auch ihren Mitspielern, die keinen Computer zu Hause haben. "Es macht einfach Spaß und hält den Kopf fit", sagt Baier. "Und es ist eine Sportart, die man trotz Corona ausüben kann", ergänzt Trapp.

Wenn Herbert Baier mal keine Zeit hat, spielt Paul Trapp auch am oder gegen den Computer. "Auf einer Internetseite werden die Gegner aus aller Welt zugelost", erklärt er. "Um Gegner mit der gleichen Spielstärke zu finden, wird im Schach eine Wertungszahl ermittelt."

Stadtmeisterschaft in Planung

Paul Trapp und Herbert Baier versuchen das Beste aus der aktuellen Situation zu machen. Dennoch freuen sie sich bereits jetzt auf den Tag, wenn wieder ein Schachabend mit allen Mitgliedern im Mehrgenerationenhaus stattfinden kann. "Da sind ganz andere Emotionen mit im Spiel", sagt Trapp. Ihm gefällt es, wenn er dem Gegner bei jedem Zug in die Augen blicken kann. "Besonders mag ich es, wenn mein Gegenüber unruhig wird oder einen roten Kopf bekommt", sagt er und lacht.

Wenn die Corona-Pandemie es zulässt, wollen sie nächstes Jahr wieder eine Stadtmeisterschaft und ein Blitzturnier auf die Beine stellen. Bis dorthin spielen Trapp und Baier weiterhin jeden Tag ihre Partie. "Schach-Interessierte können sich gerne bei mir melden", ermuntert Trapp dazu, diese Art des Spielens zu versuchen.

Amberg15.04.2020

Internetauftritt Schachclub Mitterteich

Herbert Baier und Paul Trapp (von links) spielen täglich eine Partie Schach - über das Telefon. Auch die 200. Partie fand - nach einer Runde Blitzschach - ebenfalls über das Telefon statt. Bild: kaz
Herbert Baier und Paul Trapp (von links) spielen täglich eine Partie Schach - über das Telefon. Auch die 200. Partie fand - nach einer Runde Blitzschach - ebenfalls über das Telefon statt.
Hintergrund:

Zahlen und Fakten zum Schach

  • Das Wort Schach kommt aus dem Persischen ("Schah") und bedeutet König. Daher stammt auch die Bezeichnung "das königliche Spiel".
  • Bei diesem strategischen Brettspiel bewegen zwei Spieler abwechselnd ihre Spielsteine, die Schachfiguren. Ziel ist es, den Gegner schachmatt zu setzen, also dessen König so anzugreifen, dass weder Abwehr noch Flucht möglich sind.
  • Derzeitiger Schachweltmeister ist Magnus Carlsen aus Norwegen, derzeitige Schachweltmeisterin (für Frauen gibt es auch eigene Wettkämpfe) ist Ju Wenjun aus der Volksrepublik China.
  • Die Dachorganisation der Schachspieler in Deutschland ist der Deutsche Schachbund (DSB). Er wurde 1877 in Leipzig gegründet und hat rund 92.000 Mitglieder in etwa 2400 Vereinen.
  • Auf dem Schachbrett befinden sich zu Beginn einer Partie 16 weiße und 16 schwarze Figuren. Jeder hat folgende Figuren zur Verfügung: König, Dame, zwei Türme, zwei Springer, zwei Läufer und acht Bauern.
 
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