Bestens gelaunt und locker gab sich die rüstige Seniorin, die einst Anneliese Sölch hieß, am Mittwoch im Saal des alten Rathauses. Bürgermeister Roland Grillmeier, der sie zum Empfang eingeladen hatte, bezeichnete sie als "Botschafterin von Mitterteich".
"Ich freue mich, Sie wiederzusehen, Sie machen ja gerade Schlagzeilen", sagte Bürgermeister Roland Grillmeier. Annelee Woodstrom erwiderte in bestem Deutsch, lediglich mit leichtem Akzent: "Ich komme immer wieder gerne in meine Heimatstadt Mitterteich."
Wie Grillmeier erklärte, sei die Vorstellung ihres ins Deutsche übersetzten Buches "Kriegskind" auf der Frankfurter Buchmesse der Grund, dass sie nun auch einen Platz im Goldenen Buch der Stadt bekommen habe. "Sie sind jetzt deutschlandweit bekannt", sagte der Bürgermeister. Das Buch sei ein Stück Stadt- und Heimatgeschichte. "Sie sind eine wichtige Zeitzeugin in Deutschland, aber auch in den USA. Es ist wichtig, dass sie das Erlebte schriftlich festgehalten haben." Grillmeier dankte Woodstrom für ihren Einsatz und auch dafür, dass sie die Reise trotz ihres hohen Alters auf sich genommen hat. Dabei habe sie auch ihre Heimatstadt nicht vergessen.
"Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal im Rathaus sein werde. Ich werde diesen Empfang nie vergessen", betonte Annelee Woodstrom und berichtete, dass sie 1999 mit dem Schreiben begonnen und 2003 das erste Buch veröffentlicht hat. In den USA habe sie schon häufig an Schulen aus ihren Werken vorgelesen. Viele Amerikaner hätten dadurch erst verstanden, wie die Situation in Hitlerdeutschland wirklich war und wie es dazu gekommen ist.
Als Höhepunkt ihres aktuellen Deutschlandbesuchs bezeichnete sie den Auftritt auf der Frankfurter Buchmesse. Ausdrücklich dankte sie Reiner Summer für seine mühevolle Arbeit. "Reiner hat das Buch mit viel Gefühl, Herz und Liebe übersetzt." Ein Segen sei ihre Familie, die sie in Amerika und Mitterteich habe. "Ohne deren Unterstützung hätte das Buch nicht in Frankfurt vorgestellt werden können."
Besonders wichtig sei ihr das friedliche Zusammenleben. Woodstrom berichtete von Gesprächen mit "ehemaligen Feinden", die im Zweiten Weltkrieg etwa an Bombenabwürfen auf Regensburg und München beteiligt waren. Diese hätten sie um Verzeihung gebeten, nachdem sie von ihrer Lebensgeschichte gehört hätten. "Es war eine andere Zeit, es war Krieg. Heute sind wir Freunde", habe stets ihre Antwort gelautet. Abschließend wünschte sich die Seniorin, "dass niemals mehr Krieg ist und alle in Frieden leben können". Was 1933 in Deutschland begann, so die 93-Jährige, dürfe sich nie mehr wiederholen. An Bürgermeister Roland Grillmeier überreichte sie als Geschenk ein Exemplar des Buches "Kriegskind - Meine Jugend in Hitlerdeutschland. Aber muss es denn ein Ami sein?".
Am kommenden Montag kehrt Annelee Woodstrom wieder in die USA zurück. Im Mai 2020 will sie erneut nach Deutschland reisen und dabei auch wieder ihre Heimatstadt besuchen.
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