Welche Zielkonflikte machen gerade Kopfzerbrechen? Der fünfte „Online-Snack“ der Demokratie-Werkstatt im Netzwerk Inklusion versuchte, zum Thema „Strategien und Meinungsbildung in den Wahlkämpfen 2021: Wie sie funktionieren (sollen)“ hinter die Kulissen zu blicken. Aufgezeigt wurden für jede Partei die speziellen Schwierigkeiten: Man will die eigenen Flügel bedienen, trotzdem Geschlossenheit zeigen; Koalitionsmöglichkeiten offenhalten, aber die Parteiidentität bewahren; Stammwähler halten, gleichzeitig Wechselwähler gewinnen und dazu noch das eigene Programm mit dem Spitzenpersonal in Übereinstimmung bringen.
Referent Friedrich Wölfl zeigte an Beispielen auf, wie Wahlkampf hinter den Kulissen angelegt wird. Die Parteien verfolgten meist einen Mix: Er reiche von Personalisierung, Thematisierung und De-Thematisierung über Positiv- und Negativ-Kampagnen bis hin zu emotionalisierenden oder populistischen Anklängen.
Meinungsbildung funktioniere, so der Referent, zwar in der aktuellen „Distanz-Demokratie“ verstärkt mit Online-Formaten und auf Online-Kanälen, zum Teil auch unter Nutzung von "Micro-Targeting". Überraschend messe jedoch die Wahlforschung traditionellen Methoden auch eine erhebliche Bedeutung zu, etwa der Plakatwerbung, noch mehr den Fernsehspots und TV-Runden, heuer erstmals bei drei Kanzlerkandidaten als „Triells“ und nicht mehr als "Duelle" konzipiert.
In der anschließenden Diskussion thematisierten die Teilnehmer die Grenze zwischen Fairness und Unfairness bei der Wahlwerbung. Ferner wurde auf die Risiken eines von Algorithmen bestimmten Online-Wahlkampfs hingewiesen und auf die Gefahren extremistischer Einflüsse. "Dennoch scheint die Demokratie im Wahlkampf nicht gefährdet zu sein, die demokratische Mitte erweist sich als stabil", lautete ein Fazit der Veranstalter.
Die Reihe „Snacks im Wahljahr - leicht bekömmlich“ ist initiiert von der Demokratie-Werkstatt in Kooperation mit der Volkshochschule des Landkreises Tirschenreuth und dem Evangelischen Bildungswerk Oberpfalz. Sie findet ihren Abschluss am 16. Juli ab 18 Uhr mit der klassischen Frage der Wahlforscher: „Wie sich Wählerinnen und Wähler entscheiden - warum und wann“. Anmeldung und Informationen zur nächsten Online-Veranstaltung per E-Mail an info[at]inklusion-tirschenreuth[dot]de.
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